Zühlo auf Reisen

✤ SÜDAMERIKA ✤

02|03|04 2024


Reisetagebuch

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Lago San Pablo | Ecuador | Sonntag - 03.03.2024 - 06:36 - GOOGLE MAPS 
23 Lago San PabloGerald, ein Freund der hier in Ecuador lebt, holte mich um 7:00 Uhr am Morgen ab, um mich zu seinem Haus am Lago San Pablo mitzunehmen. Das hat mich sehr gefreut, denn der Lago San Pablo ist für mich ein sehr schöner Ort in Ecuador. Er ist der größte See des Landes und liegt auf 3000 m Höhe. Umrahmt wird er von den mächtigen Gebirgszügen der Anden. Vom See aus kann man die Gipfel des Imbaburra, Fuya Fuya und Coicotcha sehen. Der See gehört zur indigenen Kommune San Pablo und grenzt im Norden an den Ausflugsort Otavalo und seinen bekannten Indiomarkt. Im Jahr 2014 erzählte mir Gerald von seinen Plänen auf seinem Grundstück ein Haus zu errichten, indem die untere Etage vermietet werden sollte und in der oberen Etage er für sich eine Wohnung einbauen wollte. Mit einem Panoramablick auf den See. Zehn Jahre später ist die untere Etage fertig und eine sehr schöne Ferienwohnung ist entstanden. Die oberen Etagen sind kurz vor der Fertigstellung und insgesamt ein traumhaftes Objekt mit dem besagten Imbabura im Rücken und dem Lago San Pablo als Aussicht. Der See bietet einiges an Aktivitäten, wie zum Beispiel SUP, Kanu/ Kajak, Wakeboard, Schwimmen, vielleicht besser mit Neopren, und das alles in einer atemberaubenden Landschaft. Bevor es auf das Wasser ging, unternahmen wir noch einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall, der auf vielen Wanderwegen zu erreichen ist. Da es mitten in der Woche war, hatten wir die Landschaft und das Naturerlebnis für uns alleine. In San Pablo zurück wurde ich auf ein Spektakel aufmerksam, welches sich auf dem Sportplatz der Kommune abspielte. Die Leute in der Straße erklären mir, dass heute die Finalrunde der indigenen Kommunen der Region im Fußball stattfindet. Genau mein Humor. Also mischte ich mich unter das Volk und sah dem bunten Treiben auf dem Sportplatz zu. Hervorzuheben ist, dass das Spanisch der idigenen Andenbevölkerung deutlich klarer und besser zu verstehen ist, als das Spanisch auf der kubanischen Karibikinsel. Fast spannender als das Geschehen auf dem Platz war das drum herum. Die Frauen boten allerlei typisch equatorische Speisen und Getränke an und die Männer fachsimpelten über das Spiel und den weiteren Turnierverlauf. Sie erklärte mir unter anderem die Ausschreibung für das Turnier. Ein Team besteht aus sieben Spielern, wobei mindestens fünf indigene Spieler mit langen! Haaren zum Team gehören müssen. Zwei Spieler dürfen Mestizen sein und kurze Haare haben. Ein Blick auf das Spielfeld, bestätigte mir diese Aussage. Interessant waren auch die ausgelobten Preise. Das Sieger Team bekommt einen großen Stier und angeblich 1000 $, der Zweitplatzierte einen kleineren Stier und 600 $ und der Drittplatzierte einen noch kleineren Stier und 400 $, jetzt konnte ich die Intensität und den teilweise harten Einsatz des Spieler auf dem Platz verstehen.
Am Abend machte ich dann zum ersten Mal Bekanntschaft mit den aktuellen Gegebenheiten in Ecuador. Wir waren bei einem Lehrer des Colegio Alemán eingeladen und verbrachten einen netten Abend. Dabei erfuhr ich, dass der Gastgeber Thomas, der seit zwölf Jahren in Ecuador lebt, so etwas wie der Capo des Fußballklubs Aukas in Quitos Süden ist. Das bedeutet, dass er die Stimmung im Fan Block, der so genannten Barra, mit anheizt. Das macht er wie in Südamerika üblich, mit dem Einsatz einer Trompete. Ein Deutscher, der für die Stimmung in einem ecuadorianischen Traditionsverein verantwortlich ist. Für mich ein Ding für SportInside.
Jedenfalls fiel uns um 23:30 Uhr ein, dass es ab 00:00 Uhr eine Ausgangssperre gibt. Alle Versuche noch ein Taxi oder Uber zu bestellen scheiterten.
Zu Fuß nach Hause zu laufen fiel aufgrund der Entfernung und der Sicherheitslage aus und so blieb nur noch die Gästecouch und der Entschluss, am nächsten Tag das erste Spiel der Aukas in der neuen Saison zu besuchen.
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Cununjaku | Ecuador | Donnerstag - 29.02.2024 - 20:48 - GOOGLE MAPS 
22 Angekommen in Ecuador Es ging dann doch standesgemäß mit dem roten Lada, Baujahr 1982 zum Flughafen. Der Flug nach Lima war pünktlich und El Ninjo lies einmal wieder grüßen. Ich hatte es schon vorab gelesen, dass das Klimaphänomen El Ninjo in diesem Jahr wieder zu beobachten ist. Dabei kommt es vor allem an der südamerikanischen Küste zu großen Niederschlägen und Unwettern. Der Flug ging. genau über diese Küstenregion von Havanna nach Lima und ab der Höhe Kolumbiens durchflog die Maschine für 2 Stunden eine ausgeprägte Gewitterzone. Der Himmel war durch die vielen Blitze hell erleuchtet und es bot sich ein beeindruckendes Naturschauspiel. Der Pilot manövrierte gekonnt die Maschine durch diese Unwetterzone. In Lima angekommen fiel mir direkt auf, wie bunt und vielfältig ein Warenangebot sein kann. Nach vier Wochen Kuba hatte ich das fast vergessen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr funktionierte wieder problemlos. Um 0:00 Uhr ging es dann wieder in die entgegengesetzte Richtung nach Quito. Der Anflug auf diese Stadt im Hochtal mitten in den Anden war wie immer ein sehr besonderes Erlebnis für mich. Immigration und Gepäckabholung waren in 30 Minuten erledigt und ich war wieder da. Auch hier, mitten in der Nacht um 2:30 Uhr waren noch alle Geschäfte offen und es herrschte noch eine beachtliche Betriebsamkeit. Mein Freund Ivan war auch schon dort und holte sich mit seinem VW T3 Bus ab. Ich hatte ihm vorher ein Foto meines Tickets geschickt, da in Ecuador immer noch eine Ausgangssperre zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr gilt und man damit rechnen muss, von der Polizei oder vom Militär angehalten zu werden.
Auf dem Parkplatz des Flughafens fiel mir auf, dass es schon eine beachtliche Anzahl von ElektroLade Stationen gibt. Das in einem Land, wo Benzin und Diesel noch immer fast nichts kosten.
Ich war von der Reise und vielleicht auch noch von Kuba ziemlich müde und angeschlagen und musste mich erst einmal etwas erholen. Ivan und seine Familie wohnen sehr idyllisch in einem sehr schönen Holzhaus im Valle de Tumbaco, ein klimatisch begünstigt gelegenes Hochtal auf circa 2500 m Meter Höhe etwas unterhalb der Hauptstadt Quito.
Heute ging es dann früh um 8:30 Uhr zu meiner geliebten Laufstrecke der Ciclovia, eine ehemalige Eisenbahnverbindung von Quito in das beschriebene Tal, die aber seit vielen Jahren als Rad- und Laufstrecke sowie als Naherholungsgebiet genutzt wird. In den Jahren von 2010-2014 war dies meine Trainingsstrecke und ich bin wohl hunderte Male hier gelaufen. Für mich ist es die schönste Strecke, die ich bisher kennen gelernt habe. Sie liegt auf 2500 m und ist recht anspruchsvoll, da es entweder bergab oder bergauf geht. Sie ist ein einziges grünes Band, fern ab von von Verkehr und Lärm. Ich habe mich sehr darauf gefreut, hier wieder laufen zu dürfen und deshalb war es auch der erste Ausflug, den ich jetzt hier in Ecuador unternommen habe. Es ging natürlich sehr beschwerlich, die 2500m Höhe, das Strecken Profil und mein noch nicht optimaler Zustand ließen noch nicht mehr zu aber ich habe es sehr genossen und alles intensiv aufgesogen.
Meine ersten Eindrücke nach 1,5 Tagen. Hier im Tal ist alles noch luxuriöser und größer geworden. Es wird an allen Ecken und Enden gebaut. Dabei entstehen fast ausschließlich Luxusquartiere teilweise mit Schwimmbädern auf den Dächern, Tennisplätzen, Wellness und SPA Bereichen und sogar eine Eisbahn im Keller soll es in einem neuen Objekt geben. Die Autos sind so groß wie eh und je und fast ausschließlich SUVs aller großen Hersteller und auch die Einkaufszentren sind die bekannten Konsumtempel. Es scheint so, als als hätte die Corona Pandemie und auch sämtliche Wirtschaftskrisen hier keine Spuren hinterlassen. Es stellt sich auch die Frage, wer kann sich das leisten, wer kann das bezahlen und woher kommt eigentlich das ganze Geld? Diese bevorzugte Wohngegend ist natürlich nicht repräsentativ für Ecuador, sondern eher eine Blase der Reichen aber eben auch Teil dieses Landes.
Noch ein Wort zum Klima. Laut meinen Gastgebern Corinna und Ivan hat es in den letzten Wochen sehr viel geregnet, was nicht sehr typisch für diese Jahreszeit ist. Dies hat wahrscheinlich auch mit dem besagten Klimaphänomen El Ninjo zu tun.
Die ersten zwei Tage präsentierten sich wie aus dem Geographie Lehrbuch. Typisches Äquatorialklima. 12-15° am Morgen, ab 12:00 Uhr kommt die Sonne heraus und schnell sind die 30° erreicht und am Nachmittag bilden sich dunkle Regenwolken die dann entweder abregnen oder wie aktuell sich dann wieder verziehen. Zum Abend kühlt es dann wieder auf circa 15° ab.
Die Unterschiede zu Kuba sind schon nach 1,5 Tagen deutlich spürbar. Komplett andere Welt. Aber! Das Taxifahren ist hier in Ecuador einfacher und günstiger. Alle Taxis müssen das Taxameter nutzen und die Preise sind moderat. Erste Fahrt heute für ca. 8km 3,38 $ .
Abschließend ein paar Worte zur Sicherheitslage: Es ist diese noch schwer einzuschätzen. Aktuell gibt es noch in einigen Regionen nächtliche Ausgangssperren. Ansonsten scheint das Leben normal zu laufen. Ab morgen beginnt die Fußballsaison in Ecuador und es sollen auch wieder Zuschauer zugelassen werden. Es wird mir von meinen Gastgebern noch abgeraten, mit dem Auto an die Küste zu fahren, da es dort eventuell noch zu Straßensperren, Polizei- und Militärkontrollen kommen kann. Eventuell wäre der Flug nach Manta eine Option, um an die Küste zu kommen. Im Moment mache ich mir darüber noch keine großen Gedanken, da ich die ersten Tage hier verbringen möchte.
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Havanna | Kuba | Dienstag - 27.02.2024 - 04:41 - GOOGLE MAPS 
21 Ultimo diaVier Wochen Kuba neigen sich nun dem Ende entgegen. Ein ausführliches Fazit ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Zu viele Eindrücke, die erst noch verarbeitet werden müssen. Eine erste kurze Zusammenfassung. Havanna und damit auch ein Teil Kubas ist einzigartig. Einzigartig in vielerlei Hinsicht.
Ein Land, in dem in vielen Teilen große Armut herrscht und es trotzdem gegenüber fremden und wohlhabenderen Menschen keine Feindseligkeiten gibt. So habe ich es erlebt. Es gab keine einzige Situation, in der ich mich unsicher oder unwohl gefühlt habe. Im Gegenteil, du kommst mit den Menschen ins Gespräch, sie erzählen dir ihre Ängste und Nöte und verlangen oft nicht mehr als Verständnis.
Havanna ist eine Stadt, die an Schönheit kaum zu überbieten ist und trotzdem aus den unterschiedlichsten Gründen - geschichtlich, geographisch aber vor allem politisch - zu Grunde zu gehen droht. Wohl kaum eine Stadt vereint so viel Fantasie wie auch Desillusion in einem.
Die Geschichte der Stadt ist jeden Tag erlebbar. Die Architektur ist Zeuge einer großartigen Vergangenheit, dass Straßenbild erlaubt Zeitreisen, wahlweise in die Fünfziger oder in die Zeit der Siebziger und Achtzigerjahre. Chevrolet und Cadillac neben Lada und Moskvich. Suche es dir aus.
Es gibt nicht die großen, offensichtlichen Gegensätze zwischen Arm und Reich, da es keinen sichtbaren, materiellen Reichtum gibt. Keine großen umzäunten Villen mit Pool und Wachschutz, keine Nobelkarossen, keine SUVs, keine Luxuskaufhäuser, Boutiquen etc. Aber es gibt die Armut, die in vielen Bereichen sichtbar ist. Lebensmittelzuteilungen, lange Schlangen nach fast allem ( Lebensmittel, Kleidung, Benzin), tägliche Stromabschaltungen und zumindest in Havanna miserable Wohn- und Lebensverhältnisse. Menschen, die in menschenunwürdigen Behausungen dahinvegetieren und im Müll nach Essbarem suchen.
Für mich ist das die größte Kritik an der Politik. Sie kümmert sich nicht um die Menschen in ihrem Land und die Armut muss auch für die Verantwortlichen sichtbar sein. Es ist schön, dass Kultur und soziale Teilhabe nichts kostet. Aber was nützt das, wenn in vielen Fällen nicht einmal die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt werden können.
Kuba ist stolz auf seine Wissenschaft, auf seine Kultur auf seine Künste und auch auf seinen Sport aber was nützt das, wenn viele der gut ausgebildeten jungen Menschen keine Zukunft mehr in ihrem Land sehen.
Für mich ist es erstaunlich, dass die Menschen nicht stärker aufbegehren. Sie ertragen ihr Schicksal auf eine ganz besondere Art. Sie stehen stundenlang nach Benzin, Lebensmitteln, Geld etc. an, ohne groß zu klagen. Sie sind es gewohnt, mit der Mangelwirtschaft zu leben.
Und trotz alldem scheint es sie zu geben, die kubanische Lebensfreude. Musik und Tanz erscheinen den Alltag erträglicher zu machen genau wie Rum und die Cohiba. Genau das habe ich erlebt, es sind keine reinen Klischees, sondern Realitäten.
Was nehme ich persönlich mit? In erster Linie die Begegnung mit den Menschen.
Da ist der Security Chef vom Stadion, der mir am Sonntag um 19:00 Uhr das Stadion aufschließt und mir voller Stolz die Geschichte des Baseballs und des Ortes erklärt.
Das sind die drei Hausmeister der Ciudad Deportiva, mit dem ich am Sonntagnachmittag versuche darüber zu diskutieren, ob es „erfolgreiche " sozialistische oder kommunistische Staaten gibt.
Es ist der einsame Fischer, den ich am Malecón treffe und der mir seine gefangen Fische zeigt, die er zum Abendbrot essen möchte und der mich fragt, ob ich nicht etwas Öl für ihn hätte, denn sonst kann er seine Fische nicht braten.
Es ist der Weitspringer, mit dem ich über sein Stadion und Maleika Mihambo in Berlin rede und der mir dann den Weg ins Stadion zeigt und der Friedhofsangestellte, mit dem ich gemeinsam nach dem Grab von Ibrahim Ferrer suche. Und die unzähligen Gespräche mit Taxi- und Rikschafahrern, die immer fragen, wie mir Kuba gefällt und wann ich wiederkomme und mir oft auch ihre Geschichten erzählen.
Ich möchte noch erwähnen, dass dies natürlich rein subjektive Eindrücke sind und nur das erlebte wiedergeben. Auch hat mir der Aufenthalt in Trinidad und Cienfuegos gezeigt, dass Havanna ein Brennglas der kubanischen Probleme ist. Aber bei aller Andersartigkeit und schönen Unterschiedlichkeit der Orte, sind die Probleme auch dort sichtbar.
Eine Prognose für die Zukunft des Landes abzugeben ist aus meiner Sicht im Moment unmöglich. Zu komplex sind die Prozesse, die sich im Land aber auch geopolitisch abspielen (über das unsinnige Embargo der Amerikaner möchte ich mich hier nicht auslassen)
Ich wünsche es den Kubaner sehr, dass sie eine bessere Zukunft für sich und ihr Land vor sich haben.
Gracias a todos (mis amigos de alemania) die mich auf dem ersten Abschnitt meiner Reise temporär begleitet haben. Dadurch wurde es nie langweilig und die Entdeckerlust wurde immer wieder neu entfacht. Danke an Andreas und Yari für ihre Gastfreundschaft und Unterstützung.
Hasta Luego Cuba, Ecuador ya voy!
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Havanna | Kuba | Montag - 26.02.2024 - 05:05 - GOOGLE MAPS 
20 Fortsetzung Basketball Was in der Zwischenzeit geschah. Den Samstagabend verbrachten wir noch einmal in der La fábrica de cultura y arte Cubano. Diesem einzigartigen Ort, den ich schon einmal beschrieben hatte und der wieder mit musikalischer, kultureller Vielfalt und viel kubanischer Lebensfreude überzeugte. Auf der Rückfahrt im 52er Chevrolet fiel mir auf, dass es noch gar keine Absperrung für den am Morgen stattfindenden Havanna Triathlon gab. Es war immerhin schon 2:30 Uhr und der Triathlon sollte um 7:00 Uhr starten. Aber auch das ist Kuba. Keine übertriebene Eile.
Nach dem Frühstück am Sonntag gab es bei sonnigem Wetter und schäumender Brandung einen Spaziergang zum Start und Zielbereich des Havanna Triathlons im Garten des traditionsreichen Hotels National. Sicher ein unvergessliches Erlebnis für die Athleten.
Aber nun zum Basketball. Vorweg, es war wieder ein ganz spezielles Erlebnis. Anreise und Einlass in die Halle verliefen unproblematisch und wir konnten schnell feststellen, dass es eine freie Sitzplatzwahl in der gesamten Halle gab. Die riesige und beeindruckende Halle war 30 Minuten vor Spielbeginn zumindest im Unterring einigermaßen gefüllt . Ich schätze es waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr 2000 Zuschauer in der Halle. Dann kamen die Spieler aufs Parkett. Zuerst die Amerikaner und dann die kubanische Mannschaft. Die Frage, die uns zu diesem Zeitpunkt am meisten beschäftigte war, mit welchem Team die USA angereist ist. Wir vermuteten, dass es sich vielleicht um ein College Team handeln könnte. Wir hatten einen recht guten Platz auf Parketthöhe unterhalb einer Journalistenkabine. Wir konnten uns von den Journalisten ein Foto von den Mannschaftsaufstellungen machen. Daraus wurde ganz schnell klar, dass es sich nicht um eine reine College Mannschaft handeln konnte, da ein Großteil der Spieler schon Ende 20 oder Anfang 30 Jahre alt war.
Alles lief sehr fair und ruhig ab. Die Nationalhymnen beider Teams wurden gespielt und bei der Mannschaftsvorstellung gab es Applaus für die Gastgeber und keine Pfiffe für den Gegner. Generell muss man sagen, dass es ein sehr faires Publikum war. Keine Pfiffe bei Freiwürfen für den Gegner, wie dies zum Beispiel in der Bundesliga üblich ist. Die Kubaner starteten deutlich besser und konnten das erste Viertel mit 26: 10 für sich entscheiden. Im zweiten Viertel wurden die Amerikaner stärker und kamen bis auf wenige Punkte an den Gastgeber heran. Auffallend war zum einen, dass die Stimmung in der Halle sehr stark schwankte. Die Zuschauer wachten Ende des ersten Viertel auf und unterstützten ihr Team, um dann im zweiten Viertel größtenteils ruhig zu bleiben. Dabei fiel auf, dass es eine Art Stimmungseinpeitscher für die Zuschauer gab. Im Stile eines Capós der Fußballultras versuchte er die Zuschauer zu Gesängen mit dem Rücken zum Spielfeld zu animieren. Ich musste an einen staatlich engagierten Stimmungsmacher denken. Das dritte Viertel erlebte dann wieder eine stabilisierte kubanische Mannschaft, die den Vorsprung auf 20 Punkte ausbauen konnte. Erwähnenswert ist noch, dass sich die Halle bis zum Ende des zweiten Viertels noch deutlich füllte und am am Ende sicherlich um die 5000 Zuschauer in der Halle waren. Wir vermuteten, dass die Halle jetzt auch kostenlos zu betreten war. Mittlerweile war auch eine Musiktruppe im Oberrang angekommen und spielte in ihrem eigenen Rhythmus. Dies animierte wiederum einige, vor allem jüngere Zuschauer lieber zu tanzen, als das Spiel zu verfolgen. Ich war mir auch nicht so sicher, ob die Musikkapelle wusste, welche Sportart da unten betrieben wurde. Zu den Besonderheiten zählt weiterhin, dass es eine Bandenwerbung gab, die ausschließlich kubanische Produkte anpries. In der Halbzeitpause gab es anstelle der üblichen Cheerleader eine Mischung aus Kunstturnen, rhythmische Sportgymnastik und Breakdance Performance.
Wir waren nun gespannt, ob es noch einmal eine Reaktion der Amerikaner geben wird. Egal mit welcher Mannschaft sie anreisen, in Kuba zu verlieren ist sicherlich ein NoGo. Aber die Kubaner hatten das Spiel im Griff, nahmen gekonnt die Zeit von der Uhr und besiegten schließlich die Amerikaner 79 zu 65. Das riss dann auch die Zuschauer am Ende noch von den Bänken und sie feierten lautstark ihr Team. Das US Team hatte einfach nicht die Qualität, diese Kubaner heute zu schlagen. Einige Fragen blieben offen, die ich nicht so ohne weiteres beantworten kann. Die kubanische Basketball Liga pausiert wohl aufgrund von Benzinmangel seit drei Jahren. Wie halten sich die kubanischen Basketballer fit beziehungsweise wie viele Spieler von Ihnen spielen im Ausland? Einige sollen ja in Argentinien spielen und ich habe auch von einem Spieler gehört, der in Spaniens erster Liga aktiv ist. Aber was waren das für Basketballer, die für die USA aufgelaufen sind? Da wir ja die Aufstellungsliste der Journalisten abfotografieren konnten, konnte ich im Nachgang recherchieren, dass fast alle US Spieler in der NBA- G League spielen. In dieser Liga spielen größtenteils FarmTeams der NBA Profimannschaften. Dabei sollen diese Mannschaften Nachwuchsspielern und in der NBA nicht eingesetzten Spielern Spielmöglichkeiten offerieren. Definitiv war dieses Team heute für das kubanische Team nicht gut genug.
Bemerkenswert war die faire Atmosphäre in der Halle. Es gab keine Anfeindungen, Schmährufe oder sonstige unsportlichen Verhaltensweisen. Und die Mehrheit der Zuschauer unterstützte das einheimische Team.
Interessant war für uns auch der bauliche Zustand dieser Arena. Auf der Suche nach einem Sitzplatz mussten wir zum Beispiel feststellen, dass sehr viele Holzsitze nicht mehr in Ordnung waren und die Sitzfläche teilweise nun auch aus einem einzelnen Brett bestand. Auch entdeckte ich in unmittelbarer Nähe ein 20 cm großes Loch im Betonboden wodurch man die untere Ebene sehen konnte. Zweck dieses Loches war eine Kabeldurchführung.
Fazit: Ein denkwürdiges Basketballspiel an einem historischen Ort, wo die Aktivitäten auf und neben dem Parkett beste Unterhaltung boten.
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Havanna | Kuba | Sonntag - 25.02.2024 - 00:45 - GOOGLE MAPS 
19 Kuba vs USA Basketball Auf der Fahrt von Cienfuegos nach Havanna fiel mir ein, dass mir vor zwei Wochen am Coliseum in Havanna gesagt wurde, dass am 24. Februar ein Basketballspiel in der Halle stattfinden wird.
In Havanna begann dann die Recherche ob und wann es ein Spiel in der Halle geben wird. Es war äußerst mühselig, in den einschlägigen online Tageszeitungen etwas zu finden. Dann hatte ich endlich einen Artikel im Sportteil einer Zeitung gefunden, in dem über ein Basketballspiel der kubanischen Männer Nationalmannschaft gegen die USA am vergangenen Donnerstag in Florida berichtet wurde. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Qualifikationsspiel zum Amerikacup 2025. Das Spiel wurde aus kubanischer Sicht 79: 100 verloren aber das Ergebnis stand eher im Hintergrund. Vier kubanischen Nationalspielern wurde die Einreise in die USA verwehrt. Den Grund dafür konnte ich nicht so richtig ausmachen aber anscheinend gab es Visa Probleme und diese Sportler spielten wohl in der argentinischen Liga . Resultat war, dass das kubanische Team nur mit acht Spielern das Spiel begann. Natürlich ein großer Nachteil und so wurde der heroische Kampf der kubanischen Basketballer hervorgehoben und die Niederlage als Sieg umkommentiert. Und dann gab es den alles anscheinend Hinweis, dass es das Rückspiel am 25. Februar im Coliseum in Havanna geben wird. Allerdings war nicht herauszubekommen, um welche Uhrzeit das Spiel beginnen wird. Kuba gegen die USA, schon allein diese Konstellation ist aufgrund des politischen Hintergrundes ein Muss. Unabhängig davon, mit welcher College Mannschaft die USA antreten wird.
Also machte ich mich mit Dietmar auf den Weg zum Coliseum, um in Erfahrung zu bringen, wann das Spiel stattfinden wird. Am Coliseum angekommen, die erste Überraschung. Ein kleines Tor am Seiteneingang, welches ich schon durch meinen vorherigen Besuch kannte, war wieder geöffnet und dort wo das Sicherheitspersonal sitzt, saßen diesmal zwei junge Menschen die ich fragen wollte, ob und wann das Spiel stattfindet und wo man Karten kaufen kann. Dann sah ich einen kleinen Pappkarton und einen Zettel auf dem Tickets für das morgige Spiel angeboten worden. Was für ein Glück. Es gab Tickets in zwei Kategorien. Kategorie 1: Rang Preis 20 Pesos, Kategorie2: Mittelring Preis 10 Pesos.
Also umgerechnet 8 beziehungsweise 4 Euro Cent. Die Ticket Verkäuferin sagte mir, dass das Spiel um 17:00 Uhr beginnen wird. Auf den Tickets stand aber Spielbeginn 20:00 Uhr? Unwichtige Details, kann schon mal passieren in Kuba, dass die Tickets nicht die richtige Anwurfzeit ausweisen. Am Haupteingang zur Halle traf ich meine Einlasserin vom letzten Mal. Sie erkannte mich wieder und lies uns in die Halle hinein. Dort waren einige Arbeiter damit beschäftigt, den letzten Korb zu montieren und einige Offizielle sahen sich die Halle an. Wir mittendrin und ich glaube, hätten wir einen Basketball zur Hand gehabt, hätten wir auch ein paar Körbe werfen können. Unglaublich, an einem Vortag vor einem wichtigen Qualifikationsspiel zwischen der kubanischen Nationalmannschaft und den US amerikanischen Basketballern. Wir sind gespannt auf den morgigen Nachmittag. Wie viel Zuschauer wird es geben, wie werden die Amerikaner begrüßt, werden die Kubaner unterstützt, mit welchem Team reisen die US Amerikaner an?
Fortsetzung folgt.
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