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Buenos Aires | Argentinien | Donnerstag - 18.04.2024 - 15:48 - GOOGLE MAPS
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Fazit zuehlounterwegsNachtrag zu meiner Reise: Ich habe in den fast 80 Tagen in den drei Ländern keine einzige bedrohliche Situation erlebt. Ich habe mich zu jederzeit sicher und willkommen gefühlt. Die für mich größte Gefahrensituation stellte die gravierende Dengueepidemie in Argentinien in diesem Sommer dar. Es waren alles Länder, die zur Zeit Probleme und Schwierigkeiten haben. Vor zwei Wochen hat Kuba die UN um Hilfe gebeten, da sie ihre eigene Bevölkerung nicht mehr ausreichend ernähren können. Eine Situation, die ich auch genauso erlebt und in meinen Berichten auch so beschrieben habe. Inzwischen soll es wieder vereinzelt zu Protesten im Land kommen und ich bin gespannt, wie es mit diesem einzigartigen Land weitergeht.
Auch in Ecuador spitzt sich die Lage weiter zu. Einen Tag vor meiner Abreise wurde ja, wie von mir berichtet, eine 27-jährige Bürgermeisterin an der Küste erschossen und es gab seitdem mehr als zehn Tote bei Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Drogenkartellen. Darunter sollen auch Touristen gewesen sein, die man fälschlicherweise mit Mitgliedern von verfeindeten Clans gehalten hat.
Schlagzeilen machte auch die Erstürmung der mexikanischen Botschaft in Quito durch die ecuadorianische Polizei und die Festnahme eines ehemaligen Regierungsmitgliedes, der in der Botschaft Asyl gesucht hat. Die diplomatischen Beziehungen beider Länder wurden daraufhin abgebrochen.
Die aktuellen Probleme Argentiniens habe ich ja schon beschrieben. Über 250 % Inflation und Abwertung des Pesos setzen dem Land sehr zu.
Und trotz all dieser beschriebenen Umstände war es für mich eine unvergessliche, unvergleichbare Reise in Regionen, die mir sehr am Herzen liegen und die ich lieben gelernt habe. Ich bin erfüllt von großer Dankbarkeit darüber, dass ich die Reise, die Erfahrungen und Erlebnisse machen durfte. Ich bin mir sehr sicher, dass sie lange und nachhaltig in meinen Gedanken bleiben wird.
Danke auch an allen, die mich partiell auf meiner Reise begleitet haben und auch somit zu einem unvergesslichen Erlebnis beigetragen haben.
Der größte Dank gilt aber meiner Familie, die es mir ermöglicht hat, diese Reise überhaupt antreten zu können. nächstes ziel: Berlin/Deutschland
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Buenos Aires | Argentinien | Donnerstag - 18.04.2024 - 15:36 - GOOGLE MAPS
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Nachtrag Buenos AiresNoch einige Anmerkungen zu meiner Zeit in Buenos Aires. Um die Stadt wirklich beurteilen zu können, war ich nicht lang genug vor Ort. Aber für einen ersten Eindruck hat es gereicht. Zuerst kann ich sagen, dass die Stadt so komplett anders als Havanna und auch Quito ist. Für mich ist Buenos Aires eine moderne, stylische, koloniale, grüne, laute Stadt, die immer in Bewegung zu sein scheint. Aber vor allem ist sie eine sehr europäische und schöne Stadt. Wenn man es nicht wüsste, würde man sich nicht in Lateinamerika sondern in Europa verorten. Die spanischen und italienischen Einflüsse sind überall sichtbar, vor allem in der wundervollen kolonialen Architektur, die überall im Stadtbild zu sehen ist. Ergänzt wird das Stadtbild durch eine sehr moderne, interessante und selten langweilige Architektur. Eine tolle Kombination, wie ich finde. Ich hatte den Eindruck, dass es eine sehr junge Stadt ist, die nicht nur in der erwähnten Architektur, sondern auch in den Bereichen Mode und Lifestyle Trends zu setzen scheint. Die Stadt scheint nie zu schlafen. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit sind die Leute unterwegs und der Verkehr schiebt sich durch die Straßen. Obwohl ich die Stadt als laut empfunden habe, gibt es doch überall zahlreiche Orte und Plätze, um Ruhe zu finden und sich zurückzuziehen. Überall durch das Stadtbild ziehen sich sehr gepflegte Parks und Grünanlagen und in allen Bezirken gibt es zahlreiche Cafés, Bars, Restaurants die ihre Gäste immer freundlich empfangen und in denen ich mich immer wohl gefühlt habe. Erstaunlich fand ich, mit welcher Gelassenheit die Pórtenos die aktuellen politischen und vor allem wirtschaftlichen Veränderungen erleben. In den letzten 12 Monaten betrug die Inflationsrate in Argentinien über 250 %. Parallel dazu wurde der argentinische Peso abwertet und das führt zu einer extremen Verteuerung der Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung. Es wird diskutiert und kritisiert aber bisher ist es im Land noch ziemlich ruhig geblieben. In der letzten Woche gab es einen Streik des ÖPNV in Buenos Aires aber das war es dann auch bisher. Die Regierung versucht die bisherigen Veränderungen als Erfolg zu verkaufen. Es bleibt abzuwarten, wohin die wirtschaftliche und auch die politische Entwicklung in diesem Land geht. Wenn man sich die Geschichte der letzten 100 Jahre des Landes anschaut, könnte man den Eindruck bekommen, die Argentinier sind den ständigen politischen Wechsel und die Neuausrichtungen gewohnt und warten erst mal ab, was passiert. Aufgefallen sind mir aber auch die vielen Obdachlosen im gesamten Stadtbild. Sie liegen überall und es hat den Anschein, als wäre es normal und gehöre zum Stadtbild dazu. Die Leute laufen einfach darüber hinweg und dies ist ein Anblick, an den ich mich nur schwer gewöhnen konnte.Wenn wie beschrieben die Stadt modern und fortschrittlich erscheint, möchte ich abschließend noch einige Worte zum Verkehr in der Stadt verlieren. Der Großteil des Verkehrs scheint als Individualverkehr mit dem Auto zu erfolgen. Das führt logischerweise in einer Stadt, in deren Ballungsgebiet über 13 Millionen Einwohner leben, zu einem täglichen Verkehrschaos. Der ÖPNV ist aus meiner Sicht ziemlich veraltet und passt so überhaupt nicht zu der von mir beschriebenen Stadt. Es gibt für die bereits erwähnten über 13 Millionen Einwohner vier U-Bahn Linien, die nicht besonders miteinander koordiniert sind, ein schlechtes Belüftungssystem besitzen und alles andere als Hochgeschwindigkeitszüge sind. Der Großteil des ÖPNV wird durch über 160 Buslinien bedient. Dabei handelt es sich größtenteils um alte Busse, die zum einen sehr laut sind und zum anderen mit Benzin und Diesel betrieben werden. Was der guten Luft, die der Stadt ja mal den Namen gegeben hat, nicht zuträglich ist.
Es gibt dann noch ein sehr rudimentäres Eisenbahnnetz, welches aus einigen wenigen Linien in die Vororte besteht. Diese Linien werden durch ältere Züge befahren, die eher schleichen als fahren. Ein Beispiel: Für die 19 km Richtung Tigres, die ich mit dem Zug gefahren bin, brauchte dieser genau 48 Minuten. Das entspricht ungefähr einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 KMH, da wäre man mit dem Fahrrad auch nicht viel langsamer. A propo Fahrrad, auch keine ernst zunehmende Alternative, da die Radwege sich erst im Ausbau befinden und der Radverkehr ziemliche Gefahren birgt.
Also es gibt noch Entwicklungspotenzial in der Stadt aber insgesamt eine lebenswerte, pulsierende und interessante Metropole. Buenos Aires mi querido, ich werde dich im Blick behalten.
Und dabei habe ich noch nicht einmal über zwei Hauptmotive unserer Reise, nämlich Wein und Fußball gesprochen :) nächstes ziel:
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Buenos Aires | Argentinien | Mittwoch - 17.04.2024 - 04:56 - GOOGLE MAPS
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Nochmal BA, Museen, Ausstellungen, Theater, Stadion, Clubs, ParksDie letzten acht Tage in Buenos Aires waren angedacht, um noch einmal die Stadt und ihre Möglichkeiten zu erleben. Ich besuchte das Nationalmuseum für schöne Künste und war sehr beeindruckt von den vielen Originalen, die sich in diesem Museum befinden. Von Rembrandt über Picasso, Monet, Van Gogh bis Klee und Kandinsky alles da und den entsprechenden Epochen zugeordnet. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet aber Originale zu sehen, hat für mich immer etwas Besonderes. Des Weiteren war ich im Museum ESMA, welches zur Zeit der Militärdiktatur der Hauptsitz der verantwortlichen Militärs und zugleich Gefängnis und Folterort der Gewaltherrschaft zwischen 1976 und 1983 war. Der Ort wirkte auf mich sehr bedrückend und rief Parallelen zur Nazidiktatur bei mir auf. Ich hatte schon einiges über die Zeit der Militärdiktatur in Argentinien gelesen aber wenn man an diesem Ort ist, wird einem bewusst, wie grausam und menschenverachtend diese Zeit gewesen ist. Es gibt in der Ausstellung auch ein Gebäude, dass sich mit der Rolle Deutschlands in Bezug auf die Diktatur in Argentinien auseinander setzt. Es gab auch etliche Deutsche, die in dieser Zeit verschleppt und ermordet wurden. Die Reaktionen in der deutschen Bevölkerung und vor allem der deutschen Politik sind bis heute umstritten und werden auch im Museum thematisiert. Ich bin dabei auf einen Dokumentarfilm gestoßen, der genau dieses thematisiert. „Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K. ?“ aus dem Jahr 2014. Ich hoffe, dass ich diesen Film noch irgendwo sehen kann. Ich denke, bei einem Buenos Aires Aufenthalt sollte der Besuch dieses Gedenkmuseums ein Pflichtprogrammpunkt sein. Für mich schließt sich mit diesem Museumsbesuch ein Kreis meiner Reise. Auf dem Flug nach Havanna am 1.2.2024 schaute ich mir den Film „Argentinien 1985“ an und dieser hervorragende Film beschreibt die Ereignisse um die Kriegsverbrecherprozesse von 1985 in Buenos Aires und regte mich zum Nachdenken und Nachlesen über diese Zeit in Argentinien an. Der Film endete mit den Worten „Nunca más“ und jetzt an diesem Ort hatten diese Worte noch mehr Gewicht. Auch der von mir beschriebene Rio de la Plata wird jetzt in meinen Erinnerungen auch eine dunkle Seite besitzen. Auch um wieder auf andere Gedanken zu kommen, erfüllte ich mir einen weiteren Wunsch und besuchte das Teatro Colon zu einer Opernaufführung. Auch wenn mich einige Freunde vor einer Oper gewarnt hatten, war die Neuinszenierung des Stückes „Ariadne auf Naxos“ für mich sehr unterhaltsam. Sehr modern präsentiert, mit viel Komik und zu meinem Erstaunen in deutscher Sprache. Obwohl es mir in erster Linie um das Erleben dieses größten Theaters in Lateinamerika ging, trug letztendlich auch das Stück zu einem gelungenen Abend bei.
Die von mir erhofften langen Läufe durch die Parklandschaften von Buenos Aires musste ich aufgrund einiger orthopädischer Problematiken etwas eindämmen aber es gelang mir zumindest, noch zweimal 10 km Runden durch Buenos Aires zu ziehen. Ich tauchte auch noch einmal in die sehr lebendige Club Szene von Buenos Aires ein. Größter Unterschied zu Berlin ist meiner Erfahrung nach, dass es eine ziemlich liberale Türpolitik zu geben scheint. D.h., wer hinein will, der kommt auch hinein. Vorausgesetzt, ihn schrecken längere Wartezeiten nicht ab. So ergibt sich eine sehr heterogene und angenehme Mischung in den jeweiligen Locations. Mein Favorit aber war eine ziemlich heruntergekommen Eckkneipe, wie man sie auch in Neukölln finden kann, in der von Donnerstag bis Sonntag jeden Abend Livemusik zu erleben ist. An den Wänden befinden sich Wimpel von St. Pauli, Kunstdrucke von Diego, Jim Morrison, Che und ein Wandbild von Habanna nebeneinander. Großartig. Nette Leute in meinem Alter oder zumindest unbedeutend jünger und ein Bier vom Hahn, welches nur drei Euro kostet. Für die hiesigen Verhältnisse sehr günstig. Cooler Laden, Zufallstreffer.. für alle die mal im Kiez sind. Nennt sich KIF Club/Bar. Auf FB, Insta etc. zu finden.
An einem meiner letzten Abende ging es dann noch einmal nach Paternal, dort wo meine Zeit in Buenos Aires mit Rene Ende Februar begonnen hatte. Wir waren damals ja im ehemaligen Wohnhaus und heutigen Maradonamuseum und das Stadion seines ersten Vereins, den Argentinios Juniors, befindet sich nur einen Steinwurf von seinem ehemaligen zu Hause entfernt. Ich hatte gelesen, dass es ab 18:00 Uhr noch Karten für Nichtmitglieder am Stadion geben soll und so war ich kurz vor 18:00 Uhr am Stadion. Zu meiner Überraschung wurden die interessierten Gäste von einem Vereinsverantwortlichen empfangen und es ergab sich ein Gespräch, in dem erfragt wurde, aus welchen Ländern wir kommen,dann wurde uns das Procedere des heutigen Abend erklärt. Wir bekamen Tickets und dazu ein Infoblatt über die besondere Bedeutung der Minute 10, ein Maradona Sticker und ein Armband als Eintritt in das Vereinsmuseum. Das mit dem Museum nahm ich erst einmal nicht so ernst, da das Spiel um 20:00 Uhr beginnen sollte und somit erst kurz vor 22:00 Uhr zu Ende sein wird. Ich hielt es für nicht sehr wahrscheinlich, dass um 22:00 Uhr noch ein Museum geöffnet hat. Nach Beendigung des Spiels gegen 22:00 Uhr ging ich dann doch noch am Stadionmuseum, welches sich unterhalb des Stahldaches befindet, vorbei und sah dann, dass das Museum tatsächlich geöffnet wurde und es für die Nichtmitglieder und heutigen Gäste des Vereins eine Museumsführung gab. Ein Museum, direkt unter dem Stadiondach, vollgestopft mit Exponaten aus einer über 100-jährigen Vereinsgeschichte. Und das um 22:00 Uhr, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Gegen 22:45 Uhr wollte ich mich dann auf den Heimweg machen, schließlich hatte ich noch eine längere Fahrt bis nach Palermo vor mir. Mir wurde dann aber gesagt, dass ich jetzt noch nicht gehen könne, da für uns jetzt noch der Innenraum des Stadions geöffnet wird und wir den Rasen betreten dürfen und uns die Trainerbänke, die alle die Nummer 10 und den Schriftzug Maradona tragen, ansehen und Fotos etc. machen können.
Der Abend endete dann im Stadioninneren hinter einem Tor, wo uns ein Mitarbeiter die Geschichte des Stadions und des Vereins auf Spanisch und Englisch noch einmal erläuterte.
Ein großartiger, sympathischer, kleiner Verein, mit einer großen Geschichte und im Vergleich mit dem elitären Gehabe der Boca Juniors, wo es noch nicht einmal mehr möglich ist, das Stadion zu besichtigen, einer sehr großen Offenheit gegenüber allen Fußballinteressierten. Das Spiel endete übrigens 3:3. Das erste Tor fiel nach 40 Sekunden und das letzte Tor in der 93. Minute. Die Argentinios sind aktuell Tabellenzweiter, Boca ist 7. in der Tabelle.
Ein unerwarteter aber sehr schöner Fußballabend in Paternal.
nächstes ziel: Berlin
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Colonia Sacramento | Uruguay | Freitag - 12.04.2024 - 20:03 - GOOGLE MAPS
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Über den Rio de la Plata nach Colonia Sacramento Nachdem 2012 die Fähre von Buenos Aires nach Uruguay überbucht war und wir nicht mitgekommen sind und am Osterwochenende vor zwei Wochen die Rückfahrten schon komplett ausgebucht waren, hat es nun geklappt mit der Überfahrt nach Colonia Sacramento. Um 8:30 Uhr legte die Fähre in Buenos Aires ab und da es sich um einen Grenzübertritt handelt, musste ich 90 Minuten vor Abfahrt am Hafen sein und das Procedere ähnelte dem bei Flugreisen. Einchecken, Ausweiskontrolle, Security Check und Boarding. Colonia Sacramento liegt genau auf der anderen Seite des Rio de la Plata in einer Entfernung von 50 km Luftlinie. Der Rio de la Plata kommt in meiner Fernwehliste der Flüsse wohl gleich hinter dem Rio Orinoco. Als Kind hatte ich das Buch „Vom Orinoco zum Amazonas“ gelesen und seitdem ist der Orinoco für mich der Inbegriff des unbekannten Weiten. Aber wie gesagt, der Rio de la Plata, kommt kurz dahinter. Am heutigen Tag präsentierte sich der Fluss aufgrund der Wetterlage als ein ziemlich wildes Ungetüm. Heftige Windböen zwangen sogar die Kite Surfer am Strand von Martínez zur Ruhepause. Ich stellte einmal wieder fest, dass ich nicht unbedingt seefest bin. So war ich recht froh, dass wir nach 75 Minuten den Hafen von Colonia erreicht hatten. Coloniapräsentiert sich als sehr gut erhaltene, kleine Kolonialstadt mit einem sehr sehenswerten historischen Stadtkern. Entgegen meinen normalen Gepflogenheiten habe ich mich vorher überhaupt nicht über die Stadt informiert und bin dann gleich auf Sightseeingtour gegangen. So bin ich etwas abseits der üblichen Touristenroute gelandet, was aber durchaus seinen Reiz hatte. So habe ich völlig menschenleere Ecken von Colonia entdeckt. Auch hier scheint die COVID Pandemie und vielleicht auch die wirtschaftliche Situation Argentiniens sich wieder zu spiegeln. Mir sind zahlreiche Gebäude und Immobilien aufgefallen, die zum Verkauf standen. Insgesamt aber eine schöne, historische und sehenswerte Stadt. Ich empfehle die Stadtbesichtigung Richtung Norden flussaufwärts auszudehnen. Schöne ruhige Strandabschnitte, die sich mit dicht bewachsenen Uferabschnitten abwechseln, laden zu einer ausgedehnten Wanderung ein.
Ich bin dann am Abend mit der Fähre wieder zurück nach Buenos Aires und nach meiner Meinung ist ein Tagesausflug ausreichend, um Colonia kennenzulernen und vielleicht auch den Länderpunkt Uruguay zu machen. :) nächstes ziel: Buenos Aires
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Mendoza | Argentinien | Donnerstag - 11.04.2024 - 16:34 - GOOGLE MAPS
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Mit dem e-Bike zum Chardonnay Am Sonntag erfolgte dann noch ein Radausflug wie ich ihn mir für die Region Mendoza vorgestellt hatte. Zum einen hatte ich ein deutlich besseres Rad als am Freitag ausgeliehen. Im Internet bin ich auf den Anbieter, ein junges Startup Unternehmen, gestoßen. Sie vermieten einige Elektrobikes, die in einem sehr guten Zustand sind. Zudem gibt es per WhatsApp Nachricht einige Routenempfehlungen mit dazugehörigen Vorschlägen für Weingüter und anderen interessanten Punkten. Es bleibt einem wieder selber überlassen, wie weit man fahren und welche Stopps man einlegen möchte. Auch die Weinregion um Luján hat mir noch besser gefallen als die Region um Maipú. Sehr gute Radwege führten durch eine attraktive Weinregion. Durch ruhige, grüne Wohnlagen und immer wieder einem spektakulären Blick auf die Anden im Westen ging es vorbei an etlichen Weingütern zu meinem Ziel, dem Weingut Kaiken. Dieses Weingut ist ziemlich bekannt und für mich war es genauso, wie ich mir eine Bodega in Mendoza vorgestellt habe. Am Eingangsportal wurde ich freundlich empfangen und auf alle möglichen Angebote hingewiesen. Es gab ein in die Landschaft herrlich eingebettetes Gartenlokal mit angeschlossenem Degustationsgebäude und Verkaufsshop. Ich entschied mich für die Verkostung einer der besseren Weißweine und entschied mich dann für einen im Fass gereiften Chardonnay. Für mich an diesem Tag der perfekte Wein, um die Landschaft und den Ausblick auf die teils schneebedeckten Anden im Liegestuhl bei einem kühlen Weißwein zu genießen. Und da sich diese Situation für mich nahezu perfekt anfühlte, beschloss ich, keine weiteren Weingüter aufzusuchen, sondern an diesem schönen Ort noch zu verweilen.Die Rücktour endete mit einem Essen auf dem Marktplatz von Lujan, der an diesem Sonntagnachmittag eine ruhige und entspannte Dorfatmosphäre ausstrahlte.
Nach der Fahrrad Rückgabe beschloss ich noch ins benachbarte Maipu zu fahren, um dort das Zweitligaspiel zwischen Deportivo Maipu und Rasing Cordoba mir anzuschauen. Das Stadion von Maipo fasst ungefähr 9500 Zuschauer und ist in einem schon etwas in die Jahre gekommenen Zustand, wie übrigens viele Stadien hier in Argentinien. Ich hatte ja schon erwähnt, dass es in Mendoza zwei Erst- und zwei Zweitligisten gibt und Deportivo Maipu ist der Tabellenletzte der zweiten Liga und besitzt von den vier genannten Vereinen das kleinste Stadion.
Das Ticket konnte ich aus einer schießschartenähnlichen Verkaufsluke erwerben und so war zumindest der Ticketerwerb hier vor Ort kein Problem. Natürlich gab es auch hier wieder die so genannte Barra, die
Fantribühne mit dem permanenten Dauergesang und es war ein entspannter Fußball Sonntagnachmittag in der Abendsonne und Deportivo gewann das Spiel mit 1:0.
Bevor es am Montagabend dann wieder mit dem Flugzeug nach Buenos Aires zurückging, ließ ich es mir nicht nehmen, am Montagfrüh noch einmal eine 10 km Schleife durch den wunderschönen Park San Martini in Mendoza zu laufen. Nach dem Frühstück zog es mich dann noch einmal in den Park und ich wollte mir das Stadion Las Malvinas, welches sich genau im Park befindet, anschauen. Dieses Stadion ist eines der WM Stadion von 1978 und gehört der Stadt Mendoza. Eigentlich spielt in diesem Stadion kein Erst- oder Zweitligist, sondern es wird für andere Sportveranstaltungen oder Konzerte genutzt. Zur Zeit trägt aber der Erstligist Godoy Cruz aus Mendoza seine Heimspiele in diesem Stadion aus, da das eigene Stadion von Godoy nur 16000 Zuschauer fasst. Dies war auch der Grund, warum ich das Stadion heute nicht besichtigen konnte, da am Abend um 20:00 ein Heimspiel des besagten Vereines in diesem Stadion angesetzt war.
Wäre ich nicht heute um 20:30 Uhr wieder in die Hauptstadt geflogen, hätte mir mein Vermieter für dieses Spiel eine Karte besorgen können. Schade, aber man kann nicht alles haben und so beließ ich es mit einem weiteren Spaziergang in diesem wundervollen Park. nächstes ziel: Buenos Aires
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Mendoza | Argentinien | Montag - 08.04.2024 - 22:37 - GOOGLE MAPS
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Aconcagua, Puente de los Incas und vergessene BahnstreckenHeute am Samstagmorgen ging es in den Nationalpark Aconcagua. Diesmal hatte ich etwas genauer im Internet recherchiert und einen sehr guten Anbieter für diese Tour gefunden. Ich war anfangs etwas skeptisch, da es sich um eine organisierte Tour handelte aber es war ein perfekter Ausflug. Dies lag vor allem am sehr qualifizierten Tour Guide. Er besaß sehr viel Fachkompetenz und konnte den Teilnehmern alle Informationen in einer sehr verständlichen Sprache vermitteln. Nicht wie allgemein üblich, wenn es einen Teilnehmer gibt, der kein Spanisch versteht, wurde alles in Englisch präsentiert, sondern der Guide sprach ein sehr sauberes Spanisch und erklärte alles auf Spanisch und für die eine Person, die kein Spanisch sprach dann noch einmal alles auf Englisch. Wir waren insgesamt acht Personen aus Argentinien, Brasilien und Deutschland. Die Tour begann um 7:30 Uhr am Morgen und führte uns zunächst zum Stausee Potrerillos. Dieser See ist ein absolutes Highlight und wir nahmen unser Frühstück um 10:00 Uhr am Ufer des Sees ein und hatten einen traumhaften Blick über den See, der zu dieser Zeit noch menschenleer war. Der See versorgt Mendoza mit Trink- und Brauchwasser und ist darüber hinaus ein Naherholungsgebiet für die Mendozinos. Schwimmen, Kanu/Kajak, Kitesurfen all dies ist in diesem schönen und sauberen See möglich. Dann ging es weiter Richtung Nationalpark und der nächste Stopp erfolgte an der Puente de los Incas. Diese natürliche Brücke stellte die Andenquerung der Incas und auch den südlichsten Punkt der Ausdehnung des Incareiches dar. Genau an diesem Punkt gibt es eine Thermalquelle, die mit ihren mineralischen Auslassungen dazu beiträgt, dass dieser Punkt ein absolut touristischer Hotspot ist. 1920 wurde an dieser Stelle, unweit des Bahnhofs Puente del Incas, ein Luxushotel erbaut, welches in den Folgejahren zu einem der bekanntesten Hotels weltweit wurde und in dem zahlreiche Persönlichkeiten gastierten. 1965 wurde dieses Hotel durch eine Lawine zerstört und nie wieder aufgebaut. Noch heute kann man die Ruinen dieses ehrwürdigen Hotels sehen. Für mich ist die 1910 eröffnete Bahnstrecke zwischen Mendoza und Santiago de Chile der eigentliche Star der Region. Unsere Tour führte fast die ganze Zeit parallel neben den alten Bahnschienen entlang und man konnte die ehemaligen Bahnhöfe und die darum herum entstandenen Siedlungen, die heutigen „Ghosttowns“ sehen. Es lässt sich erahnen, welches Leben in der Zeit der Bahntrasse zwischen 1910 und Mitte der Achtzigerjahre in dieser Region möglich war. Die Eröffnung der Bahnstrecke 1910 stellte eine Revolution der Andenquerung vom Pazifik bis zum Atlantik dar. Bis dato benötigte man über fünf Tage, um mit dem Schiff von Santiago de Chile nach Buenos Aires zu gelangen. Mit Eröffnung der Bahnstrecke war dies von Buenos Aires ausgehend über Mendoza bis nach Santiago de Chile in 36 Stunden möglich.Leider kam es in der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien in den 70er und Anfang 80er Jahren immer wieder zu Spannungen mit der chilenischen Regierung und letztendlich konnte man sich nicht auf eine Weiterführung der Strecke einigen und stellte die Verbindung Mitte der Achtzigerjahre ein. Es gab immer wieder Bestrebungen die Strecke zu reaktivieren aber es fehlte am Geld und aktuell gibt es auch einen starken Widerstand der LKW Lobby in Argentinien und Chile. Aus meiner Sicht sehr schade, da eine intakte Eisenbahnlinie die Attraktivität dieser Region noch aufwerten würde.
Im Nationalpark angekommen unternahmen wir eine anderthalbstündige Wanderung Richtung Aconcagua und ich war sehr beeindruckt von der gewaltigen Natur, die zwar sehr karg ist sich aber umso eindrucksvoller darstellt. Die Landschaft erinnert schon sehr stark an Patagonien, welchen Landstrich wir 2014 schon besuchen konnten. Unser Guide, der selbst Touren zum Gipfel des Aconcaguas anbietet, erklärte uns, dass mittlerweile durch die Kommerzialisierung des Bergtourismuses die Gipfelbesteigung in circa 12-15 Tagen inklusive An-Abreise und Höhenakklimatisierung für sehr viele Menschen möglich ist. Der Aconcagua ist immerhin der höchste Berg außerhalb Asiens und die Nummer 2 der Seven Summits.
Für mich war es ein tolles Erlebnis diesen Berg einmal bei bester Sicht selbst zu sehen.
Nach 10 Stunden kamen wir erschöpft aber sehr zufrieden wieder in Mendoza an und ich war froh, diesen Ausflug mit dem Anbieter Kahuak gemacht zu haben. Der Tag endete wieder mit einem Cocktail in der Rooftopbar und den Planungen für den nächsten Radausflug am kommenden Morgen. nächstes ziel: Buenos Aires
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Mendoza | Argentinien | Sonntag - 07.04.2024 - 19:08 - GOOGLE MAPS
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Überbewerte Tripadvisor Bewertungen, erste Weinerfahrungen und die Vorzüge kolonialerAltstädteDer Radverleih und damit auch der Startpunkt meiner Weintour befindet sich in Maipu, einem Stadtteil von Mendoza. Die Entfernungen sind dann meistens doch größer, als sie zunächst auf der Karte aussehen. Die Fahrzeit wurde mit 25 Minuten mit dem Auto angegeben. Da ich keine Lust hatte, mich für die fünf Tage Mendoza in das örtliche Nahverkehrssysteme einzuarbeiten, entschloss ich mich, hier wieder die Dienste des Uber Unternehmens in Anspruch zu nehmen. Die Preise für Taxif- und Uberfahrten in Argentinien sind zum Glück erschwinglich. Für die Fahrt zum Radverleih wurden 7,50 € berechnet. Laut TripAdvisor wurde das Unternehmen Maipo Bikes mit fünf Sternen bewertet. Normalerweise vertraue ich den Bewertungen von TripAdvisor aber in diesem Fall erschien mir die Bewertung doch etwas zu positiv dargestellt. Der Service vor Ort war nett und freundlich aber die Räder waren nicht wirklich zu gebrauchen. Mein Rad machte zu Beginn schon einen sehr mitgenommenen Eindruck und nach circa 30 Minuten Fahrt war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Rad. Die Kassette am Hinterrad hatte sich in ihre Einzelteile aufgelöst und an ein Weiterfahren war nicht zu denken aber der Service war dann wieder in Ordnung und nach circa 15 Minuten hatte ich ein „neues“ Fahrrad.Es gab eine Umgebungskarte mit den verschiedenen Weingütern in der Region und Empfehlungen und Angebote zu den entsprechenden Weingütern. Mein erster Stop war dann allerdings nicht bei einer Bodega, sondern führte mich zum ortsansässigen Fußball Zweitligisten und ich besichtigte erst einmal das Stadion und erkundigte mich nach den Tickets für das Wochenende. Danach steuerte ich insgesamt drei Weingüter an, wobei ich das zweite, dass auch in Deutschland sehr bekannte Weingut Trapiche nur besichtigte, da es offiziell nicht auf der vom Veranstalter empfohlenen Route lag und auch auf Fahrrad Touristen ganz offensichtlich nicht eingestellt ist. Ich war der einzige Besucher mit einem Rad und es gab auch nur ein Restaurant mit einer sehr gehobenen Menüauswahl. Dafür gab es ein sehr edles Weingut und ein ansprechendes Museum zu besichtigen.
Die beiden anderen kleineren Weingüter Tempus Alba und Domiciano gefielen mir sehr gut und sie hatten auch sehr nett angelegte Restaurants, so dass mein Plan, nicht an Verkostungen von irgendwelchen, meist jungen Weinen teilzunehmen und lieber ausgewählte Weine von der Karte zu wählen, voll aufging.
Das Thema Weine im Mendoza Gebiet überlasse ich dann doch lieber den Profis und möchte nur erwähnen, dass es um die 2000 Weingüter in der Region gibt und einige zu den besten 50 der Welt zählen. Jetzt weiß ich auch, warum es überwiegend Rotweine im Angebot gibt, denn ich habe erfahren, dass sich die klimatischen Verhältnisse vor allem für den Anbau von Rotweinen eignet. Es gibt aber auch einige Weinanbaugebiete, die sich in etwas höheren Lagen befinden und einen sehr guten Weißwein produzieren. Die dominierende Malbectraube wurde dann auch von einem Franzosen importiert und so schließt sich der Kreis zu den bereits erwähnten Siedlungsströmen aus Europa.
Den Abend ließ ich dann in einer Rooftopbar in der Innenstadt, mit einem traumhaften Blick auf Mendoza und die angrenzenden Anden ausklingen.
Auf dem Heimweg musste ich dann feststellen, dass sich die Altstadtgegend um die Plaza Indendepiedente als sehr angenehmes Viertel präsentiert. Viele Menschen zieht es auf den großen, begrünten Platz und es gibt Livemusik und eine Art Musik/Licht/Wassershow im Zentrum des Platzes zu bewundern. Die koloniale Architektur, der Baumbestand und die friedliche Atmosphäre laden zu einem entspannten Tagesausklang ein. Ein ziemlicher Gegensatz zur Partymeile in der Calle Aristides, die sich in circa 1 km Entfernung befindet. Hier trefft sich die Party Szene, vor allem Touristen aus aller Welt, um in den zahlreichen Restaurants und Bars den Abend ausklingen zu lassen.
Mir persönlich gefällt die entspannte Altstadt Atmosphäre besser. Vielleicht liegt es daran, dass ich allein unterwegs bin oder einfach daran, dass ich älter geworden bin. :)) nächstes ziel: Aconcagua
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Mendoza | Argentinien | Sonntag - 07.04.2024 - 01:07 - GOOGLE MAPS
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Ankunft und ein traumhafter Park ums EckMein Abflug am Mittwoch früh verzögerte sich um 1,5 Stunden, da ein Tiefdruckgebiet mit starken Regenfällen in der Nacht am Mittwoch früh noch den Flugverkehr beeinträchtigte. Damit ging es mir aber noch besser als Rene, dessen Flug am Dienstagabend sehr kurzfristig gecancelt wurde und auf Mittwochabend verschoben werden musste.Die kleine Embraer Maschine brachte mich dann aber gut ins rund 1100 km entfernte Mendoza. Die viertgrößte Stadt Argentiniens mit knapp 1 Million Einwohnern liegt am Fuße der Anden und befindet sich nur 175 km Luftlinie von Santiago de Chile entfernt. Die Stadt wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine Millionenstadt, sondern eher wie eine beschauliche Gartenstadt. Das liegt wahrscheinlich an den flacheren Kolonialgebäuden im Zentrum der Stadt und den vielen Grünflächen und Parks. Die Stadt befindet sich eigentlich in einer Steppenlandschaft, wird aber komplett von einem ausgeklügelten Bewässerungssystem mit Wasser versorgt. Mein Hostel befindet sich in einer ausgesprochen schönen Wohngegend, von der aus ich in 10 Minuten den zentralen Plaza Independiente erreiche. Der zentrale Platz wird in unmittelbarer Nähe von vier weiteren kleinen Plätzen symmetrisch flankiert. Die Plaza Italia, die Plaza Espana, die Plaza Chile und die Plaza San Martin bilden ein quadratisch angelegtes Innenstadtbild. Wie ich jetzt gelesen habe, besteht die Bevölkerung Argentiniens zu 90 % aus Europäern und den Großteil bilden davon Italiener und Spanier. Das erklärt zum einen die Namen der Plätze um den Hauptplatz und auch die große Anzahl der italienischen und spanischen Restaurants im Land. Und natürlich trifft hier europäische Winzerhistorie auf eine klimatisch begünstigte Weinanbauregion.
Ich begann den heutigen Tag mit einem morgendlichen Lauf in der sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Parklandschaft Mendozas. Schon beim Laufen war ich beeindruckt von der Schönheit und Anlage des Parks und so beschloss ich, nach dem Frühstück noch einmal in den Park General San Martin zu wandern.
Hier gibt es alles, was man sich für die Naherholung wünscht. Wanderwege, Laufstrecken und Radwege, die vom Straßenverkehr getrennt angelegt sind. Die Radwege sind asphaltiert und im Park gibt es FreeWiFi. Es gibt großzügige Sportanlagen, ein Freibad mit 50 m Schwimmbecken, Tennisplätze und eine Ruder und Regattastrecke. Alles ist eingebettet in einer sehr gepflegten großen Grünanlage.
Der richtige Platz, um die weiteren Aktivitäten bei einem Kaffee zu planen. Für morgen und Sonntag habe ich eine Radtour in die Weingebiete geplant und am Samstag einen Ausflug in den Nationalark Acongaua gebucht. nächstes ziel: Mendoza Weingüter
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Buenos Aires | Argentinien | Mittwoch - 03.04.2024 - 01:22 - GOOGLE MAPS
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… der richtigen Reihenfolge geschuldet noch ein weiterer Fotonachtrag.. war technisch nicht anders möglich.
nächstes ziel: Mendoza
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Buenos Aires | Argentinien | Dienstag - 02.04.2024 - 15:45 - GOOGLE MAPS
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Fortsetzung FotosNachtrag Fotos
nächstes ziel: Mendoza
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Buenos Aires | Argentinien | Dienstag - 02.04.2024 - 15:04 - GOOGLE MAPS
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Buenos Aires callingAm Montag früh stand ich um 6:00 Uhr am Morgen in Buenos Aires Palermo vor meinem Apartment und klingelte meinen Freund Rene aus dem Bett. Nach unserem gemeinsamen Abenteuer Havanna begann nun unsere gemeinsame Zeit in Buenos Aires. Die ersten fünf Tage sind nun schon Vergangenheit und dass ich erst jetzt einen neuen Tagebucheintrag schreibe liegt daran, dass einfach so viel zu organisieren und zu entdecken war und so bisher keine Zeit blieb für meine Tagebuch Notizen. Zuerst galt es Umweltkarte für den ÖPNV, Simkarte zu organisieren, Geld zu beschaffen und sich erst einmal in der Stadt zu orientieren. Die Frage des Geldumtausches hörte sich im Vorfeld kompliziert an. Was ist die günstigste Variante? Dollartausch auf der Straße, die so genannten Blue Dollar oder der Geldtransfer über Western Union oder doch ganz einfach die Kreditkarte einsetzen. Durch die kürzlich erfolgte Abwertung des argentinischen Pesos ist der unvermeidliche Dollartausch auf der Straße nicht mehr zwingend die beste Variante. Aktuell bekommt man für 1 $ ca. 980/990 Pesos auf dem Schwarzmarkt. Das ist nicht mehr viel mehr als der offizielle Umtauschkurs von zur Zeit 850 Pesos für einen Dollar. Noch besser scheint der Einsatz der Kreditkarte zu sein, da die Umsätze mit circa 1100 Pesos für einen Euro abgerechnet werden. Durch die drastische Abwertung des Pesos ist das Leben in Argentinien deutlich teurer geworden und entspricht aktuell meines Erachtens ungefähr dem Preisniveau in Deutschland. Der ÖPNV in Buenos Aires wird hauptsächlich durch ein U-Bahn Netz und vielen Buslinien organisiert. Für uns am Anfang nicht immer ganz einfach zu durchschauen. Und obwohl die Stadt deutlich kleiner als Berlin ist (ca. 3xkleiner), benötigt man gefühlt mehr Zeit, um von A nach B zu kommen.
Im Vergleich zu Havanna und Quito ist die Stadt viel europäischer und wirkt modern und großstädtisch. Kultur, Kunst, Musik, Architektur, Fußball und ein recht szeniger Lebensstil prägen das Stadtbild. Das liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass wir im hippen und trendigen Palermo Hollywood untergekommen sind. Der Tag beginnt hier am Vormittag in den stylishen Cafés, gerne beim vegetarisch, veganen Frühstück, macht dann am Nachmittag eine Kaffeepause, um dann am späten Abend in den chicken Weinbars oder Clubs in die Nacht zu gleiten.
So waren die ersten Tage voll gepackt mit Erkundungen im gesamten Stadtgebiet. Wir begannen in Paternal, der Heimat von Diego Maradona und besuchten sein ehemaliges Wohnhaus, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr gewohnt hat. Ein Arbeiterbezirk, in dem sich heute alles um Maradona dreht. Im Zentrum das Diego Armando Maradona Stadion von den Argentinios Juniors, seinem ersten Verein. Kaum eine Häuserwand, die nicht das Konterfei von Maradona trägt. Das Museum selbst zeigt die Wohnsituation der zehnköpfigen Familie Maradonas fast unverändert und verdeutlicht die soziale Herkunft dieses großen Fußballers. Maradona ist natürlich nicht nur in Paternal, sondern in ganz Buenos Aires allgegenwärtig.
Von Paternal ist es nicht weit nach Boca und so führte uns der nächste Weg in dieses heutige Künstlerviertel mit seiner Attraktion, der Bombonera. Die Spielstätte der Boca Juniors, dem nächsten Verein von Maradona. Diese für Fußballfans heilige Städte ist leider zu einer uneinnehmbaren Festung geworden. Das es nahezu unmöglich ist ein Spiel in diesem Stadion zu sehen, war mir im Vorfeld klar. Aber mittlerweile ist es auch nur noch Mitgliedern vorbehalten, einen Blick in das Stadion zu werfen. Das Museum hat keinen Zugang mehr zum Stadion und für einen Besuch des Stadioninneren benötigt man eine Mitgliedschaft. Wie ich gehört habe, beträgt die Wartezeit für eine Mitgliedschaft bei die Boca Juniors mittlerweile sechs Jahre. Für uns bedeutet dies eine klare Ausgrenzung aller interessierten Fußballfans und so lehnten wir den Museumsbesuch ab und die Boco Juniors sanken in unserem Ansehen :)
Ich möchte mich an dieser Stelle nicht über die unsäglichen und unseriösen Angebote einiger online Anbieter wie viagogo äußern, die einen Stadionbesuch ab und an für mehr als 250 € anbieten. Aber selbst mit diesen Karten gibt es keine Garantie, dass man in das Stadion gelangt, da die Boca Fans keine Touristen gerne im Stadion sehen.
Wir hatten trotzdem einen schönen Nachmittag in der angrenzenden Stadion Szenerie und unterhielten uns mit den ortsansässigen Gastronomen über die Situation der Boca Juniors.
Da ich im Netz gelesen hatte, dass es einige Erstligisten in Buenos Aires gibt, bei denen man mit etwas Glück auch Karten für einen Spieltag bekommen kann, versuchten wir es bei Huracan. Einem Verein, den ich bis dato gar nicht kannte und der aber ein recht großes Stadion besitzt und eine nicht ganz so große Fan Gemeinde haben soll. Auf der Vereins Homepage las ich, dass es am Donnerstag ab 14:30 Uhr Restkarten auf der Geschäftsstelle geben sollte. So waren wir pünktlich um 14:30 Uhr vor Ort und erstanden Tickets für das Freitagabendspiel gegen das Spitzenteam von River Plate BA.
Es war ein großartiger und außergewöhnlicher Fußballabend im Arbeiterviertel Parque Patricios. Im architektonisch beeindruckenden Stadion Tomás Adolfo Ducó aus den 40er Jahren waren an diesem Abend über 40.000 Zuschauer zum Spiel gegen River Plate gekommen. Aus Sicherheitsgründen sind im argentinischen Fußball keine Gästefans und kein Alkohol zugelassen und so wurde es ein ausgelassenes, stimmungsvolles Fußballfest. Ich war erstaunt, dass viele Familien mit Kindern und auch ältere Menschen im Stadion waren. Das Stadion besitzt eine eindrucksvolle und sehr steile Gegentribüne auf der wir fast ganz oben auf Höhe der Mittellinie saßen und beste Sicht auf Spielfeld und Atmosphäre im Stadion hatten. Das Team von Huracan kämpfte den Favoriten River Plate nieder und gewann das Spiel mit 1:0 obwohl sie die letzten 15 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Auf der Bank von River Plate saß übrigens kein Unbekannter, sondern der ehemalige Bayern Spieler Martin Demicelis.
Die weitere Zeit verbrachten wir mit Stadtteilerkundungen und Museumsbesuchen. So lernte ich den berühmten argentinischen Sänger Carlos Gardel kennen. Rene ist ein großer Fan dieses Superstars aus den zwanziger und dreißiger Jahren und wir besuchten sein ehemaliges Wohnhaus und heutiges Museum im Stadtteil Abasto. Gardel hat eine große Bedeutung für die Musik und den Tango und ist im Stadtbild ebenfalls immer wieder zu entdecken.
Unsere Touren vom Zentrum bis nach San Telmo wurden unterbrochen von Stopps in den historischen Kaffeehäusern, wie man sie aus Wien kennt und Markthallen, wie ich sie aus Spanien kenne. Das Museum für Moderne Kunst lag dann auch noch auf dem Weg.
Interessant auch die Begegnungen mit Sammlern und Ausstellern der Fußball Karikatur Szene, die Rene hier in Buenos Aires ausfindig gemacht hat und die er für die Vorbereitung einer Ausstellung in Berlin im Jahre 2025 gewinnen möchte. So entsteht so langsam ein differenziertes Bild einer interessanten und vielfältigen Stadt.
Erwähnen möchte ich auch noch, dass die Stadt Buenos Aires, wie auch das ganze Land aktuell unter einem Denguefieberausbruch leidet. In diesem Jahr gab es schon über 150.000 Infizierte und über 100 Personen sind gestorben. Denguefieber kommt in Argentinien wie auch in fast allen anderen Ländern in Südamerika immer wieder vor aber in diesem Jahr ist das Ausmaß besonders groß. Gegenüber dem letzten Jahr spricht man hier von einer Steigerung von über 600 %. Die Ursachen sind vielfältig aber es gibt einen gesicherten Zusammenhang zur Klimaerwärmung und zum von mir bereits mehrmals erwähnten KlimaPhänomen EL Nino in diesem Jahr.
Es gilt sich zu schützen aber es gibt aktuell in ganz Buenos Aires keinen Mückenschutz mehr zu kaufen. Ein Armutszeugnis für das Land, dass täglich zum Schutz vor Mücken aufruft.
Ich habe über meine Vermieterin, die einen chinesischen Onkel besitzt, noch ein Spray bekommen, für das ich aber einen erheblichen Mehrpreis bezahlen musste. So funktioniert der Markt. Es bleibt zu hoffen, dass wir vom Denguefieber verschont bleiben.
Heute ist nun Ostersonntag, der Tag beginnt gegen Mittag und es gibt den Plan, heute Abend noch einmal zu versuchen, in ein anderes Stadion zu gelangen und ein weiteres Spiel zu besuchen. Wieder im Internet entdeckte ich die Information, dass es noch eventuell Resttickets in einem Büro am Tennisplatz in Stadionnähe geben soll. Wir machten uns auf den Weg nach Avellaneda, dem Ort, in dem das Stadion von Indendepiedente - einem der vier großen Vereine in Buenos Aires - liegt. Wir hatten Glück und bekamen noch Tickets für das Abendspiel. Die Zeit bis zum Anpfiff um 18:30 Uhr verbrachten wir mit einem Besuch der Puente de la mujer. Dieses berühmte Bauwerk vom spanischen Architekten Santiago Calatrava (von Rene lerne ich nicht nur jede Menge Wissenswertes über die argentinischen Weine, sondern auch immer sehr viel über Architektur) befindet sich in unmittelbarer Nähe des Plaza 9 de Majo und verbindet die Stadt mit dem Dock 3 des Puerto Madero. Dieses Viertel direkt an den ehemaligen Hafenanlagen hat sich zu einem touristischen Hotspot entwickelt und ist ein schöner Ort, um dort zu verweilen.
Wir waren pünktlich zum Anpfiff in Stadion und es war ein Stadionerlebnis genau nach unseren Vorstellungen. Das Estadio Libertadores fasst über 50.000 Zuschauer und war an diesem Abend so gut wie ausverkauft. Wir hatten sehr gute Plätze und genossen ausgiebig die Atmosphäre im Stadion. Das Spiel von Indenpediente gegen Tucaman endete 1:1. Ein redlich verdienter Punkt für den Tabellenletzten aus Tucaman. Auch hier saß wieder ein bekannterTrainer auf der Bank. Chefcoach von Indenpediente ist seit kurzem Carlos Tevez, der mit der Punkteteilung nicht zufrieden gewesen sein dürfte.
Der Abend endete wieder in Palermo, wo ein neuer argentinischen Chardonnay zu verkosten war.
Es war der Plan, am Ostermontag mit der Fähre nach Uruguay zu fahren aber leider gab es keine Rückfahrttickets mehr für diesen Tag. Da viele Bewohner Buenos Aires die freien Tage nutzten und wahrscheinlich auch in Uruguay verbrachten, waren die Tickets wohl schon lange vergriffen. Wir planten schnell um und schauten uns das Hafenviertel in Boca an. Da wir ausnahmsweise sehr früh unterwegs waren, erreichten wir das Viertel noch bevor die zahlreichen Touristen dort waren. In den Morgenstunden hat dieses Viertel einen besonderen Reiz, der spätestens dann verblasst, wenn die Scharen von Touristen über das Viertel hereinbrechen. Da auch heute der Stadionbesuch nur für Mitglieder möglich gewesen wäre, beschlossen wir das Viertel zu wechseln und fuhren in den Norden nach Belgrano, um uns dort das Stadion monumental vom Erzrivalen River Plate anzuschauen. Und siehe da, Museumsbesuch und auch Stadiontour ohne Probleme möglich. Eine sehr moderne Anlage mit einem sehr gut gemachten Museum und einem neuen, umgebauten, riesigen Stadion mit einer Fassungskapazität von über 84.000 Zuschauern. Das Stadion war in der letzten Saison bei jedem Heimspiel ausverkauft und so ist es auch hier sehr schwer, als Nichtmitglied ins Stadion zu gelangen. Aber es wird nicht kategorisch ausgeschlossen. Ich hege sicherlich Sympathien für den Arbeiterverein Boca Junior aber hier vor Ort zeigte sich River Plate als der bessere Gastgeber.
Rene wird morgen am späten Abend wieder nach Deutschland fliegen und für mich heißt es dann am Mittwoch auf nach Mendoza.
Fazit: Wir hatten hier eine sehr intensive, abwechslungsreiche, sehr interessante und schöne Zeit und waren uns schon nach einer Woche einig, Buenos Aires ist immer eine Reise wert. Hasta luego mi querida!
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Cumbaya | Ecuador | Montag - 25.03.2024 - 21:22 - GOOGLE MAPS
32
Fazit: Baden im Pazifik, Mittag im Schnee und ein Cocktail im Dschungel Vier Wochen Ecuador gehen nun zu Ende und es bleibt ein kleines Fazit zu ziehen. Es war genau die Reise, die ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte noch einmal an der Westküste im Pazifik ins Wasser gehen, im Bergnebelwald von Mindo wandern, den Schnee des Cotopaxi sehen und den Rio Pastaza Richtung Amazonas befahren. All diese Wünsche gingen in Erfüllung und es war eine ganz wunderbare Zeit in diesem so beeindruckenden Land. Theoretisch wäre es wieder möglich gewesen, am Morgen im Pazifik zu baden, das Mittagessen am Cotopaxi zu bestellen und am Abend im Dschungel einen Cocktail zu trinken. Dieses Land bietet auf kürzester Distanz so viel unterschiedliche Natur, wie man sie wohl kaum an einem anderen Ort der Welt in so kurzer Zeit sehen kann. Um so schöner war es, dass ich vier Wochen Zeit hatte, um all die vielen Nebentöne und die wundervollen Menschen zu erfahren.Vieles war mir sehr vertraut und einige Dinge waren so komplett anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Die Ankunft in Ecuador war etwas ganz besonderes, denn nach der erfahrenen Armut und dem Mangel an fast allem in Kuba war es fast ein kleiner Schock hier in Ecuador und ganz speziell in diesem Tal vor den Toren Quitos wieder anzukommen. Nach vier Wochen Kuba erschlug mich fast das Übermaß an allem, was es hier auf dem ersten Blick zu sehen gab. Große Autos, noch größere Häuser, riesige Einkaufssmalls und jede Menge Restaurants, Bars, Cafés und Dienstleister jeglicher Art. Der größte Unterschied ist, dass es in Kuba keinen sichtbaren Reichtum gibt. Die Gegensätze zwischen Arm und Reich sind nicht so ausgeprägt und wenn man von einer Elite spricht, dann meint man eher die politische Elite, der es in Kuba wohl noch etwas besser geht als dem restlichen Volk. Hier in Ecuador ist die Schere zwischen Arm und Reich sicherlich viel größer. Das liegt aber vor allem daran, dass es diesen sichtbaren Luxus und Reichtum einer Oberschicht gibt. Und trotzdem muss ich sagen, dass ich so eine Armut wie ich sie in Kuba, ganz speziell in Havanna gesehen habe, hier nicht entdecken konnte. Die Leute haben ihr Auskommen und müssen zumindest keinen Hunger leiden. Das liegt sicherlich auch daran, dass es hier keinen Mangel an jeglichen Lebensmitteln gibt, denn die klimatischen Verhältnisse lassen einfach alles immer gedeihen. Die Menschen, die nichts haben, versuchen ihre angebauten Lebensmittel zu verkaufen und so sich etwas zu verdienen. Und noch etwas ist mir aufgefallen, selbst in der Hauptstadt Quito habe ich keine Obdachlosen gesehen. Ein Umstand, der in fast jeder deutschen Großstadt mittlerweile sichtbar ist. Mir ist klar, dass das Tal und die Region um Cumbaya nicht repräsentativ für Ecuador ist aber es ist eben auch ein kleiner Teil dieses Landes. Meine Erfahrungen beziehen sich natürlich nur auf die Orte, die ich gesehen habe. Es war eine unglaublich tolle Zeit mit vielen bekannten und auch neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Noch einige Sätze zur Sicherheitslage im Land. Ich habe mich in der gesamten Zeit kein einziges Mal unwohl oder in einer unsicheren Situation gefühlt. Natürlich bin ich nicht nachts allein in den Städten umher gelaufen aber ich habe sehr oft den ÖPNV benutzt, bin in der Altstadt, in Quitos Süden und auch an der Küste unterwegs gewesen. Die nächtlichen Ausgangssperren in den Städten und in einigen Teilen der Küste tragen sicherlich auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Die Darstellungen der Sicherheitslage auch in einigen deutschen Medien finden hier sehr viele stark übertrieben. Dort wurde auch von menschenleeren Straßen in Quitos Altstadt und in den urbanen Zentren gesprochen und davon, dass es keine Touristen gibt und die Quitenos selbst nicht mehr die Restaurants besuchen. Nun ist dieser Bericht auch schon wieder einige Wochen alt und vielleicht gab es einmal ansatzweise diese Situation aber im Moment ist das Bild sehr viel entspannter. Die Geschäfte sind voll, die Restaurants sind gut besucht. Am Wochenende wird gefeiert, zumindest bis zur Ausgangssperre.
Bis gestern hätte ich gesagt, dass sich die allgemeine Sicherheitslage auch durch die Präsenz der Militärs sehr verbessert hat aber leider gab es gestern die Meldung, dass in San Vincente die erst 27-jährige Bürgermeisterin und ein Mitarbeiter ermordet wurden. Ich hatte in einem anderen Bericht schon einmal über die Situation an der Küste geschrieben und San Vincente liegt an der Küste und sehr nah an der Hafenstadt Manta. Vieles deutet darauf hin, dass es sich wieder um eine Machtdemonstration der organisierten Kriminalität handelt. Das sind die wirklichen Probleme, die Ecuador gerade zu lösen hat. Es bleibt abzuwarten, ob der neue Präsident seinen Kampf gegen die organisierte Kriminalität erfolgreich fortsetzen kann/wird. Die politischen Strukturen sind für einen Außenstehenden nur sehr schwer einschätzbar und auch über den Einfluss der Drogenmafia auf die Politik wird hier immer wieder diskutiert und spekuliert.
Abschließend möchte ich aber erwähnen, dass es vor allem das Wiedersehen mit Freunden, Bekannten und die vielen neuen Begegnungen mit den Menschen waren, die meine Zeit hier so besonders gemacht haben. Es ist schön zu spüren, wenn einem die Menschen nicht vergessen. Stellvertretend dafür möchte ich einen Moment erwähnen, der für mich sehr emotional war. Auf dem Schulgelände der Deutschen Schule erkannte mich der Eisverkäufer, der schon 2010 an der Schule sein Eis verkauft hatte wieder und fragte mich, wie es mir geht und ob ich meine kleine Tochter auch dabei habe.
Ecuador, ich werde bestimmt einmal wiederkommen und hoffe, dass es dir dann gut geht.
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Quito | Ecuador | Montag - 25.03.2024 - 19:38 - GOOGLE MAPS
31
Zum Abschluss nochmal AtahualpaDas letzte Wochenende verbrachte ich im Hostal von Carola in Cumbaya. Am Samstagabend ging es ein letztes Mal ins Stadion und diesmal ins Atahualpa, dem alten ehrwürdigen Betonkessel mitten in der Hauptstadt. Es war ein besonderer Abend, denn Ivan ging mit seinem Sohn Yari zum ersten Mal gemeinsam zu Deportivo Quito, dem alten Traditionsverein der Hauptstadt. Der ehemalige vierfache ecuadorianische Meister spielt mittlerweile in der dritten Liga, was hier in Ecuador eine Provinz Meisterschaft ist. Der Verein hat aber immer noch mehr Fans, als die meisten Erstligisten. Zur heutigen Präsentation des neuen Trikots kamen an diesem Samstagabend circa 17.000 Zuschauer ins Stadion zur „Noche azulgrana“ Dabei muss man anmerken, dass es ausschließlich Fans von Deportivo und keine neutralen Zuschauer waren. Es war auch ein Wunsch von mir, einmal mit Ivan zu seinem Lieblingsverein zu gehen. Deportivo gewann dieses Spiel im Elfmeterschießen und ich sah um mich herum nur glückliche Menschen, die an eine bessere Zeit ihres Vereins glauben. Yari kaufte sich vor Spielbeginn ein Trikot von Deportivo und zog es an diesem Abend nicht mehr aus. Ich sah einen stolzen und glücklichen Vater und die Geburtsstunde eines neuen Deportivo Fans.
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Banos | Ecuador | Sonntag - 24.03.2024 - 07:01 - GOOGLE MAPS
30
Wanderungen/ Rafting in den östlichen AndenAm Montag ging es dann nach einer schlaflosen Nacht nicht wie geplant mit Bussen nach Banos, sondern mit dem Zweitwagen meines ehemaligen Kollegen und Freundes Luis. Wir hatten uns am Sonntagabend noch mit seiner Familie getroffen und als er hörte, dass ich am Montag mit Bus, U-Bahn und Bus nach Banos fahren will, überlies er mir kurzerhand sein Auto und das machte die Sache dann etwas einfacher. Ich hatte am Montag kurz überlegt, die Tour abzusagen, da ich aufgrund von starken Bauchkrämpfen so gut wie nicht geschlafen hatte, entschied mich dann aber doch die Fahrt anzutreten. Der Schamane Ivan mixte mir eine Oregano Teemischung und das sollte helfen. Banos ist ein vor allem bei Backpackern beliebtes Reiseziel. Es liegt klimatisch begünstigt an der Ostseite der Anden auf circa 1800 m Höhe. Dadurch ergibt sich ein angenehmes mediterranes Klima. Der Ort liegt idyllisch in einem Tal, umgeben von den Gebirgszügen der Anden und in unmittelbarer Nähe des Vulkanes Tungurahua. Der Ort ist vor allem beliebt aufgrund seines großen Angebotes an allen erdenklichen Aktivitäten z.B. Canopy, Wandern, Hiking, Radfahren, KanuKajak, Rafting, Tubing, Canyoning und vieles mehr. Schon die Anreise nach Banjos ist beeindruckend, wenn man von Ambato ausgehend die Anden Richtung Osten abwärts fährt und sich die Landschaft ändert und es immer grüner in den Tälern wird.
Ich bin gut im Ort angekommen, habe mein Quartier bezogen, mir Oregano Tee bestellt und dann erst einmal den Schlaf der letzten Nacht nachgeholt. Am nächsten Morgen ging es mir dann schon viel besser und ich beschloss eine Wanderung hinauf zu den Banos umgebenen Bergzügen zu unternehmen. Eigentlich wollte ich zum Aussichtspunkt Bella Vista laufen, eine Wanderung, die wir als Familie im Jahr 2017 schon einmal unternommen hatten. Auf halber Strecke gab es dann aber einen Abzweig zu einem anderen Mirador und da ich diesen noch nicht kannte, beschloss ich, dorthin zu wandern. Kein guter Entschluss wie sich dann herausstellte, denn es ging 1,5 Stunden nur steil berghoch und der versprochener Aussichtspunkt Mirador de Ventanas war nicht das erwartete Highlight. Oben angekommen war ich dann aber trotzdem, aufgrund der geschafften Leistung, zufrieden. Um wieder ins Tal zu gelangen hätte ich den gleichen Weg wieder bergab gehen müssen. Da der Weg aber sehr steil und auch noch sehr durchnässt war, erschien es mir zum einen etwas gefährlich und auch nicht sehr reizvoll diesen Weg wieder hinabzusteigen. So wanderte ich zu einer der zahlreichen Touristenattraktionen in der Nähe, einer so genannten Riesenluftschaukel, mit der man überm den Abgrund mit Blick auf Banos im Tal, schaukeln/fliegen kann. Hier traf ich auf einer 18-köpfige ecuadorianische Großfamilie, die alle möglichen Touristenattraktionen ausprobierten und mit drei Autos unterwegs waren. Ich sprach sie an, ob sie mich ins Tal mitnehmen würden und das war kein Problem und so konnte ich auf der Ladefläche eines Pick-ups mit der Reisegruppe mitfahren. Im Tal angekommen fühlte ich mich fit, um für den nächsten Tag eine Rafting Tour zu reservieren. Ich hatte ja schon Rafting Erfahrung in Ecuador auf dem Rio Napo und wollte nun einmal Rafting auf dem bekannten Fluss Rio Pastaza ausprobieren.
Am nächsten Morgen ging es um 9:00 Uhr von Banos aus los. Wir fuhren circa 30 Minuten Fluss abwärts Richtung Dschungel und gelangten dann an den Ausgangspunkt der Tour. Nach den üblichen Sicherheitsinstruktionen konnten wir starten. Wir waren acht Personen und zu meinem Erstaunen wurden wir auf zwei Boote aufgeteilt, da wir zu acht in einem Boot+!Guide wohl zu schwer wären. Die Kategorie der Tour wurde mit 3+ bis 4 angegeben. Es gibt insgesamt die Kategorien 1-6, wobei eins Schwimmungpool und sechs Wasserfall ist. Demzufolge sind für uns eigentlich nur die Kategorien 2-5 in Erwägung zu ziehen. Die Tour dauerte circa 1,5 Stunden und hatte eine Länge von rund 7 km. Im Gegensatz zu der Tour auf dem Rio Napo, wo es auch ruhige und entspannte Abschnitte gab, waren hier die Stromschnellen sehr dicht aneinander gereiht und es gab kaum Zeit, sich auszuruhen. So fehlt dann aber auch etwas die Zeit und die Muße, die atemberaubende und sich ständig verändernde Landschaft zu genießen. Einige Passagen waren sehr anspruchsvoll und so bin ich auch einmal unfreiwillig über Bord gegangen. Aber meine Mitfahrer haben mich sehr schnell wieder ins Boot gezogen. Insgesamt eine tolle Erfahrung, die sehr viel Spaß gebracht hat.
Den Abend ließ ich dann im Ort mit einer ecuadorianischen Suppe und einem Oregano Tee ausklingen. Da ich recht früh dran war und es in der Woche auch nicht so viele Touristen im Ort gab, war ich der einzige Gast im Restaurant und hatte so Gelegenheit, mit dem Kellner ins Gespräch zu kommen. Er kam aus Venezuela und erzählte mir, dass er eigentlich Lehrer an einer Hochschule sei aber sein Gehalt in Venezuela nur umgerechnet 30 $ beträgt und das ist dann zu wenig, um dort leben zu können. Diese Umstände erinnerten mich wieder sehr an die Zustände in Kuba. Er ist seit zehn Monaten mit seiner Frau in Ecuador und arbeitet nun täglich im Restaurant in Banos. Das Ziel ist es, möglichst viel Geld zu sparen, um damit dann einen Start in Europa finanzieren zu können. So sieht sie also aus, die globale Migration. Aktuell sind sehr viele Migranten aus Venezuela in Ecuador. Der Venezuelaner empfahl mir, einmal sein Land zu besuchen, denn es sei ein sehr schönes Reiseziel und für Touristen auch sicher und bezahlbar. Man merkte ihm an, dass er sehr stolz auf die Schönheit seines Landes ist und trotzdem sieht er in seinem Land aktuell keine Zukunft. Ein trauriger Umstand und ein globales Problem, wenn Menschen ihre Heimat verlassen wollen, weil sie keine Perspektiven sehen.
Am Donnerstag ging es dann nach dem Frühstück und einem Cafe Besuch wieder Richtung Quito. Noch gerade rechtzeitig fiel mir ein, das es der 21. März war und dass an diesem Tag die Sonne am Äquator gegen Mittag im Zenit steht und dass dies dann der einzige Ort auf der Welt ist, wo die Sonne keinen Schatten wirft. Punkt 12.00 legte ich dann einen Stopp ein und machte zum Beweis ein Foto von dem nicht vorhandenen Schatten.
Nun wartet in Quito das letzte Wochenende einschließlich Montag auf mich, bevor es dann weiter nach Argentinien geht.
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Quito | Ecuador | Donnerstag - 21.03.2024 - 04:15 - GOOGLE MAPS
29
Besuch bei Freunden/Derbytime und im Tal der CondoreIn Quito zurück erwartete mich ein voll gepacktes Wochenende. Treffen mit ehemaligen Kollegen, Weggefährten und Freunden standen auf dem Programm. Zu dem gab es noch am Samstag einen Klassiker in Quitos Norden zu besuchen. Der ehemalige FC Bayern Ecuadors LDU Quito empfing den aktuellen Tabellenführer Aukas aus dem Süden. Dies ist nicht nur ein Duell des Tabellendritten gegen den Tabellenführer, sondern auch das Spiel des gut situierten Nordens gegen den armen Süden. Die Zutaten für einen unterhaltsamen Fußballnachmittag waren gegeben. Bestes Sommerwetter, ein volles Stadion und eine großartige Atmosphäre im La Casa Blanca, dem größten Fußballstadion in Quito. Es war ein sehr unterhaltsames Spiel und der Spitzenreiter aus dem Süden gewann die Partie mit 2:1. Das Spiel hätte auch fünf zu vier ausgehen können, es ging hin und her und im Gegensatz zur Bundesliga wird hier kaum taktiert, sondern immer schnell das Tor gesucht. Das war das dritte Stadion, welches ich von vier Erstligadtadien besuchen konnte. Es bleibt anzumerken, dass es hier in Ecuador keine Probleme gibt, sich Tickets für die Spiele zu besorgen. Dies soll in Argentinien komplett anders sein und ich bin gespannt, was mich diesbezüglich dort erwartet. Auf der Fahrt zurück nach Cununyacu, wo ich bei Corinna und Ivan immer noch mein Quartier in den Bergen bezogen habe, gaben zum ersten Mal seit zweieinhalb Wochen die Wolken den Cotopaxi frei. Dies ist immer wieder ein beeindruckendes Bild. Für mich ist der Cotopaxi der schönste aller Vulkane, da er eine lehrbuchentsprechende symmetrische Kegelform besitzt. Gewissermaßen majestätisch zeigt sich der mit 5897 m Höhe zweithöchste Berg Ecuadors dem Betrachter.
Die Nacht war sternenklar und ließ einen schönen Sonntag vermuten und so beschlossen wir am Sonntag früh in den Nationalpark Antisana zu fahren, in der Hoffnung, den dritthöchsten Berg Ecuadors zu Gesicht zu bekommen.
Am frühen Morgen zeigte sich keine Wolke und dies ist in den Anden um diese Jahreszeit sehr selten. Voller Hoffnung und Vorfreude machten wir uns um 8:30 Uhr auf den Weg. Die Fahrt in den Nationalpark dauert ungefähr 1,5 Stunden und kurz vor Ankunft zeigten sich am Horizont die ersten Wolken und erste Befürchtungen kamen auf, dass wir den Berg nicht zu Gesicht bekommen. Aber Ivan blieb zuversichtlich und sollte recht behalten. Man kann den Berg erst im letzten Augenblick erblicken, da er von noch anderen Bergketten verdeckt wird. Als wir dann um die entscheidende Kurve fuhren, zeigte sich der beeindruckende Antisana. Es ist ein ziemlich großes Glück, diesen mit 5785m Höhe viertgrößten Vulkanberg Ecuadors zu sehen. Das liegt daran, dass der Vulkan auf der östlichen Seite der Anden liegt und sehr nahe am Oriente( Dschungel) sich befindet. Die aus dem Oriente aufsteigende Luftfeuchtigkeit lässt den Berg an den meisten Tagen im Jahr in den Wolken verschwinden. Ich habe einmal gelesen, dass der Antisana an 35 Tagen im Jahr zu sehen ist. Ob das stimmt kann ich aber nicht genau sagen aber gefühlt ist das so. In meiner Zeit in Ecuador von 2010-2014 habe ich den Antisana nur einmal im Januar 2011 frei gesehen. Wir genossen diesen Anblick ausgiebig und unternahmen dann noch eine kleine Wanderung auf 4000 m Höhe im Nationalpark. Vor diesem Ausflug hatte ich mir gewünscht, den Antisana frei zu sehen und vielleicht noch einen Condor zu erblicken. Den Condor, das Wappentier Ecuadors, bekommt man nur in bestimmten Regionen des Landes zu Gesicht. Im Antisana Nationalpark solles aktuell circa 30 Condore geben. Im gesamten Land gibt es aktuell noch um die 100 Exemplare. Der Condor ist auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere und das Land unternimmt viel, um das Wappentier zu schützen. Der Condor kann eine Flügelspanne von bis zu 3,50 m erreichen und ist in der Lage, bis zu 30 Minuten in der Luft zu schweben ohne einen Flügelschlag zu tätigen. Normalerweise schwebt er in großen Höhen und ist aus der Nähe nur selten zu betrachten. Auf dem Heimweg entdeckte ich dann in unmittelbarer Nähe zu unserem T3 Bus einen Condor, der in nur ungefähr 10 m Höhe über uns kreiste. Schnell waren alle aus dem Bus und versuchten den Vogel mit der Kamera einzufangen. Corinna, die seit 2010 in Ecuador lebt, hatte bisher noch nie einen Condor in freier Wildbahn gesehen. Nachdem er einige Kreise über unseren Bus gezogen hatte, setzte er sich in circa 100 m Entfernung auf einen Felsen und ließ sich von uns betrachten. Der Ausflug in den Antisana Nationalpark hätte nicht schöner sein können.
Für mich endete das Wochenende mit dem Packen meiner Sachen, denn die Zeit bei Ivan und Corinna ist nun vorbei, denn am Montag kommt Corinnas Schwester mit Familie und ich werde nach Banos fahren, um dort einige Tage zu verbringen. Es war eine schöne Zeit bei meinen Freunden in Cununyacu und ich bin dankbar dafür, dass ich bei Ihnen sein durfte.
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Santa Marianita | Ecuador | Samstag - 16.03.2024 - 00:09 - GOOGLE MAPS
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Auszeit am Pazifik Heute ging es nach einer anstrengenden aber schönen Laufeinheit am Morgen mit dem Flugzeug an die Küste nach Manta. Ivan hatte mir eine Unterkunft in Santa Marianita, etwa 15 km südlich von Manta gelegen, empfohlen. In nur 40 Minuten ist man von Quito aus gehend in Manta. Überraschender Weise ragte die Spitze des Cotopaxis über den Wolken hinaus und war gut sichtbar. Leider saß ich auf der falschen Seite im Flugzeug und konnte diesen wunderbaren Ausblick nicht genießen. Vom Flughafen in Manta holte mich ein Fahrer, den ich vorher per Telefon bestellt hatte ab und wir fuhren durch die Küstenstadt zu einem nahe gelegenen Supermarkt, um die notwendigsten Dinge zu kaufen. Die Küstenstadt Manta hat, wie auch das ganze Land in der letzten Zeit für negative Schlagzeilen gesorgt. Als Hafenstadt galt sie zwar schon immer als kriminalitätsbelasted aber die Vorkommnisse in den letzten Jahren haben dies noch einmal unterstrichen. Vor einem Jahr wurde der Bürgermeister in Manta ermordet und es gab einen bewaffneten Überfall auf die Staatsanwaltschaft. Auch der kürzlich aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Roca geflohene Drogenboss der Los Cherones „Fito“ stammt aus Manta. Er wurde der Nachfolger des ebenfalls in einem Café in Manta erschossenen Clanbosses Zambrano. Nicht wenige machen ihn auch für die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio im August 2023 verantwortlich. Manta ist eine Hafenstadt und damit prädestiniert für den Drogenschmuggel per Schiff. Bis zum Jahr 2008 hatte die USA einen Militärstützpunkt in Manta und kontrollierte so auch den Drogenhandel im Gebiet Kolumbien Ecuador. Auf Beschluss des damaligen Präsidenten Correas wurde die US Militärbasis geschlossen. Damit wurde ein strategisch wichtiger Punkt für den Drogenhandel der organisierten Kriminalität überlassen. Ich habe die Stadt durch Besuche bei unserem ehemaligen Vermieter in der Zeit zwischen 2010 und 2014 kennen gelernt und sie als sehr angenehme und interessante Küstenstadt in Erinnerung.
Heute fahre ich nur im Taxi durch die Stadt und alles wirkt so lebendig wie damals, als ich diese Stadt kennen gelernt habe. Ich fragte meinen Fahrer, der mit seiner Familie in Manta lebt, wie die aktuelle Situation für ihn sei und er antwortete mir, es sei ruhig und angenehmer, seitdem das Militär die Straßen kontrolliert. Kaum ausgesprochen sah ich nun auch zum ersten Mal ein größeres Aufgebot an schwer bewaffneten Soldaten und ein gepanzertes Fahrzeug im Straßenbild.
15 km weiter südlich ist davon nichts mehr zu spüren. Ein idyllischer Ferienort Santa Marianita empfängt mich und meine Unterkunft, die sich am südlichen Ende des malerischen Ortes befindet, liegt auf einer Anhöhe mit einem atemberaubenden Blick über den Pazifik. Es sind so gut wie keine Touristen aktuell in der Region. Das liegt zum einen daran, dass ich an einem Montag hier angekommen bin und auch daran, dass aktuell keine Hochsaison ist und auch die Sicherheitslage in Ecuador scheint eine Rolle zu spielen.
Ansonsten ist Santa Marianita ein typisch ecuadorianischer Küstenort. Unaufgeregt und authentisch. Einzelne Fischerboote säumen das Straßenbild und der Rest des Dorfes scheint auf den Tourismus zu setzen. Doch dazu später mehr. Der Malecon ist eine Sandstraße, an der sich viele Restaurants und kleinere Versorgungsstände reihen. Keine teuren und noblen Cafés und Geschäfte. Es gibt frisch gepressten Saft aller möglichen Früchte für ein bis zwei Dollar und im Restaurant frischen Fisch für circa sechs Dollar. Santa Marianita beansprucht für sich, der beste Kitesurf Spot der Pazifikküste zu sein. Das hat einen Grund, es gibt neun Monate lang sehr konstanten und anspruchsvollen Westwind. Hinzu kommt, dass von Juni bis Ende August die Buckelwale vor der Küste entlang ziehen und es so nicht selten vorkommt, dass die Kitesurfer die Wale aus der Luft sehen können. Die Saison geht von Mitte Mai bis Mitte Februar und in dieser Zeit muss der Ort sich in ein wahres Kitesurf/Foil/Surfeldorado verwandeln. Ich habe viele Aufnahmen aus dieser Zeit gesehen und die Küste ist dann voll mit Kitern/ Foilern und was sonst noch so vom Wind lebt. Hinzu kommt, dass konstant warme Wetter von circa 28-32° und eine angenehme Wassertemperatur von circa 26°
Aktuell ist von alldem nichts zu spüren. Ich war jetzt zweimal unten im Zentrum des Dorfes und ich war der einzige ausländische Tourist und es war auch ansonsten sehr überschaubar im Ort. So kommt man mit den Einheimischen in Kontakt und erfährt im Smalltalk dies und das über das Ortsgeschehen. Heute Abend habe ich mir ein traditionellen Ecuavolleyballabend angeschaut. Das wird ja hier jeden Abend auf ziemlich hohem Niveau gespielt und dafür gibt es sogar einen beleuchteten Platz, der das Spiel bis in die späten Abendstunden möglich macht. Wär also absolute Ruhe in einer schönen und authentischen Küstenlandschaft am Pazifik sucht, dem kann ich Santa Marianita wärmstens empfehlen.
Generell ist die Westküste Ecuadors meiner Meinung nach unterschätzt. Es gibt eine Straße, die vom Norden ausgehend sich bis in den Süden an der Küste entlang schlängelt. Āhnlich dem Highway Nr.1 Immer wieder eröffnen sich fantastische Blicke auf den Pazifik und es reihen sich zahllose kleinere Fischerdörfer aneinander. Es gibt kaum größere Städte und somit auch kaum größere Touristenhochburgen mit ihren unansehnlich Betonbauten. Man könnte es auch noch sanften Tourismus nennen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Küstenregion die ärmere Region des Landes ist und die Menschen entweder vom Fischfang oder vom Tourismus leben müssen. Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit und dies ist sicher auch ein Nährboden für Kriminalität, sei es nun Kleinkriminalität oder die organisierte Kriminalität. Auch ist diese Region stark von den Naturgewalten betroffen. Zu erwähnen ist da das große Erdbeben 2016, das große Teile der Küstenregion zerstörte. In diesem Jahr zeigt sich, wie schon an anderer Stelle erwähnt, dass Klimaphänomen El Ninho, welches Starkregen und damit verbunden große Überschwemmungen in der Küstenregion in den letzten Wochen und Monaten mit sich brachte. Auf einigen Fotos kann man es vielleicht erkennen, es gibt eine große Menge an Totholz, welches durch die großen Flüsse in den Pazifik gespült wurde. Auch scheinen die großflächigen Überschwemmungen ein Grund für die große Dengue Fieberplage in großen Teilen Südamerikas zu sein.
Insgesamt aber eine sehr zu empfehlende Region, die ursprüngliche Naturlandschaft zu bieten hat und speziell auf Marianita bezogen, sich in den Sommermonaten zum Surfeldorado verwandelt. nächstes ziel: Quito
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Pichincha/Mindo | Ecuador | Dienstag - 12.03.2024 - 02:22 - GOOGLE MAPS
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Mit der Seilbahn hoch hinaus und ein Straßenfeger im BergnebelwaldHeute sollte das Wetter entscheiden. Bei schönem Wetter und klarer Sicht sollte es auf den Hausberg Quitos, den Pinchincha gehen. Bei nicht so gutem Wetter wäre eine Laufeinheit und ein nochmaliger Besuch der Schule eine Alternative. Nach dem Aufstehen um 7:30 Uhr war schnell klar, dass es auf den Pinchincha gehen würde. Mit dem öffentlichen Bus war ich schnell oben in der Stadt und fuhr dann bis zum Teleferico (Seilbahn) mit dem Taxi. An der Seilbahn angekommen musste ich feststellen, dass die erste Gondel erst um 10:00 Uhr startet und so blieb mir noch eine 20 minütige Wartezeit. Neben mir in der Schlange stand ein Ecuadorianer, den ich an seinem Outfit schon enttarnte . Ca. Ende 40 und mit Trailrunning Schuhen und kurzer Sporthose und Lauf T-Shirt ausgestattet. Auf dem Rücken ein Mini Rucksack mit sehr dünner, leichter und teurer Profi Regenjacke. Ich fragte ihn, ob er trainieren würde und er bejahte meine Frage und erzählte mir, dass er sich im Training für den Cayambeaufstieg befindet.Ich kenne diese Jungs, die den Berg nicht so wie ich gaaanz langsam hochgehen, sondern hoch rennen. Die Frage musste ich ihm dann stellen. Wie lange er denn für den Auf und wieder Abstieg benötige. Er antwortete mir, er hat 2 h 20 min heute eingeplant. Eine für mich unfassbare und kaum vorstellbare Zeit, da offiziell für den Auf und Abstieg 5-6 Stunden angegeben werden. Nebenbei erfuhr ich, dass er heute zum 63ten x den Rucu Pichincha erklimmt.
Die Fahrt mit der Seilbahn dauert circa 18 Minuten und es wird eine Höhendifferenz von 2800 m von der Basisstation bis auf 4050 m auf der Bergstation überwunden. Oben angekommen gibt es viele wundervolle Blicke auf die beeindruckende Stadt Quito, die sich wie ein langes, städtisches Band in Nord Süd Richtung über circa 50-60 km erstreckt. Die Ost Westausdehnung hingegen beträgt nur ungefähr 3-4 km. Ich lief ein wenig in Richtung Rucu Pichincha aber nach circa 35 Minuten stellten sich erste leichte Kopfschmerzen ein und ich entschied, wieder zur Bergstation zurück zu wandern und bei einem Kaffee die Aussicht zu genießen. Einen Aufstieg zum Rucu hatte ich eh für heute nicht geplant, da ich wie gesagt dafür 5-6 Stunden einplanen müsste. Das Wetter hier am Äquator kann sich innerhalb kürzester Zeit ändern und auch heute bildeten sich rasch hohe Wolken, die den erhofften Blick auf den Cotopaxi oder Cayambe versperrten. Es ist trotzdem immer wieder ein erhabenes Gefühl von hier oben auf die Stadt zu schauen.
Am Freitag ging es dann mit Ivan und einem weiteren Freund aus Deutschland nach Mindo in den Bergnebelwald. Die Idee war es, dort dem traditionellen Forellenfang wieder einmal nachzugehen. Es ist unglaublich, wie sich in weniger als 100 km die Vegetation und das Klima verändert. Mindo, ein kleines Touristendorf auf circa 1800m Höhe hat eine gewisse touristische Bekanntheit erlangt. Wie so häufig waren zuerst die Hippies da, die den Ort für sich okkupierten. Dann kamen die Touristen und die Hippies waren wieder weg. Heute besteht der Ort aus wenigen Straßen mit einigen guten Lokalen und Cafés und ist vor allem bei Ornithologen weltbekannt. Es werden zahlreiche Aktivitäten angeboten wie natürlich die Bird Watching Touren aber auch Tubing auf den zahlreichen Flüssen, Canopy, Wanderungen und vieles mehr. Der Star aus meiner Sicht ist aber die Vegetation im Nebelwald. Wir fuhren bei circa 30° und Sonnenschein in Quito los und kamen knapp 100 km weiter westlich bei Dauerregen und Nebelschwaden in Mindo an. Die Lage am westlichen Rande der Anden lässt die feuchte Luft, die vom Pazifik kommt, täglich abregnen und es entsteht eine immergrüne Vegetation auf 1800 m Höhe.
Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Taxi zum circa 40 km entfernten Rio Blanco. An einer besonders schönen Stelle, der Cascada Amor (Wasserfall) suchten wir uns einen geeigneten Platz und direkt gegenüber dem Wasserfall gingen meine beiden Kollegen auf Forellenfang. Ich genoss das einzigartige Ambiente. Meine Kollegen fingen zwei Forellen, was eine 100-prozentige Steigerung zu den bisherigen Ausflügen der Fischerfreunde darstellt. Da die beiden Forellen aber noch nicht die entsprechende Größe hatten, wurden sie wieder zurück ins Wasser gelassen. In unmittelbarer Nähe gab es einige schöne Wasserbecken, die von der einheimischen Bevölkerung an diesem Samstag als Schwimm- und Badegelegenheit genutzt wurden. Wir entschlossen uns dann auch, das Angeln zu beenden und schlossen uns der einheimischen Bevölkerung an und genossen ein Bad im Rio Blanco. Dem obligatorisch einsetzenden Nieselregen am Nachmittag trotzten wir mit einem schönen Platz unter einer Brücke und sahen von dort dem bunten Treiben zu. Ohne Fisch aber zufrieden ging es dann am Nachmittag wieder nach Mindo zurück.
Am Abend entdeckten wir eine nette Bar, in die uns der junge kolumbianische Eigentümer zur Livemusik einlud. Da er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Frank Zappa hatte, nahmen wir das Angebot gerne an. Ein etwa 25-jähriger Argentinier spielte mit einer circa 70-jährigen Kalifornierin wunderbare Latinosongs. Unser kolumbianischer Freund gesellte sich ab und an mit der Flöte zu diesem Duo. Wunderbar, im ecuadorianischen Nebelwald spielen ein Argentinier, eine Amerikanerin und Kolumbianer -der an Zappa erinnert- groß auf.
Gegen 22:00 Uhr waren auf einmal die Straßen wie leer gefegt und wir konnten uns nicht erklären warum, da es Mindo keine Ausgangssperre mehr gibt. Dann wurden wir aufgeklärt. Es stand der Weltmeisterschaftskampf im MMA Bantamgewicht an. Chito Vera aus Ecuador kämpft gegen Sean O‘Malley aus den USA in Miami. Ein echter Straßenfeger hier in Ecuador. Da es aber zahlreiche Vorkämpfe gab und um 00.30 immer noch nicht begonnen wurde zu kämpfen und zu allem Übel auch noch Donald Trump auf der Mattscheibe erschien, beschlossen wir, den Tag auf der Terrasse unserer Unterkunft zu beenden. Lerneffekt aus sportlicher Sicht. Ecuador hat einen Weltklasse MMA Figther.
Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass es Chito Vera nicht geschafft hat und den Kampf leider verloren hat.
Am Sonntag ging es dann wieder nach Hause und für mich bleibt vor allen Dingen dieses unglaubliche Bergnebelwaldwetter incl. daraus resultierender Vegetation in Erinnerung.
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Papallacta/Sangolqui | Ecuador | Montag - 11.03.2024 - 03:41 - GOOGLE MAPS
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Thermen in den Anden und ein Flutlichtspiel im NachbardorfAm heutigen Mittwoch ging es mit meinem Freund und Gastgeber Ivan am frühen Morgen nach Papallacta. Der über 30 Jahre alte VW T3 quälte sich bis zum Pass La Virgin auf 4300 m Höhe zuverlässig hinauf. Leider hatte es sich mit zunehmender Höhe zugezogen. Ein leichter Nieselregen und tief liegende Wolken versperrten den Blick auf den Antisana. All diejenigen, die uns in Ecuador besucht haben, kennen diesen traumhaften Ort in dem kleinen Dorf Papallacta. Auf 3250 m Höhe befindet sich diese wunderschöne, aus vielen einzelnen Becken bestehende Thermalanlage, die sich idyllisch in die Hochgebirgslandschaft der Anden einfügt. Es war an diesem Mittwoch nicht sehr voll und wir genossen über 3 Stunden die Zeit in den unterschiedlich temperierten, aus dem Erdinneren gespeisten Quellbecken. Traditionell gab es dann im angeschlossenen Restaurant die Trutschas a la plancha (Gegrillte Forelle). Die entspannende Wirkung der Thermalquellen in über 3000 m Höhe hat auch einen schon fast vergessenen Nebeneffekt, eine wohltuende Müdigkeit stellt sich spätestens auf der Rückfahrt ein. Es blieb aber nur eine kurze Zeit für eine Ruhephase, denn ich hatte aus Insiderquellen erfahren, dass es am Abend in Sangolqui im neuen Stadion von Indenpediente de Valle ein Flutlichtspiel geben wird. Das ist jetzt wieder etwas für die Insider und Fußballfans aber dieser Club beschäftigt mich schon seit 2012. In dieser Zeit hatte ich diesen kleinen Dorfverein im Ort Sangolqui entdeckt. Ich war in dieser Zeit einige Male in dem kleinen, sehr einfachen Stadion und habe einige Spiele im einzigartigen Ambiente gesehen. Der Club wurde im Jahr 2013 zum ersten Mal ecuadorianischer Meister und ist seit dieser Zeit Dauergast in der Copa Südamericana (die Euroleague in Südamerika) oder gar in der Copa Libertadores (Championsleague Südamerikas). Sie gewannen bisher zweimal die CopaSüdamericana und standen einmal im Finale der Copa Libertadores. Es ist kaum zu glauben, dass dieser kleine Verein so große Clubs wie Boca Juniors oder River Plate Buenos Aires geschlagen hat. Mittlerweile gehört er zu den erfolgreichsten Vereinen Ecuadors und auch Südamerikas. Das Erfolgsrezept ist simpel und erinnert an die Strukturen im europäischen Fußball. Sie sind wohl der einzige Verein im Land, der eine professionelle Nachwuchsförderung betreibt. Sie besitzen ein Nachwuchsleistungszentrum mit Internat und Schule. Fast alle Nationalspieler Ecuadors spielten zu Beginn ihrer Karriere bei Indenpediente de Valle und natürlich auch die beiden bekanntesten Spieler in Deutschland, Hinchapie Linksverteidiger von Leverkusen und Pacho Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt spielten bis vor kurzem noch im Tal von Sangolqui. Seit fast zehn Jahren erwirtschaftet der Verein pro Jahr durch den Verkauf ihrer besten Spieler einen Überschuss im zweistelligen Millionen Bereich. Der Erfolg ist nun auch sichtbar geworden und der Verein hat sich ein neues Stadion gebaut. Und genau dieses Stadion galt es heute zu besichtigen. Aber es spielte nicht Indenpediente sondern Delfin Manta gegen Deportivo Cuenca. Dabei handelte es sich um ein Qualifikationsspiel zur Copa Südamericana. Das Spiel sollte eigentlich in Cuenca stattfinden aber der südamerikanische Fußballverband Conmebol befand, dass das Flutlicht in Cuenca nicht den Ansprüchen genügt und verlegte das Spiel kurzerhand nach Sangolqui. Da das Spiel an einem Mittwochabend stattfand und beide Fanlager eine ziemlich weite Anreise hatten und zudem ab 0:00 Uhr eine Ausgangssperre bestand, war nicht mit vielen Zuschauern zu rechnen.
Ich machte mich mit meinem ehemaligen Kollegen und Freund Wilson auf den Weg, um das neue Stadion zu sehen. Das Stadion und der gesamte Sportkomplex ist sehr beeindruckend. Das Stadion selbst ist ein hoch modernes reines Fußballstadion und das ganze Gelände ist großzügig gestaltet. Nebenplätze, Sporthallen und Internat zeugen von höchster Professionalität. Das Stadion hat nur eine Kapazität von 12.000 Zuschauern aber durch die enge und kompakte Bauweise ist man sehr nah am Spielfeld dran und es erzeugt so eine tolle Fußballatmosphäre. Die Fans von Cuenca hatten 27 Busse gechartert und waren so zahlenmäßig klar in Überzahl. Aus der noch weiter entfernten Küstenstadt Manta waren ungefähr nur 100 Zuschauer angereist, die aber ihre Mannschaft über 90 Minuten hinweg lautstark unterstützen. Delfin Manta dominierte das Spiel klar und gewann am Ende 5:1. Trotz der insgesamt wenigen Zuschauer war es ein tolles Stadionerlebnis und ich bin nebenbei bemerkt immer wieder fasziniert von dem südamerikanischen Direktmarketing im Stadion. Getränke und alle möglichen kulinarischen Köstlichkeiten werden einem im Minuten Takt von zahlreichen Servicekräfte angeboten. Warum gibt es so etwas eigentlich nicht in Deutschland? nächstes ziel:
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Quito | Ecuador | Mittwoch - 06.03.2024 - 05:22 - GOOGLE MAPS
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Über den Dächern der Altstadt und kein Schatten in SichtNachdem ich gestern schon etwas lockerer die morgendlichen 9 km laufen konnte, stoppte mich heute eine altbekannte Fußverletzung und ich beschloss eine Laufpause einzulegen. Ich nutzte den Tag und das schöne Wetter, um mir die Altstadt von Quito anzuschauen. Für die Anreise nutzte ich wieder den öffentlichen Bus und die U-Bahn. Die U-Bahn ist in vielen Städten der Welt ein ganz normales Fortbewegungsmittel aber hier wie bereits erwähnt eine Attraktion. Ich genoss die Ruhe und die schon fast bedächtige Atmosphäre in der Bahn. Es ist sehr leise in den Zügen und die Menschen sind sehr diszipliniert. Jeder Bahnsteig ist mit Polizisten gesichert und es gibt auf jedem Bahnsteig Personal, welches bei Zugeinfahrt ein Schild hebt und zur Vorsicht am Bahnsteig damit auffordert. Die Personalkosten sind hier anscheinend nicht so gravierend. Es gab die Nachfrage, wie sich eine Metro die 2 Milliarden $ gekostet hat mit Ticketpreisen von 0,45 € refinanzieren will? Dazu kann ich im Moment nicht allzu viel sagen. Ich weiß aber, dass die Weltbank und auch Europa wohl sehr zinsgünstige Darlehen vergeben haben. Sehr gelungen finde ich auch den Bahnhof mitten in der Altstadt am Plaza San Francisco. Der Bahnhof fällt überhaupt nicht auf und wurde in die bestehende Altbausubstanz integriert. Zuerst besuchte ich den Plaza Grande. Dieser sehr besonderer Ort, an dem sich die geistliche und weltliche Macht konzentriert. Der Platz wird vom Präsidentenpalast, Bischhofssitz, Kathedrale und Bürgermeister incl. Stadtverwaltung umrahmt. Der Präsidentenpalast ist nicht mehr frei zugänglich und mit einem Zaun abgesperrt. Es herrschte eine friedliche und ruhige Atmosphäre. Es war wenig Militär zu sehen, dafür patrouillierten viele städtische Polizisten. Einheimische und einige Touristen bestimmten das Stadtbild, ebenso wie die schon berühmten Schuhputzer von Quito. Kurz bevor ich zum Plaza San Francisco gehen wollte bemerkte ich auf dem Dach der Kathedrale einige Personen und ich beschloss, mir das ganze mal von Nahem anzuschauen. Es gibt in der Kathedrale ein Museum und dort wurde mir gesagt, dass es möglich ist auf die Kuppel der Kathedrale zu gehen. Ich müsste nur 30 Minuten warten. Nach einer Kaffeepause schloss ich mich dann einer Gruppe an, die in die Kathedrale geführt wurde. Wir wurden mehrmals gefragt, ob wir Platzangst hätten und bestiegen dann durch eine unscheinbare Tür in der Kathedrale eine sehr enge und dunkle Treppe, die mit einigen Hindernissen wie Eisenstreben und ähnlichem versehen war. Am Ende des Aufstiegs gelangte man durch eine kleine Öffnung auf das Dach und die Kuppel der Kathedrale. Ein traumhafter Rundumblick auf die Altstadt von Quito war die Belohnung. Zu meiner Überraschung erlaubte mir der Guide, noch die letzten Meter zur Kuppel hinauf zu gehen und erklärte sich auch noch bereit, ein Foto von mir zu machen.
Ein schönes Gefühl über den Dächern des Plaza Grandes zu sitzen.
Auf dem Dach der Kathedrale fiel mir dann auf, wie wenig Schatten doch mein Körper auf das Kirchendach warf. Klar, am 5. März um die Mittagszeit gibt es keinen großen Schatten am Äquator.
Abschließend schlenderte ich noch zum Plaza San Francisco, und besuchte auch dort noch die Kirche und den Aussichtsturm. Bei einer kostenlosen Führung erfuhr ich, dass die imposante Kirchenorgel nicht mehr gespielt werden darf, weil durch die Vibrationen die kostbaren Holzornamente beschädigt werden könnten.
Auf der Rückfahrt profitierte ich von der Gastfreundschaft der Quiteños. Da aus irgendwelchen Gründen die Busse nicht so zurück fuhren, wie ich hinaufgekommen bin, musste ich mich nach Alternativen umsehen. Hilfsbereite Menschen versuchten mir die Umsteigepunkte zu erklären aber als sie merken, dass ich nicht alles komplett verstanden habe, warteten sie so lange, bis ein entsprechender Bus kam und erklärte dem Busfahrer wo ich hin muss und dieser wiederum gab mir dann ein Zeichen, wann und wo ich umsteigen musste und wo die Anschlussbusse weiterfahren.
Ein toller Tag in Quitos Altstadt, die komplett seit vielen Jahren UNESCO Weltkulturerbe ist. Vom besagten Ausnahmezustand war wenig zu spüren. Es war eher eine unbekannte Ruhe und Unaufgeregtheit, die das Stadtbild bestimmte.
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Quito | Ecuador | Dienstag - 05.03.2024 - 01:41 - GOOGLE MAPS
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Quitos U-Bahn und eine ehemalige NoGoAreaDer Samstag begann mit einem Frühstück im Casa Rafa. Dieses traumhafte am Hang gelegene Café wird von Karina und Rafa, einer Ecudorianerin und einem Schweizer betrieben. In unserer Zeit in Ecuador verbrachten wir viele Wochenendvormittage an diesem schönen Ort. Karina war zugleich unsere Spanischlehrerin in der Zeit von 2010-2014. Entsprechend groß war die Wiedersehensfreude nach so vielen Jahren. Ich traf noch einige andere Bekannte aus der damaligen Zeit und es war ein sehr emotionaler und schöner Vormittag.Gegen 13:30 Uhr ging es dann zum Stadion in Quitos Süden. Ein Teil Quitos, den ich bisher nicht kannte, denn zu meiner Zeit hier in Quito galt der Süden als No Go Area. Die Anreise war wie immer ein Erlebnis. Es ging mit öffentlichen Bussen, Taxi und der erst kürzlich eröffneten U-Bahn zum Stadion. Die U-Bahn Quitos wurde erst im Dezember 2023 eröffnet, nachdem sie nach der Inbetriebnahme im Mai 2023 nach wenigen Tagen wegen technischen Defekten wieder vom Netz genommen werden musste. Nun rollt sie aber reibungslos und gilt als Vorzeigeprojekt des öffentlichen Personennahverkehrs in Südamerika. Es ist die höchstgelegene U-Bahnstrecke der Welt. Die Metro wird von einem kolumbianisch- französischen Konsortium betrieben. Der Bau der U-Bahn hat über 2 Milliarden $ gekostet und die Fahrtstrecke, die den Norden und den Süden verbindet, ist 22 km lang und umfasst 15 Stationen. Der Bau der Strecke mitten im erdbebengefährdeten Hochgebirge, die zudem auch die denkmalgeschützte Altstadt durchquert, gilt als bautechnische Meisterleistung. Die Metro soll Erdbeben bis zu einer Stärke von 7,8 tolerieren. Eine einfache Strecke kostet 0,45 € aber es gibt Ermäßigungen, die es für die Quiteños noch günstiger machen.
Durch die Metro werden jährlich rund 67000t CO2 Ausstoß eingespart. Ein Meilenstein für die Mobilität in dieser Stadt und so wurde die Inbetriebnahme auch von den Bewohnern begeistert gefeiert.
Die U-Bahn wirkt modern und alles war sehr sauber. Die Bahn war für einen Samstagmittag gut gefüllt und wird von der Bevölkerung gut angekommen. Einziger Kritikpunkt: Der spanische Fahrzeughersteller scheint auf eine Klimaanlage verzichtet zu haben.
Angekommen im Süden sahen wir das Stadion schon von weitem. Mitten im Wohngebiet befindet sich dieses 1994 erbaute Stadion „La caldera del sur“ mit seinen charismatischen Flutlichtmasten. Es hat aktuell ein Fassungsvermögen von knapp 19.000 Zuschauern. Aukas ist ein Quechua Wort und bedeutest so viel wie wild. Es ist ein alter Traditionsverein, der 1945 gegründet wurde und in den ersten Jahren sehr erfolgreich spielte. Die erfolgreichsten Jahre liegen aber schon lange zurück und ich kannte diesen Verein nur als einen Verein aus der zweiten beziehungsweise dritten Liga. Vor einigen Jahren stieg der Verein aber wieder in die Serie A auf und wurde 2022 sensationell zum ersten Mal ekuadorianischer Meister und spielte bis zu diesem Jahr auch in der Copa Liberdatores.
Heute war nun der Auftakt zur neuen Saison. Leider waren es nur geschätzte 4000-5000 Zuschauer, die den Weg ins Stadion gefunden hatten. Warum es nur so wenige Zuschauer waren, kann ich nicht so genau sagen. Vielleicht lag es am schlechten Wetter oder die Wirtschaftskrise ist zumindest hier im armen Süden Quitos angekommen. Es könnte aber auch an der noch angespannten Sicherheitslage liegen und sich deshalb vielleicht nicht alle Fans ins Stadion getraut haben. Das Stadion war vom Militär gesichert aber es herrschte insgesamt eine schon als familiär zu bezeichnende Stimmung. Die Tickets kosten für die Tribüne zehn Dollar und wir sahen ein recht unterhaltsames Spiel, dass der Gastgeber mit 2:0 gewinnen konnte.
Nach dem Spiel entdeckte mein ExKollege Wilson, der mit der SUB 16 von Aukas in den achtziger Jahren Südamerikameister in Buenos Aires wurde und später für Aukas in der zweiten Liga spielte, im abfahrbereiten Bus der Gästemannschaft die ecuadorianischen Torwart Legende Pancho Reinoso. Da sich beide aus alten Zeiten gut kannten kam der ehemalige Nationaltorhüter und spätere Torwartrainer der ecuadorianischen National Nationalmannschaft zu uns aus dem Bus und wir unterhielten uns kurz mit Pancho, der mir erzählte, dass er auch einige Zeit in Deutschland verbracht hatte.
Dem Kiez angemessen endete der Fußballnachmittag mit Dosenbier am Kiosk. nächstes ziel:
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Lago San Pablo | Ecuador | Sonntag - 03.03.2024 - 06:36 - GOOGLE MAPS
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Lago San PabloGerald, ein Freund der hier in Ecuador lebt, holte mich um 7:00 Uhr am Morgen ab, um mich zu seinem Haus am Lago San Pablo mitzunehmen. Das hat mich sehr gefreut, denn der Lago San Pablo ist für mich ein sehr schöner Ort in Ecuador. Er ist der größte See des Landes und liegt auf 3000 m Höhe. Umrahmt wird er von den mächtigen Gebirgszügen der Anden. Vom See aus kann man die Gipfel des Imbaburra, Fuya Fuya und Coicotcha sehen. Der See gehört zur indigenen Kommune San Pablo und grenzt im Norden an den Ausflugsort Otavalo und seinen bekannten Indiomarkt. Im Jahr 2014 erzählte mir Gerald von seinen Plänen auf seinem Grundstück ein Haus zu errichten, indem die untere Etage vermietet werden sollte und in der oberen Etage er für sich eine Wohnung einbauen wollte. Mit einem Panoramablick auf den See. Zehn Jahre später ist die untere Etage fertig und eine sehr schöne Ferienwohnung ist entstanden. Die oberen Etagen sind kurz vor der Fertigstellung und insgesamt ein traumhaftes Objekt mit dem besagten Imbabura im Rücken und dem Lago San Pablo als Aussicht. Der See bietet einiges an Aktivitäten, wie zum Beispiel SUP, Kanu/ Kajak, Wakeboard, Schwimmen, vielleicht besser mit Neopren, und das alles in einer atemberaubenden Landschaft. Bevor es auf das Wasser ging, unternahmen wir noch einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall, der auf vielen Wanderwegen zu erreichen ist. Da es mitten in der Woche war, hatten wir die Landschaft und das Naturerlebnis für uns alleine. In San Pablo zurück wurde ich auf ein Spektakel aufmerksam, welches sich auf dem Sportplatz der Kommune abspielte. Die Leute in der Straße erklären mir, dass heute die Finalrunde der indigenen Kommunen der Region im Fußball stattfindet. Genau mein Humor. Also mischte ich mich unter das Volk und sah dem bunten Treiben auf dem Sportplatz zu. Hervorzuheben ist, dass das Spanisch der idigenen Andenbevölkerung deutlich klarer und besser zu verstehen ist, als das Spanisch auf der kubanischen Karibikinsel. Fast spannender als das Geschehen auf dem Platz war das drum herum. Die Frauen boten allerlei typisch equatorische Speisen und Getränke an und die Männer fachsimpelten über das Spiel und den weiteren Turnierverlauf. Sie erklärte mir unter anderem die Ausschreibung für das Turnier. Ein Team besteht aus sieben Spielern, wobei mindestens fünf indigene Spieler mit langen! Haaren zum Team gehören müssen. Zwei Spieler dürfen Mestizen sein und kurze Haare haben. Ein Blick auf das Spielfeld, bestätigte mir diese Aussage. Interessant waren auch die ausgelobten Preise. Das Sieger Team bekommt einen großen Stier und angeblich 1000 $, der Zweitplatzierte einen kleineren Stier und 600 $ und der Drittplatzierte einen noch kleineren Stier und 400 $, jetzt konnte ich die Intensität und den teilweise harten Einsatz des Spieler auf dem Platz verstehen.Am Abend machte ich dann zum ersten Mal Bekanntschaft mit den aktuellen Gegebenheiten in Ecuador. Wir waren bei einem Lehrer des Colegio Alemán eingeladen und verbrachten einen netten Abend. Dabei erfuhr ich, dass der Gastgeber Thomas, der seit zwölf Jahren in Ecuador lebt, so etwas wie der Capo des Fußballklubs Aukas in Quitos Süden ist. Das bedeutet, dass er die Stimmung im Fan Block, der so genannten Barra, mit anheizt. Das macht er wie in Südamerika üblich, mit dem Einsatz einer Trompete. Ein Deutscher, der für die Stimmung in einem ecuadorianischen Traditionsverein verantwortlich ist. Für mich ein Ding für SportInside.
Jedenfalls fiel uns um 23:30 Uhr ein, dass es ab 00:00 Uhr eine Ausgangssperre gibt. Alle Versuche noch ein Taxi oder Uber zu bestellen scheiterten.
Zu Fuß nach Hause zu laufen fiel aufgrund der Entfernung und der Sicherheitslage aus und so blieb nur noch die Gästecouch und der Entschluss, am nächsten Tag das erste Spiel der Aukas in der neuen Saison zu besuchen. nächstes ziel:
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Cununjaku | Ecuador | Donnerstag - 29.02.2024 - 20:48 - GOOGLE MAPS
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Angekommen in Ecuador Es ging dann doch standesgemäß mit dem roten Lada, Baujahr 1982 zum Flughafen. Der Flug nach Lima war pünktlich und El Ninjo lies einmal wieder grüßen. Ich hatte es schon vorab gelesen, dass das Klimaphänomen El Ninjo in diesem Jahr wieder zu beobachten ist. Dabei kommt es vor allem an der südamerikanischen Küste zu großen Niederschlägen und Unwettern. Der Flug ging. genau über diese Küstenregion von Havanna nach Lima und ab der Höhe Kolumbiens durchflog die Maschine für 2 Stunden eine ausgeprägte Gewitterzone. Der Himmel war durch die vielen Blitze hell erleuchtet und es bot sich ein beeindruckendes Naturschauspiel. Der Pilot manövrierte gekonnt die Maschine durch diese Unwetterzone. In Lima angekommen fiel mir direkt auf, wie bunt und vielfältig ein Warenangebot sein kann. Nach vier Wochen Kuba hatte ich das fast vergessen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr funktionierte wieder problemlos. Um 0:00 Uhr ging es dann wieder in die entgegengesetzte Richtung nach Quito. Der Anflug auf diese Stadt im Hochtal mitten in den Anden war wie immer ein sehr besonderes Erlebnis für mich. Immigration und Gepäckabholung waren in 30 Minuten erledigt und ich war wieder da. Auch hier, mitten in der Nacht um 2:30 Uhr waren noch alle Geschäfte offen und es herrschte noch eine beachtliche Betriebsamkeit. Mein Freund Ivan war auch schon dort und holte sich mit seinem VW T3 Bus ab. Ich hatte ihm vorher ein Foto meines Tickets geschickt, da in Ecuador immer noch eine Ausgangssperre zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr gilt und man damit rechnen muss, von der Polizei oder vom Militär angehalten zu werden.Auf dem Parkplatz des Flughafens fiel mir auf, dass es schon eine beachtliche Anzahl von ElektroLade Stationen gibt. Das in einem Land, wo Benzin und Diesel noch immer fast nichts kosten.
Ich war von der Reise und vielleicht auch noch von Kuba ziemlich müde und angeschlagen und musste mich erst einmal etwas erholen. Ivan und seine Familie wohnen sehr idyllisch in einem sehr schönen Holzhaus im Valle de Tumbaco, ein klimatisch begünstigt gelegenes Hochtal auf circa 2500 m Meter Höhe etwas unterhalb der Hauptstadt Quito.
Heute ging es dann früh um 8:30 Uhr zu meiner geliebten Laufstrecke der Ciclovia, eine ehemalige Eisenbahnverbindung von Quito in das beschriebene Tal, die aber seit vielen Jahren als Rad- und Laufstrecke sowie als Naherholungsgebiet genutzt wird. In den Jahren von 2010-2014 war dies meine Trainingsstrecke und ich bin wohl hunderte Male hier gelaufen. Für mich ist es die schönste Strecke, die ich bisher kennen gelernt habe. Sie liegt auf 2500 m und ist recht anspruchsvoll, da es entweder bergab oder bergauf geht. Sie ist ein einziges grünes Band, fern ab von von Verkehr und Lärm. Ich habe mich sehr darauf gefreut, hier wieder laufen zu dürfen und deshalb war es auch der erste Ausflug, den ich jetzt hier in Ecuador unternommen habe. Es ging natürlich sehr beschwerlich, die 2500m Höhe, das Strecken Profil und mein noch nicht optimaler Zustand ließen noch nicht mehr zu aber ich habe es sehr genossen und alles intensiv aufgesogen.
Meine ersten Eindrücke nach 1,5 Tagen. Hier im Tal ist alles noch luxuriöser und größer geworden. Es wird an allen Ecken und Enden gebaut. Dabei entstehen fast ausschließlich Luxusquartiere teilweise mit Schwimmbädern auf den Dächern, Tennisplätzen, Wellness und SPA Bereichen und sogar eine Eisbahn im Keller soll es in einem neuen Objekt geben. Die Autos sind so groß wie eh und je und fast ausschließlich SUVs aller großen Hersteller und auch die Einkaufszentren sind die bekannten Konsumtempel. Es scheint so, als als hätte die Corona Pandemie und auch sämtliche Wirtschaftskrisen hier keine Spuren hinterlassen. Es stellt sich auch die Frage, wer kann sich das leisten, wer kann das bezahlen und woher kommt eigentlich das ganze Geld? Diese bevorzugte Wohngegend ist natürlich nicht repräsentativ für Ecuador, sondern eher eine Blase der Reichen aber eben auch Teil dieses Landes.
Noch ein Wort zum Klima. Laut meinen Gastgebern Corinna und Ivan hat es in den letzten Wochen sehr viel geregnet, was nicht sehr typisch für diese Jahreszeit ist. Dies hat wahrscheinlich auch mit dem besagten Klimaphänomen El Ninjo zu tun.
Die ersten zwei Tage präsentierten sich wie aus dem Geographie Lehrbuch. Typisches Äquatorialklima. 12-15° am Morgen, ab 12:00 Uhr kommt die Sonne heraus und schnell sind die 30° erreicht und am Nachmittag bilden sich dunkle Regenwolken die dann entweder abregnen oder wie aktuell sich dann wieder verziehen. Zum Abend kühlt es dann wieder auf circa 15° ab.
Die Unterschiede zu Kuba sind schon nach 1,5 Tagen deutlich spürbar. Komplett andere Welt. Aber! Das Taxifahren ist hier in Ecuador einfacher und günstiger. Alle Taxis müssen das Taxameter nutzen und die Preise sind moderat. Erste Fahrt heute für ca. 8km 3,38 $ .
Abschließend ein paar Worte zur Sicherheitslage: Es ist diese noch schwer einzuschätzen. Aktuell gibt es noch in einigen Regionen nächtliche Ausgangssperren. Ansonsten scheint das Leben normal zu laufen. Ab morgen beginnt die Fußballsaison in Ecuador und es sollen auch wieder Zuschauer zugelassen werden. Es wird mir von meinen Gastgebern noch abgeraten, mit dem Auto an die Küste zu fahren, da es dort eventuell noch zu Straßensperren, Polizei- und Militärkontrollen kommen kann. Eventuell wäre der Flug nach Manta eine Option, um an die Küste zu kommen. Im Moment mache ich mir darüber noch keine großen Gedanken, da ich die ersten Tage hier verbringen möchte. nächstes ziel:
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Havanna | Kuba | Dienstag - 27.02.2024 - 04:41 - GOOGLE MAPS
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Ultimo diaVier Wochen Kuba neigen sich nun dem Ende entgegen. Ein ausführliches Fazit ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Zu viele Eindrücke, die erst noch verarbeitet werden müssen. Eine erste kurze Zusammenfassung. Havanna und damit auch ein Teil Kubas ist einzigartig. Einzigartig in vielerlei Hinsicht. Ein Land, in dem in vielen Teilen große Armut herrscht und es trotzdem gegenüber fremden und wohlhabenderen Menschen keine Feindseligkeiten gibt. So habe ich es erlebt. Es gab keine einzige Situation, in der ich mich unsicher oder unwohl gefühlt habe. Im Gegenteil, du kommst mit den Menschen ins Gespräch, sie erzählen dir ihre Ängste und Nöte und verlangen oft nicht mehr als Verständnis.
Havanna ist eine Stadt, die an Schönheit kaum zu überbieten ist und trotzdem aus den unterschiedlichsten Gründen - geschichtlich, geographisch aber vor allem politisch - zu Grunde zu gehen droht. Wohl kaum eine Stadt vereint so viel Fantasie wie auch Desillusion in einem.
Die Geschichte der Stadt ist jeden Tag erlebbar. Die Architektur ist Zeuge einer großartigen Vergangenheit, dass Straßenbild erlaubt Zeitreisen, wahlweise in die Fünfziger oder in die Zeit der Siebziger und Achtzigerjahre. Chevrolet und Cadillac neben Lada und Moskvich. Suche es dir aus.
Es gibt nicht die großen, offensichtlichen Gegensätze zwischen Arm und Reich, da es keinen sichtbaren, materiellen Reichtum gibt. Keine großen umzäunten Villen mit Pool und Wachschutz, keine Nobelkarossen, keine SUVs, keine Luxuskaufhäuser, Boutiquen etc. Aber es gibt die Armut, die in vielen Bereichen sichtbar ist. Lebensmittelzuteilungen, lange Schlangen nach fast allem ( Lebensmittel, Kleidung, Benzin), tägliche Stromabschaltungen und zumindest in Havanna miserable Wohn- und Lebensverhältnisse. Menschen, die in menschenunwürdigen Behausungen dahinvegetieren und im Müll nach Essbarem suchen.
Für mich ist das die größte Kritik an der Politik. Sie kümmert sich nicht um die Menschen in ihrem Land und die Armut muss auch für die Verantwortlichen sichtbar sein. Es ist schön, dass Kultur und soziale Teilhabe nichts kostet. Aber was nützt das, wenn in vielen Fällen nicht einmal die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt werden können.
Kuba ist stolz auf seine Wissenschaft, auf seine Kultur auf seine Künste und auch auf seinen Sport aber was nützt das, wenn viele der gut ausgebildeten jungen Menschen keine Zukunft mehr in ihrem Land sehen.
Für mich ist es erstaunlich, dass die Menschen nicht stärker aufbegehren. Sie ertragen ihr Schicksal auf eine ganz besondere Art. Sie stehen stundenlang nach Benzin, Lebensmitteln, Geld etc. an, ohne groß zu klagen. Sie sind es gewohnt, mit der Mangelwirtschaft zu leben.
Und trotz alldem scheint es sie zu geben, die kubanische Lebensfreude. Musik und Tanz erscheinen den Alltag erträglicher zu machen genau wie Rum und die Cohiba. Genau das habe ich erlebt, es sind keine reinen Klischees, sondern Realitäten.
Was nehme ich persönlich mit? In erster Linie die Begegnung mit den Menschen.
Da ist der Security Chef vom Stadion, der mir am Sonntag um 19:00 Uhr das Stadion aufschließt und mir voller Stolz die Geschichte des Baseballs und des Ortes erklärt.
Das sind die drei Hausmeister der Ciudad Deportiva, mit dem ich am Sonntagnachmittag versuche darüber zu diskutieren, ob es „erfolgreiche " sozialistische oder kommunistische Staaten gibt.
Es ist der einsame Fischer, den ich am Malecón treffe und der mir seine gefangen Fische zeigt, die er zum Abendbrot essen möchte und der mich fragt, ob ich nicht etwas Öl für ihn hätte, denn sonst kann er seine Fische nicht braten.
Es ist der Weitspringer, mit dem ich über sein Stadion und Maleika Mihambo in Berlin rede und der mir dann den Weg ins Stadion zeigt und der Friedhofsangestellte, mit dem ich gemeinsam nach dem Grab von Ibrahim Ferrer suche. Und die unzähligen Gespräche mit Taxi- und Rikschafahrern, die immer fragen, wie mir Kuba gefällt und wann ich wiederkomme und mir oft auch ihre Geschichten erzählen.
Ich möchte noch erwähnen, dass dies natürlich rein subjektive Eindrücke sind und nur das erlebte wiedergeben. Auch hat mir der Aufenthalt in Trinidad und Cienfuegos gezeigt, dass Havanna ein Brennglas der kubanischen Probleme ist. Aber bei aller Andersartigkeit und schönen Unterschiedlichkeit der Orte, sind die Probleme auch dort sichtbar.
Eine Prognose für die Zukunft des Landes abzugeben ist aus meiner Sicht im Moment unmöglich. Zu komplex sind die Prozesse, die sich im Land aber auch geopolitisch abspielen (über das unsinnige Embargo der Amerikaner möchte ich mich hier nicht auslassen)
Ich wünsche es den Kubaner sehr, dass sie eine bessere Zukunft für sich und ihr Land vor sich haben.
Gracias a todos (mis amigos de alemania) die mich auf dem ersten Abschnitt meiner Reise temporär begleitet haben. Dadurch wurde es nie langweilig und die Entdeckerlust wurde immer wieder neu entfacht. Danke an Andreas und Yari für ihre Gastfreundschaft und Unterstützung.
Hasta Luego Cuba, Ecuador ya voy! nächstes ziel: Quito/Ecuador
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Havanna | Kuba | Montag - 26.02.2024 - 05:05 - GOOGLE MAPS
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Fortsetzung Basketball Was in der Zwischenzeit geschah. Den Samstagabend verbrachten wir noch einmal in der La fábrica de cultura y arte Cubano. Diesem einzigartigen Ort, den ich schon einmal beschrieben hatte und der wieder mit musikalischer, kultureller Vielfalt und viel kubanischer Lebensfreude überzeugte. Auf der Rückfahrt im 52er Chevrolet fiel mir auf, dass es noch gar keine Absperrung für den am Morgen stattfindenden Havanna Triathlon gab. Es war immerhin schon 2:30 Uhr und der Triathlon sollte um 7:00 Uhr starten. Aber auch das ist Kuba. Keine übertriebene Eile.Nach dem Frühstück am Sonntag gab es bei sonnigem Wetter und schäumender Brandung einen Spaziergang zum Start und Zielbereich des Havanna Triathlons im Garten des traditionsreichen Hotels National. Sicher ein unvergessliches Erlebnis für die Athleten.
Aber nun zum Basketball. Vorweg, es war wieder ein ganz spezielles Erlebnis. Anreise und Einlass in die Halle verliefen unproblematisch und wir konnten schnell feststellen, dass es eine freie Sitzplatzwahl in der gesamten Halle gab. Die riesige und beeindruckende Halle war 30 Minuten vor Spielbeginn zumindest im Unterring einigermaßen gefüllt . Ich schätze es waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr 2000 Zuschauer in der Halle. Dann kamen die Spieler aufs Parkett. Zuerst die Amerikaner und dann die kubanische Mannschaft. Die Frage, die uns zu diesem Zeitpunkt am meisten beschäftigte war, mit welchem Team die USA angereist ist. Wir vermuteten, dass es sich vielleicht um ein College Team handeln könnte. Wir hatten einen recht guten Platz auf Parketthöhe unterhalb einer Journalistenkabine. Wir konnten uns von den Journalisten ein Foto von den Mannschaftsaufstellungen machen. Daraus wurde ganz schnell klar, dass es sich nicht um eine reine College Mannschaft handeln konnte, da ein Großteil der Spieler schon Ende 20 oder Anfang 30 Jahre alt war.
Alles lief sehr fair und ruhig ab. Die Nationalhymnen beider Teams wurden gespielt und bei der Mannschaftsvorstellung gab es Applaus für die Gastgeber und keine Pfiffe für den Gegner. Generell muss man sagen, dass es ein sehr faires Publikum war. Keine Pfiffe bei Freiwürfen für den Gegner, wie dies zum Beispiel in der Bundesliga üblich ist. Die Kubaner starteten deutlich besser und konnten das erste Viertel mit 26: 10 für sich entscheiden. Im zweiten Viertel wurden die Amerikaner stärker und kamen bis auf wenige Punkte an den Gastgeber heran. Auffallend war zum einen, dass die Stimmung in der Halle sehr stark schwankte. Die Zuschauer wachten Ende des ersten Viertel auf und unterstützten ihr Team, um dann im zweiten Viertel größtenteils ruhig zu bleiben. Dabei fiel auf, dass es eine Art Stimmungseinpeitscher für die Zuschauer gab. Im Stile eines Capós der Fußballultras versuchte er die Zuschauer zu Gesängen mit dem Rücken zum Spielfeld zu animieren. Ich musste an einen staatlich engagierten Stimmungsmacher denken. Das dritte Viertel erlebte dann wieder eine stabilisierte kubanische Mannschaft, die den Vorsprung auf 20 Punkte ausbauen konnte. Erwähnenswert ist noch, dass sich die Halle bis zum Ende des zweiten Viertels noch deutlich füllte und am am Ende sicherlich um die 5000 Zuschauer in der Halle waren. Wir vermuteten, dass die Halle jetzt auch kostenlos zu betreten war. Mittlerweile war auch eine Musiktruppe im Oberrang angekommen und spielte in ihrem eigenen Rhythmus. Dies animierte wiederum einige, vor allem jüngere Zuschauer lieber zu tanzen, als das Spiel zu verfolgen. Ich war mir auch nicht so sicher, ob die Musikkapelle wusste, welche Sportart da unten betrieben wurde. Zu den Besonderheiten zählt weiterhin, dass es eine Bandenwerbung gab, die ausschließlich kubanische Produkte anpries. In der Halbzeitpause gab es anstelle der üblichen Cheerleader eine Mischung aus Kunstturnen, rhythmische Sportgymnastik und Breakdance Performance.
Wir waren nun gespannt, ob es noch einmal eine Reaktion der Amerikaner geben wird. Egal mit welcher Mannschaft sie anreisen, in Kuba zu verlieren ist sicherlich ein NoGo. Aber die Kubaner hatten das Spiel im Griff, nahmen gekonnt die Zeit von der Uhr und besiegten schließlich die Amerikaner 79 zu 65. Das riss dann auch die Zuschauer am Ende noch von den Bänken und sie feierten lautstark ihr Team. Das US Team hatte einfach nicht die Qualität, diese Kubaner heute zu schlagen. Einige Fragen blieben offen, die ich nicht so ohne weiteres beantworten kann. Die kubanische Basketball Liga pausiert wohl aufgrund von Benzinmangel seit drei Jahren. Wie halten sich die kubanischen Basketballer fit beziehungsweise wie viele Spieler von Ihnen spielen im Ausland? Einige sollen ja in Argentinien spielen und ich habe auch von einem Spieler gehört, der in Spaniens erster Liga aktiv ist. Aber was waren das für Basketballer, die für die USA aufgelaufen sind? Da wir ja die Aufstellungsliste der Journalisten abfotografieren konnten, konnte ich im Nachgang recherchieren, dass fast alle US Spieler in der NBA- G League spielen. In dieser Liga spielen größtenteils FarmTeams der NBA Profimannschaften. Dabei sollen diese Mannschaften Nachwuchsspielern und in der NBA nicht eingesetzten Spielern Spielmöglichkeiten offerieren. Definitiv war dieses Team heute für das kubanische Team nicht gut genug.
Bemerkenswert war die faire Atmosphäre in der Halle. Es gab keine Anfeindungen, Schmährufe oder sonstige unsportlichen Verhaltensweisen. Und die Mehrheit der Zuschauer unterstützte das einheimische Team.
Interessant war für uns auch der bauliche Zustand dieser Arena. Auf der Suche nach einem Sitzplatz mussten wir zum Beispiel feststellen, dass sehr viele Holzsitze nicht mehr in Ordnung waren und die Sitzfläche teilweise nun auch aus einem einzelnen Brett bestand. Auch entdeckte ich in unmittelbarer Nähe ein 20 cm großes Loch im Betonboden wodurch man die untere Ebene sehen konnte. Zweck dieses Loches war eine Kabeldurchführung.
Fazit: Ein denkwürdiges Basketballspiel an einem historischen Ort, wo die Aktivitäten auf und neben dem Parkett beste Unterhaltung boten.
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Havanna | Kuba | Sonntag - 25.02.2024 - 00:45 - GOOGLE MAPS
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Kuba vs USA Basketball Auf der Fahrt von Cienfuegos nach Havanna fiel mir ein, dass mir vor zwei Wochen am Coliseum in Havanna gesagt wurde, dass am 24. Februar ein Basketballspiel in der Halle stattfinden wird.In Havanna begann dann die Recherche ob und wann es ein Spiel in der Halle geben wird. Es war äußerst mühselig, in den einschlägigen online Tageszeitungen etwas zu finden. Dann hatte ich endlich einen Artikel im Sportteil einer Zeitung gefunden, in dem über ein Basketballspiel der kubanischen Männer Nationalmannschaft gegen die USA am vergangenen Donnerstag in Florida berichtet wurde. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Qualifikationsspiel zum Amerikacup 2025. Das Spiel wurde aus kubanischer Sicht 79: 100 verloren aber das Ergebnis stand eher im Hintergrund. Vier kubanischen Nationalspielern wurde die Einreise in die USA verwehrt. Den Grund dafür konnte ich nicht so richtig ausmachen aber anscheinend gab es Visa Probleme und diese Sportler spielten wohl in der argentinischen Liga . Resultat war, dass das kubanische Team nur mit acht Spielern das Spiel begann. Natürlich ein großer Nachteil und so wurde der heroische Kampf der kubanischen Basketballer hervorgehoben und die Niederlage als Sieg umkommentiert. Und dann gab es den alles anscheinend Hinweis, dass es das Rückspiel am 25. Februar im Coliseum in Havanna geben wird. Allerdings war nicht herauszubekommen, um welche Uhrzeit das Spiel beginnen wird. Kuba gegen die USA, schon allein diese Konstellation ist aufgrund des politischen Hintergrundes ein Muss. Unabhängig davon, mit welcher College Mannschaft die USA antreten wird.
Also machte ich mich mit Dietmar auf den Weg zum Coliseum, um in Erfahrung zu bringen, wann das Spiel stattfinden wird. Am Coliseum angekommen, die erste Überraschung. Ein kleines Tor am Seiteneingang, welches ich schon durch meinen vorherigen Besuch kannte, war wieder geöffnet und dort wo das Sicherheitspersonal sitzt, saßen diesmal zwei junge Menschen die ich fragen wollte, ob und wann das Spiel stattfindet und wo man Karten kaufen kann. Dann sah ich einen kleinen Pappkarton und einen Zettel auf dem Tickets für das morgige Spiel angeboten worden. Was für ein Glück. Es gab Tickets in zwei Kategorien. Kategorie 1: Rang Preis 20 Pesos, Kategorie2: Mittelring Preis 10 Pesos.
Also umgerechnet 8 beziehungsweise 4 Euro Cent. Die Ticket Verkäuferin sagte mir, dass das Spiel um 17:00 Uhr beginnen wird. Auf den Tickets stand aber Spielbeginn 20:00 Uhr? Unwichtige Details, kann schon mal passieren in Kuba, dass die Tickets nicht die richtige Anwurfzeit ausweisen. Am Haupteingang zur Halle traf ich meine Einlasserin vom letzten Mal. Sie erkannte mich wieder und lies uns in die Halle hinein. Dort waren einige Arbeiter damit beschäftigt, den letzten Korb zu montieren und einige Offizielle sahen sich die Halle an. Wir mittendrin und ich glaube, hätten wir einen Basketball zur Hand gehabt, hätten wir auch ein paar Körbe werfen können. Unglaublich, an einem Vortag vor einem wichtigen Qualifikationsspiel zwischen der kubanischen Nationalmannschaft und den US amerikanischen Basketballern. Wir sind gespannt auf den morgigen Nachmittag. Wie viel Zuschauer wird es geben, wie werden die Amerikaner begrüßt, werden die Kubaner unterstützt, mit welchem Team reisen die US Amerikaner an?
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Cienfuegos | Kuba | Samstag - 24.02.2024 - 19:24 - GOOGLE MAPS
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Cienfuegos- Meistertrainer, Baseball, historische Schönheiten und Me(h)erDie für 11:00 Uhr angesetzte Abfahrt nach Cienfuegos musste etwas nach hinten verschoben werden. Grund dafür war die sehnlichst erwartete Information meiner Tochter über den Ausgang ihres Auswahlverfahrens an der Filmhochschule Babelsberg. Gegen 11:15 Uhr dann die erlösende Nachricht, sie hat es geschafft und darf ab Oktober an der Filmhochschule studieren. Stolz auf sie und glücklich ging es dann los Richtung Cienfuegos. Wie schon auf der Fahrt von Havanna nach Trinidad konnten wir auch jetzt wieder feststellen, dass es kaum Verkehr auf den Straßen gibt und außerhalb der Städte zunehmend Pferdewagen und Ochsenwagen das Straßenbild dominieren. Ich war noch nie in Nordkorea aber irgendwie stelle ich es mir genauso vor. In Cienfuegos bezogen wir unser Hostel und unternahmen eine ausgiebige Stadtexkursion. Cienfuegos ist die französische Kolonialzeit deutlich anzusehen. Prachtvolle, meist zweistöckige Gebäude, die meist noch in einem sehr guten Zustand sind, charakterisieren das Stadtbild. Ein angenehmer Kontrast zur lauten, selten sauberen Großstadt Havanna und zum touristischen Stadtbild Trinidads. Darüber hinaus waren es wieder die Begegnungen mit Menschen, die die Entdeckung einer neuen Stadt zu etwas Besonderem macht. Auf dem Weg zum von uns geglaubten Fußballstadion, welches sich dann als Baseballstadion entpuppte, kamen wir an einem besseren Sportplatz vorbei und im Gespräch erfuhren wir, dass dies die Heimspielstätte des kubanischen Fußballmeisters Los Marineros Cienfuegos ist. Auf der Zuschauertribüne saß er dann, der Meistertrainer, sozusagen der Xavi Alonso des kubanischen Fußballs. Einstiegsfrage seines Cotrainers, als er hörte das wir aus Deutschland kommen: Leverkusen oder München? Die Jungs wissen Bescheid. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass die kubanische Meisterschaft nach dem ersten Spieltag wegen Benzinmangel unterbrochen wurde. Der Trainer lud uns aber zum Training ab 16:00 Uhr auf dem Platz ein.Am Baseballstadion angekommen sahen wir dann, wo im kubanischen Sport die Prioritäten liegen. Ein schönes, noch in gutem Zustand befindliches Stadion durfte von uns inspiziert werden und wir kamen wieder mit dem Servicepersonal über die Situation im kubanischen Baseball im speziellen und über die Situation in der kubanischen Gesellschaft im Besonderen ins Gespräch. Auf meine Frage, warum die Elephantes Cienfuegos nur Letzter in der abgelaufenen Saison wurden, erklärte er uns, dass das daran lag, dass einige der besten Spieler die Mannschaft vor der Saison Richtung USA verlassen hatten. In der Tat spielen 3 ehemalige Spieler aus Cienfuegos bei den Boston Red Sox und verdienen Millionen. Die Spieler in Kuba können davon nur träumen. Der Hauswart, mit dem wir sprachen, verdient 2000 Pesos im Monat. Legt man den galoppieren Schwarzmarktwechselkurs zu Grunde, sind das weniger als 10 €. Wir haben ihm dann zwei Baseballbälle für jeweils 1000 Pesos abgekauft.
Im Weiteren Verlauf des Stadtspaziergang konnten wir uns von der unaufgeregten Schönheit Cienfuegos überzeugen. Wir besuchten das Teatro Tomas Terry, welches fast im Originalzustand von 1889 erstrahlt, schlenderten den Malecón entlang und genossen die Dachterrasse des Ferrermuseums am Park Josi Marti bei Livemusik und einem Cocktail, zu dem wir auch die Museumswärterin Mayra einladen konnten.
Fazit: Eine schöne, unaufgeregte Stadt im kolonialen Flair mit Zugang zum karibischen Meer präsentierte sich uns bei bestem kubanischen Winterwetter. nächstes ziel: Havanna
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Trinidad | Kuba | Donnerstag - 22.02.2024 - 17:34 - GOOGLE MAPS
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Trinidad Nach zweieinhalb Wochen wurde es Zeit, Havanna zu verlassen. Es waren zwei Wochen voller Widersprüche, neuen Erfahrungen, interessanten Begegnungen, die es so langsam erlauben, ein Bild von dieser Stadt zu bekommen. Vorher aber trafen noch gute Freunde am Donnerstag und Freitag in Havanna ein und wir verbrachten ein intensives Wochenende in der Stadt. Dann entschied ich mit Thomas und Dietmar am Montag früh nach Trinidad aufzubrechen. Wir entschieden uns für ein Taxi Kollectivo, welches uns nach Trinidad bringen sollte. Die Abfahrt am Montagmorgen verzögerte sich dann ein wenig, da das Fahrzeug defekt war. Als Ersatzfahrzeug holte uns dann ein PKW Taxi im ziemlich guten Zustand ab und wir genossen den Luxus einer Taxifahrt nach Trinidad. Unser Fahrer war ein wahrer Alleskönner, denn er konnte mit einer Hand Nachrichten schreiben, mit der anderen Hand das Lenkrad bedienen und dabei noch auf einem großen Bildschirm, die neusten Cubaton Songs sich ansehen und anhören, während er mit 115 km/h über die Behelfspiste von Landstraße fuhr. Dabei wich er gekonnt den zahlreichen halbmeter tiefen Schlaglöchern aus. Interessant war auch der Stopp an einer Tankstelle, an der wir zwar kein Benzin bekamen, da die Tankkarte des Taxifahrers von seiner Firma nicht aufgeladen war, wir aber so einmal wieder mit den Realitäten im heutigen Kuba konfrontiert wurden. Auf dem Gelände der Tankstelle warteten circa 30-40 Moped und Motorradfahrer und man hätte denken können, es handelt sich um ein historisches Treffen ehemaliger MZ & ETZ Fahrer. Erste Frage: Was machen die hier? Antwort: Sie warten auf Benzin. Zweite Frage:Wie lange warten Sie? Antwort: Bis zu einem Tag.In Trinidad bezogen wir ein schönes Haus und wurden durch die Besitzerin eingewiesen. Dabei erfuhren wir, dass es in Trinidad zur Zeit normal ist, dass täglich der Strom ein bis mehrmals abgestellt wird. Für solche Fälle gibt es zahlreiche Solarlampen im Haus. Ein weiterer Beweis für die Anpassungsfähigkeit der Kubaner. Als wir uns am Abend auf den Weg in die Stadt machten, folgten wir einem lauten Geräuschpegel nah an unserem Haus und kurz danach befanden wir uns in der Meisterschaftsfeier des Baseballteams von Trindad. Sie wurden wohl Regionalmeister der Region Spiritus Sankti und wurden überschwänglich von den Einwohnern Trinidads gefeiert. Die Mannschaft fuhr im offenen Bus auf dem Platz vor und die Ankunft des Teams wurde ausschweifend gefeiert. Wir klatschten mit dem einen oder anderen Spieler ab ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, um welche Sportart es eigentlich ging. Es war schön zu sehen, wie die Stadt ihren Regionalmeister feierte.
Trinidad ist eine kleine Museumsstadt. Ich war hier 2015 schon einmal und habe die Stadt noch in guter Erinnerung. Viele kleine bunte Häuser versammeln sich malerisch um den Plaza Major. Es gibt jede Menge Galerien und gefühlt kommt 2024 auf jeden Gast ein Restaurant - auch ein Zeichen dafür, dass der Tourismus nach der COVID Pandemie nicht wieder richtig angelaufen ist. Die Nachrichten , die man im Ausland aus oder über Kuba hört, schrecken wahrscheinlich viele Touristen ab, dieses Land zu besuchen. Selbst hier im Tourismusmagneten Trinidad- oft auch als einer der schönsten Orte auf Kuba beschrieben-ist die Mangelwirtschaft spürbar. 4 Stunden täglich wird aktuell der Strom abgeschaltet. Fatal für eine Region, die vom Tourismus lebt. Restaurants können nicht arbeiten und das öffentliche Leben kommt zum erliegen. Für uns war es dennoch eine schöne Zeit, da wir einen spürbaren Kontrast zu Havanna erlebten. Eine beschauliche, intakte, schöne kleine historische Touristenstadt mit einem großen kulinarischen -, Kunst- und Musikangebot. Eine weitere Attraktion ist der nahe gelegene Karibikstrand die Playa Ancon. Nicht wenige sagen, dass es der schönste Karibikstrand Kubas sei. Auch hier finden sich im Februar 2024 nur wenige Touristen ein und das,
obwohl gerade Hochsaison für ausländische Touristen ist. Kubaner gehen im kubanischen Winter nicht an den Strand. Aktuell haben wir Tagestemperaturen von max. 26 Grad und Nacht geht es auf 12-15 Grad runter. Der Strand ist traumhaft und es ist wahrscheinlich einzigartig, einen Karibikstrand mit so wenig Animation oder Kommerzialisierung zu sehen. Das einzige, sehr unansehnliche und in die Jahre gekommene Hotel am Strand hat seine Türen geschlossen und es droht ihm der Zerfall, wie so vielen Gebäuden im Land.
Fazit: Der Besuch in Trinidad war eine willkommene Abwechslung zur Millionenmetropole Havanna. Beschauliches Touristenstädtchen mit vorgelagertem, traumhaften Strand. Aber auch hier sind die Auswirkungen des Embargos und die Wirtschaftskrise spürbar.
Morgen soll auf dem Weg nach Havanna noch einen Abstecher nach Cienfuegos gemacht werden. nächstes ziel: Cienfuegos
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Havanna | Kuba | Samstag - 17.02.2024 - 22:50 - GOOGLE MAPS
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Friedhof Christobal ColonIm Internet hatte ich gelesen, dass es in Havanna die sogenannte Stadt der Toten gibt. Dabei handelt es sich um den größten Friedhof Südamerikas und den drittgrößten Friedhof der Welt. Das Straßennetz soll 20 km umfassen und ein Areal von über 50 ha einschließen. Ich beschloss, an einem schönen, sonnigen Tag mir diesen Ort einmal anzusehen. Von meiner Wohnung in Centro ließ sich der Ort gut mit einem Spaziergang durch Vedado verbinden. Als ich nach gut 1 Stunde Fußmarsch den Friedhof erreicht hatte, musste ich feststellen, dass die Temperatur an diesem Tag schon die 30° Grenze überschritten hatte und die Sonne vom wolkenlosen Himmel herunter brannte. Dann sah ich ihn, diesen gigantischen Friedhof, der aussieht wie eine weiße Stadt. Leider musste ich auch feststellen, dass es so gut wie keine Bäume und somit auch keinen Schutz vor der Sonne gab. Ehrlich gesagt hatte ich mich vorher nicht wirklich informiert, welche Persönlichkeiten auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Ich wusste nur, dass sowohl Fidel Castro als auch Che nicht auf diesem Friedhof beerdigt wurden. Gehört hatte ich aber, dass Teofilo Stevenson und Ibrahim Ferrer hier liegen sollten. Stevenson hatte ich ja schon in einem anderen Beitrag ausführlich erwähnt und so reduzierte ich mich auf die Suche nach dem Grab von Ibrahim Ferrer. Das sollte keine leichte Aufgabe werden. Am Eingang erhielt ich die Information, dass es aktuell keine Karte beziehungsweise ein Verzeichnis der Grabstätten gibt. Ich schlenderte über dem Friedhof und traf zwei sehr alte Friedhofsgärtner. Ich fragte sie nach dem Grab von Ferrer und musste erkennen, dass ihnen das nicht viel sagte. Einer meinte dann, er kenne eine Region auf dem Friedhof, wo berühmte Musiker begraben sind und machte sich auf den Weg mir diese Stelle zu zeigen. Es gab da auch den einen oder anderen Musiker, nur vom Buena Vista Social Club Mitglied keine Spur. Ich durchstreifte weiter den Friedhof und fragte eine Dame vom Security Personal, ob sie vielleicht wisse, wo der Musiker begraben ist. Sie hatte, glaube ich, keine Ahnung wen oder was ich suche aber fragte bei einem Angestellten der Friedhofsverwaltung nach. Dieser wiederum glaubte jemand zu kennen, der sich richtig gut auf diesem Friedhof auskannte. Keine 2 Minuten später kam wohl ein höherer Angestellter des Friedhofs in einem Jeep vorgefahren und meinte,ich soll einsteigen, er wüsste wo das Grab von Ibrahim Ferrer ist. Wir fuhren dann mit dem Jeep ein ganzes Stück über den Friedhof und an einer Stelle stoppte er und meinte, hier müsste es irgendwo sein. Gemeinsam sucht wir dann weitere 10 Minuten die Region ab. Und tatsächlich fand der Mitarbeiter das Grab von Ferrer. Ein Grab, wie es passender für diesen bescheidenen Musiker nicht sein könnte. Ein Familiengrab, auf dem weder seinen Geburts- noch sein Todestag stand. Nur ein kleines Bild von ihm zierte das Grab. Ein berührender Moment. Ich beschloss, dass dies die richtige Augenblick sei, um den Friedhof wieder zu verlassen. nächstes ziel: Trinidad
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Havanna | Kuba | Mittwoch - 14.02.2024 - 23:25 - GOOGLE MAPS
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Fortsetzung - Havannas SportstättenNachtrag zu Havannas Sportstätten. Für für die eine oder den anderen wird es wahrscheinlich etwas zu viel Text gewesen sein aber der kubanische Sport lag mir am Herzen und hat somit etwas mehr Raum bekommen. Sicherlich ist es auch nicht günstig, die Fotos alle nach dem Text hochzuladen aber aus technischen Gründen war es die einfachere Variante. Heute bin ich dann zum Estadio PanAmericano gefahren, welches ungefähr 15 km östlich vor Havanna direkt am Meer liegt. Ich konnte ein paar schöne Aufnahmen von außen machen und begegnete dann am Eingang das Stadions einen kubanischen Weitspringer. Ich erklärte ihm, wer hier 1992 Weltmeisterin im Weitsprung mit beachtlichen 7 m und 16 cm wurde. Als er hörte, dass ich ein Landsmann von Heike Drexler bin, fragte er mich, ob ich Malaika Mihambo kenne? Das erstaunte nun wieder mich und ich sagte ihm, dass sie aus der gleichen Stadt wie ich komme. Ich fragte ihn, ob ich vielleicht einmal mit ins Stadioninnere kommen könne. Er war etwas unsicher, schaute sich wahrscheinlich erst einmal nach Funktionären um und meinte dann, ich könne durch den Seiteneingang ins Stadioninnere gelangen. Gesagt, getan und so stand ich dann in diesem für mich beeindruckenden, sehr in die Jahre gekommen Stadion und konnte mich mit einigen kubanischen Leichtathleten, die sich auf das Training vorbereiteten, im Smalltalk üben. Ich fragte sie, ob sie noch eine Halle zum trainieren hätten. Sie gaben an, nur dieses Stadion und eine weitere Laufbahn in unmittelbarer Nähe des Stadions als Trainingsstätten zu besitzen. Des Weiteren haben Sie im Stadion und im angrenzenden Wohnheim noch zwei Fitnessräume zum trainieren. Einen dieser Räume habe ich mir angeschaut und ich kann sagen, dass Fitness First in Berlin besser ausgestattet ist. Insgesamt überschaubare Verhältnisse für den nationalen Leichtathletikkader. Ein Besuch, der sich für mich gelohnt hat.
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Havanna | Kuba | Mittwoch - 14.02.2024 - 22:43 - GOOGLE MAPS
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Havannas SportstättenFotos Boxgym im Kiez Centro
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Havanna | Kuba | Mittwoch - 14.02.2024 - 20:05 - GOOGLE MAPS
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Exkurs: Havannas Sportstätten Wenn ich an Cuba denke, dann fällt mir außer den üblichen Klischees auch noch die Sportnation Cuba ein. Als Kind habe ich die Läufe von Alberto Juantorena oder die Boxkämpfe von Theofilo Stevenson bewundert. Und das Cuba zu den weltbesten Baseballnationen gehört, ist auch mir dann irgendwann bewusst geworden.Stellt sich nun die Frage, was ist aus der einstigen Sportnation geworden? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen und begab mich auf Spurensuche. Ich fuhr als erstes zur Ciudad Deportivo. Ein riesiger Sportkomplex im Zentrum der Stadt mit angeschlossener Sport Universität. Dieses Gelände wurde Ende der 50er Jahre entwickelt und sollte in den Jahren nach der Revolution zum Symbol des kubanischen Sportes werden. Auf diesem Gelände fand 2016 auch das kostenfreie Konzert der Rolling Stones statt. Das Gelände ist umzäunt und bewacht aber frei zugänglich. Leider war ich an einem Sonntag das erste Mal dort und so blieb mir der Blick ins Coliseum verwehrt. Das Colliseum ist die größte Sporthalle Cubas und hat eine Fassungsvermögen von mehr als 15.000 Zuschauern. Das ganze Gelände machte einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Das sich auf dem Gelände befindliche Schwimmstadion mit 50 m Becken und Sprunganlage befindet sich aktuell in einem desaströsen Zustand. Laut meiner Recherche sollte es 2019 wiedereröffnet worden sein. Davon ist zur Zeit nichts zu sehen. An eine Nutzung ist zur Zeit nicht zu denken. Die übrigen Freiflächen wie Baseballfelder, Fußballplätze, Basketballplätze, Laufbahn (Beton)werden noch von den jungen Habaneros zumindest am Wochenende genutzt. Im auch auf dem Gelände befindlichen mittelgroßen Baseballstadion trainiert eines der bekanntesten und erfolgreichsten Baseballteams Cubas. Die Havanna Industriales. Auch diese Sportstätte ist in einem schlechten Zustand und es ist kaum vorstellbar, dass hier ein professionelles Baseball Team trainiert. Ein Blick in den angrenzenden Fitnessbereich lässt ebenfalls nicht automatisch auf Weltniveau schließen. Ich kam mit einigen Servicekräften (die dort den Sonntag verbrachten) ins Gespräch und auch sie gaben der Politik die Schuld für den schlechten Zustand des kubanischen Sportes. Ich beschlossen in einigen Tagen noch einmal wieder zu kommen, nachdem mir gesagt wurde, dass es von Montag bis Freitag möglich sei, in die große Sporthalle, das Coliseum zu gelangen. Zwei Tage später stand ich dann wieder vor dem Coliseum und nach einem kurzen Gespräch mit einer Dame am Empfang wurde mir der Zutritt erlaubt. Begleitet wurde ich von einem Servicemitarbeiter, der wahrscheinlich aufpassen sollte, dass ich nichts Verbotenes tun werde. Die Halle ist ein architektonisches Meisterwerk und wurde 1958 mit einem Boxkampf des US amerikanischen Weltmeisters. Joe Brown gegen den kubanischen Boxer. Orlando Echeverria eröffnet. Daran lässt sich auch ableiten, dass das Coliseum noch zu Zeiten Batistas eröffnet wurde. Das Fassungsvermögen der Sporthalle wird mit bis zu 20.000 Zuschauern angegeben. Offizieller Zuschauerrekord waren wohl 20.000 Personen bei einem Volleyballspiel. In dieser Halle fanden Weltmeisterschaften im Boxen im Fechten, im Gewichtheben und in der rhythmischen Sport Gymnastik statt. Und in der Ahnengalerie sah ich ihn dann. Teofilo Stevenson. Dieser großartige Boxer, der mehrmalige Olympiasieger und Weltmeister gewann genau in dieser Halle seinen ersten Weltmeistertitel und beendete seine Karriere mit seinem letzten Kampf 1984 ebenfalls in dieser Halle. Es gibt nicht wenige, die sich wünschen, daß die Halle seinen Namen tragen sollte. Die Halle ist ebenfalls in einem nicht mehr sehr gutem Zustand. Immerhin wird aber gerade ein neuer Parkettboden für Basketball verlegt. Nach über 3 jähriger Pause aufgrund von wirtschaftlichen Problemen ( es sollte Benzin gespart werden) soll die nationale Basketballliga im April wieder starten.
Von der Ciudad Deportivo legte ich nun in circa 45 Minuten zu Fuß den Weg zum für mich nächsten Highlight, dem Estadio Latinoamericano zurück. Dies ist das größte Stadion aktuell in Cuba und ist ein reines Baseballstadion und die Heimstätte der Industriales. Da es Sonntag war, war auch dieses Stadion zunächst verschlossen. Eine Dame vom Security, bei der ich mich erkundigte, ob das Stadion mal zu besichtigen sei, sagte mir, ich solle warten und sie würde mal nachfragen. Kurz darauf kam der Security Chef und schloss die StadionTore für mich auf und gab mir eine exklusive Führung im Inneren des Stadions. Es war wohl bemerkt Sonntag und mittlerweile 19:00 Uhr. Das Innere des Stadions gleicht einem Museum und die Geschichte des Stadions und des kubanischen Baseballs wird eindrucksvoll dargestellt. Bilder, die Fidel Castro beim Abschlag zeigen, sowie eine Ahnengalerie aller kubanischen Baseball Legenden waren zu bestaunen. Dann ging der nette Mann mit mir ins Stadioninnere und erklärte mir die Besonderheiten des Stadions . Geschichte, Architektur und weitere Besonderheiten wie die Sitzplätze für die besonderen Persönlichkeiten. Große Spiele, die hier stattgefunden haben und noch vieles mehr. Unter anderem hat hier Barack Obama 2016 mit seiner Familie ein Spiel eröffnet und den Anwurf durchgeführt. Zeit des geglaubten Aufschwungs. Ich verstehe das kubanische Spanisch nicht sehr gut aber habe ihm deutlich angemerkt, wie stolz er war, mir die gesamte Anlage zeigen zu können. Ich bedankte mich bei ihm und sicherte ihm zu, auf jeden Fall noch einmal bei Tageslicht den StadienInnenraum zu besichtigen. zwei Tage später begrüßen wir uns wie alte Freunde und ich konnte mir das Stadion nun auch bei Tageslicht anschauen. Fazit: Dieses Stadion ist aktuell die am besten instand gehaltene Sportstätte, die ich in Havanna gesehen gesehen habe. Vielleicht liegt es am Stellenwert des Baseballs in Cuba und der damit verbundenen Optionen, dringend benötigte Devisen zu generieren.
Bei weiteren Stadtspaziergängen entdeckte ich eine große Sporthalle, die im gleichen Baustil wie das Estadio Panamericano gebaut wurde. Dabei handelt es sich um die Sporthalle Ramon Font. Benannt nach dem kubanischen Weltklassefechter R. Font. Auch diese Halle wurde anlässlich der panamerikanischen Spiele 1991 in Havanna gebaut. Eine Mehrzweckhalle vor allem für Volleyball, Basketball, Judo, Badminton. Ich schätze, dass sie ein Fassungsvermögen von bis zu 5000 Zuschauen hat. Leider ist auch diese Halle in einem desolaten Zustand. Das Restaurant und die Bowlingbahn mit 24 Bahnen sind schon lange geschlossen und die Halle wird vermutlich von Freizeitvereinen genutzt. Einen Blick in die Halle wurde mir verwehrt.
Ein weiteres Highlight entdeckte ich ebenfalls zufällig. In unmittelbarer Nähe zur Universität befindet sich ein architektonisch auffälliger, weil sehr schöner Stadionbau. Es handelt sich dabei um das Estadio Juan Abrantes, benannt nach dem Guerillakommandante Juan Abrantes, der Ende der 50er Jahre bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Das Stadion bzw. das Areal gibt es seit 1902 und gehört zur Universität Havanna. Es besteht aus einer imposanten Stadiontribüne und ist ein Leichtathletstadion. Zum Komplex gehört ebenfalls noch ein Schwimmstadion mit Tribüne. Das Stadion hat aktuell eine Kapazität von 10.000 Zuschauern. Allerdings muss auch hier wieder angemerkt werden, dass die Tribüne und das gesamte Hauptgebäude nicht mehr genutzt werden können. Obwohl die Tribüne und das Stadiondach wohl 2000 saniert wurden. Das Schwimmstadion ist ebenfalls seit Jahren nicht mehr nutzbar.
Das Stadion hat ebenfalls eine bemerkenswerte Historie. 1927 wurde der 100m Weltrekord in 10,4 sec. aufgestellt aber wegen unzuverlässigem Wind nicht anerkannt. Wie wurde dieser damals eigentlich gemessen? Ein Jahr später- in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Amsterdam- wurde der bestehende Weltrekord von 10,2 sec. in diesem Stadion eingestellt.
Der Zuschauerrekord wurde 1956 aufgestellt. Eine Vorstellung der kubanischen Primaballerin Alicia Alonso wollten 25000 Zuschauer sehen. Des Weiteren fanden 1965 die zentralamerikanischen LA Wettkämpfe in diesem Stadion statt.
Das größte sportliche Event Cubas fand 1991 in Havanna statt. Die Panamerikanischen Spiele wurden nach Cuba vergeben. Castro lies aus diesem Anlass viele neue Sportstätten wie die bereits erwähnte Sporthalle Ramon Font erbauen. Direkt vor den Toren Havannas, in unmittelbarer Nähe zum Meer entstand das Panamericanische Olympische Dorf mit großem Stadion, Schwimmstadion und Radrennbahn. Diese Anlage musste ich sehen.
Schon während der Planung des Stadions gab es Widerstände. Die Architekten und Bauleiter hatten Bedenken, wegen der direkten Meerlage und denn damit verbundenen Erosionen. Aber Fidel Castro bestand darauf, dass dieses Prestigeobjekt in möglichst kurzer Bauzeit zu entstehen hat. Die PanamerikanischenSpiele 1991 wurden als großer Erfolg des sozialistischen Kubas gefeiert. Das Stadion selbst erlebte ein Jahr später noch einen weiteren Höhepunkt, denn Havanna war Austragungsort der Leichtathletik Weltmeisterschaften. Unvergessen die 7,16 m von Heike Drechsler, die damit WM Gold in diesem Stadion errang.
Schnell stellte sich aber heraus, dass die Bedenken der Architekten nicht umsonst waren. Das Stadion und auch alle weiteren Anlagen mussten auch aufgrund der nicht geeigneten Baumaterialien und der nicht vorhandenen notwendigen Schutzanstriche schnell den äußeren Bedingungen Tribut sollen. 2008 wurde dann die Laufbahn im Stadion komplett erneuert. Dies war nur möglich, weil der internationale Leichtathletikverband ein Großteil der Kosten dafür übernahm. Noch heute ist dieser Ort das Zentrum der kubanischen Leichtathletik. Immer wieder wird in den Medien darüber berichtet, dass die Anlage weiter instandgesetzt bzw. erneuert wird. Meine Fotos verdeutlichen, wie es aktuell dort aussieht.
Mein Fazit: Der Zerfall des Landes macht auch vor dem ehemaligen Vorzeigeprojekt Leistungssport kein Halt. Es fehlt sicherlich nicht am Willen aber an den finanziellen Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Hinzu kommt, wie in allen anderen Bereichen auch, ein Aderlass an Spitzenkräften . Viele Sportler versuchen den Sport zu nutzen, um ins Ausland zu fliehen. Die Politik scheint machtlos bzw. was noch viel schlimmer erscheint, die aktuellen Entwicklungen zu ignorieren.
Es bleibt zu erwähnen, dass es noch die besonderen Sportschulen gibt, aus deren Mitte dann die Elitesportler in Leistungzentren geformt werden sollen. So gibt es außerhalb von Havana die nationale Box Akademie, aus der fast alle bekannten kubanischen Boxer hervor gingen. Aber auch dort macht sich die wirtschaftliche Krise bemerkbar und die Bedingungen sind nicht mit denen in anderen Teilen der Welt vergleichbar.
Schlussendlich sind mir einige bemerkenswerte Engagements aufgefallen, die trotz der schlechten finanziellen und materiellen Bedingungen vor allem für die kubanische Jugend von großer Bedeutung sind. So zum Beispiel die in einem anderen Beitrag schon genannte Boxschule eines ehemaligen Box Champions. Hier im Armenviertel von Havanna Centro entdeckte ich zufällig in einem heruntergekommenen Hinterhof eine weitere Boxschule. Betrieben wird sie vom Trainer Daniel Casanova und vom ehemaligen Olympiasieger Gomez Mustelier.
Unter sehr einfachen Verhältnissen trainieren Sie hier Kinder und Jugendliche, die den Traum haben, durch den Sport ihrer Armut zu entkommen. Die Graffitis der einstigen Helden Felix Savon und Teofilo Stevenson sind ständige Motivation. Ich wurde eingeladen beim Training der Jugendlichen zuzuschauen und war beeindruckt, was die ehemaligen Boxer unter diesen Bedingungen leisten.
Fotos habe ich versucht in der Reihenfolge des Textes anzuordnen. Fotos folgen! nächstes ziel:
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Havanna | Kuba | Sonntag - 11.02.2024 - 20:44 - GOOGLE MAPS
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Abschied Am Freitagabend hatten wir das Glück, bei der Premiere von Carlos Acostas Dance Academy dabei sein zu dürfen. Auch dieser Abend war wieder ein Zufallsprodukt. Rene besuchte vor einigen Tagen eine Führung im Grand Theatro und hörte in einem Gespräch mit, dass Carlos Acostas Dance Akademie Premiere in Havanna hat. Auf Nachfrage erfuhr er sogar den Ort und die Zeit des Vorverkaufes. Es ist hier ziemlich schwierig, Informationen zu geplanten Veranstaltungen und auch zum Ticket Vorverkauf zu bekommen. Rene scheute keine Zeit und Mühen, sich im Vorverkauf an die Schlange zu stellen und Tickets für uns zu erwerben. Der Ticketpreis lag wie immer bei öffentlichen Veranstaltungen im Cent Bereich und wir konnten unsere Gastgeber Andreas und seine Frau überzeugen, uns zu begleiten. Die Premiere im ehrwürdigen historischen Theatro Marti war ein ganz besonderes Erlebnis. Wir konnten zum einen die kubanische Kulturelite unter den Zuschauern und zum anderen eine sehr beeindruckende Tanzdarbietung erleben. Carlos Acosta ist ein ehemaliger weltberühmter, kubanischer Tänzer, der mittlerweile in Miami lebt und das königliche Ballett in Birmingham leitet. Er hat in seiner Heimatstadt Havanna eine Dance Academy gegründet und kümmert sich so um den tänzerischen Nachwuchs in Kuba. Die Biografie von Acosta ist sehr beeindruckend und wurde in dem Kinofilm Yuli verfilmt. Dieser Film erschien 2019 auch in Deutschland und ist sehr empfehlenswert.Gestern ist nun auch Rene wieder zurück nach Deutschland geflogen und ich werde die nächsten Tage allein in Havanna verbringen. Für mich war es sehr schön, die ersten Tage meiner Reise mit sehr guten Freunden verbringen zu können. Wir hatten eine sehr intensive und schöne Zeit in der Stadt und ich bin dankbar dafür, dass sie die Zeit gefunden haben, mich in den ersten Tagen zu begleiten. Ich werde es nun etwas entspannter angehen lassen, ab morgen wieder mit dem Laufen beginnen (krankheitsbedingt hatte ich zwei Tage Pause eingelegt) und die Stadt nun größtenteils zu Fuß weiter entdecken. nächstes ziel:
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Havanna | Kuba | Freitag - 09.02.2024 - 17:20 - GOOGLE MAPS
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La GuaridaDer Winter verabschiedet sich wieder. Nicht nur die Havaneros atmen auf, auch wir sind froh, dass sich die kalten Temperaturen und der Regen wieder verabschiedet haben. Aus diesem Grund sollte es am letzten Tag für Schoppi noch einmal an die Playa del Este gehen. Pünktlich um 9:00 Uhr stand der Taxifahrer vor der Tür und die letzten dunklen Wolken inklusive Regentropfen verabschiedeten sich. Am Strand angekommen hatte sich die Sonne durchgesetzt. Gegen den noch bögen Ostwind bauten uns die hiesigen Servicekräfte aus den Sonnenschirmen einen Windschutz und so genossen wir den fast menschenleeren Strand mit einem Platz in erster Reihe am Meer. La Guarida
Den letzten Abend meines Freundes Schoppi verbrachten wir im Restaurant La Guarida. Wenn man den einschlägigen Empfehlungen in den Reiseführern glauben darf, dann ist es das beste Restaurant in Havanna. Ich kenne dieses Haus schon von einem Besuch vor vier Jahren. Es ist ein sehr bekannter Paladar in Havanna und diente schon als Filmkulisse für den Film, „Erdbeere und Schokolade“ Die Liste der Prominenten, die in diesem Haus zu Gast waren, ist lang. Von Naomi C., Madonna über Mick Jagger, Matt Damon und Königin Sofia ließe sich diese Liste noch ewig lang weiterführen. Die Speisen und Getränke sind exzellent. Das Preisniveau entspricht gehobenen deutschen Standard. Für Interessierte: Pescado del día con arroz y frijoles werden für circa 20 € angeboten. Ein Havanna Negroni basierend auf einen 7 jährigen Havanna Rum wird für sieben Euro eingeschenkt.
Aber das Bemerkenswerte für mich ist, dass dieses noble Restaurant in unserem heruntergekommenen Viertel angesiedelt ist und dass es ohne Probleme möglich ist, am Tag und in der Nacht mit 50 € in der Tasche, was mehr als einem Monatsverdienst der Einheimischen entspricht und einem Handy in der Hand, durch die Straßen und zum Restaurant zu laufen. Kein bewaffneter Sicherheitsdienst und keine An- und Abfahrt nur mit registrierten Taxis, wie ich es aus vielen Städten in Südamerika kenne, sind notwendig. Wir fühlen uns bisher in jeder Situation absolut sicher, was aus meiner Sicht etwas sehr besonderes ist, in einer Zeit, in der die Welt an Gewalt, Kriegen und Konflikten zu zerbrechen droht. Ich hoffe sehr, dass sich Kuba diese friedliche Koexistenz der Gesellschaft noch lange bewahren kann.
Anmerkung: Ich habe selten ein so friedvolles Nebeneinander aller Hautfarben in einer Gesellschaft gesehen, wie es hier praktiziert wird.
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Havanna | Kuba | Mittwoch - 07.02.2024 - 03:39 - GOOGLE MAPS
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VeränderungenVeränderungen. Was sich aktuell verändert, ist das Wetter. Temperaturen um die 20° und starke Winde lassen die Kubaner von einem kalten Winter sprechen. Der Wind peitscht das Wasser über den Malecon und so gibt es zumindest spektakuläre Bilder. Was sich schleichend verändert, ist meiner Meinung nach der Zustand der kubanischen Gesellschaft. Sicher kann man Tausende schöne Bilder von einer einst imposanten Stadt, vor allem in den bisher besuchten Stadtteilen Vieja, VeDado und Miramar machen. Es sind dieBrüche, die Havanna zum Abenteuer machen. Zum Beispiel entdeckten wir heute in einer Seitengasse eine Kunstgalerie, in der kubanische Künstler eine bemerkenswerte Fotoausstellung installierten und diese Ausstellung mit einer Möbeldesign Ausstellung kombinierten. Aber die zunehmende Verarmung lässt sich nicht übersehen. Besonders deutlich wird dies, wie bereits erwähnt, in unserem Stadtteil Centro. Neben dem schlechten Zustand der Wohngebäude fällt mir vor allem die zunehmende Vermüllung in weiten Teilen der Stadt auf. Ein Grund dafür ist der Benzinmangel, so dass die städtische Müllabfuhr nicht mehr in ausreichendem Maße ihrer Arbeit nachkommen kann. In den Gesprächen mit den Habaneros wird deutlich, dass viele die Zukunft in ihrem Land äußerst kritisch sehen. Mir fällt auf, dass im Gegensatz zum Jahr 2020 viele Bewohner sehr deutlich Kritik an der Politik äußern und wir hören auch immer wieder, dass vor allem die jungen Menschen das Land verlassen wollen. Es stimmt mich sehr nachdenklich zu sehen, wie dieses doch eigentlich sehr schöne Land aktuell keine wirkliche Perspektive vor sich hat. Anbei einige Fotos von den aktuellen Veränderungen und exemplarisch vom Zustand unseres Viertels.
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Havanna - Miramar | Kuba | Dienstag - 06.02.2024 - 00:10 - GOOGLE MAPS
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MiramarNach dem morgendlichen Lauf entlang des Hafens von Havanna, vorbei an endlosen Anglern und einem schönen Blick auf die Skyline von Havanna im Sonnenlicht, sollte es heute nach Miramar gehen. Dieses Viertel soll Diplomten und die Oberschicht Havannas beherbergen und hat eine lange Geschichte. In den Zwanziger Jahren musste jeder, der was auf sich hielt, eine Villa in diesem Viertel besitzen. Miramar galt als Rückzugsort sämtlicher Mafiabosse in dieser Zeit. Nach der Revolution wurde es zum bevorzugten Wohnquartier der politischen Elite und aktuell sind dort unendlich viele Botschaften aller Herren Länder angesiedelt. In unserem Kiez Centro bekommt man eigentlich alles was man will und so war es auch heute morgen kein Problem, einen Fahrer zu organisieren. Nicht etwa in einem pinkfarbenen Cadillac, wie es viele Touristen machen, sondern in einem 50 Jahre alten Lada, der seine Abgasanlage dem Gestank nach, nach innen verlegt haben musste. In der ersten Kurve flog mein Freund Schoppi fast aus dem Gefährt, da die Tür sich nicht verschließen ließ und es natürlich keine Sicherheitsgurte gab. Im Viertel angekommen, wurden die Beschreibungen in der Literatur bestätigt. Bevorzugte Baustile waren Häuser aus der ArtArtdeco Zeit und das Viertel ähnelt sehr den Villenvierteln Miamis. Uns fiel auf, wie im Gegensatz zum anderen Havanna, die Häuser teilweise noch in einem sehr guten Zustand waren. Neben den unzähligen Botschaften und den herrschaftlichen Häusern fiel uns ein Supermarkt auf. Da es eigentlich keine Supermärkte in Kuba gibt, beschlossen wir, diesen Markt zu inspizieren. Zu unserem Erstaunen mussten die Produkte in US-Dollar bezahlt werden. Das erinnert uns sehr an die Intershops in der ehemaligen DDR. Die Auslagen sind ein eindeutiges Dokument dafür, dass das Hasta Victoria Siempre wohl nicht mehr eintreten wird. Kommunisten aller Länder empfehle ich einen Besuch in diesem Devisen Supermarkt Kubas. Auf der Rückfahrt gab es noch einen Stopp im Hotel National und wir schauten uns dieses berühmte Hotel einmal aus der Nähe an. Ein preiswertes Essen gab es dann, natürlich nicht in diesem Hotel, sondern in einem nahe gelegenen Restaurant, wo es interessante Gespräche mit den Habaneros gab. Im Centro angekommen, hat er sich das Wetter komplett geändert und der Malecón stand größtenteils unter Wasser und es ist kalt und regnerisch geworden. Etwas schade für meine Freunde, da sie ja nur eine Woche Zeit in Kubas Hauptstadt verbringen. Wir hoffen auf einen weiteren Wetterumschwung in den nächsten Tagen.
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Havanna - VeDado | Kuba | Montag - 05.02.2024 - 16:42 - GOOGLE MAPS
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VedadoDer heutige, etwas regnerische Tag wurde genutzt, um den Stadtbezirk oder das Viertel Vedado zu besuchen. Wir wohnen in Centro, dem wohl heruntergekommensten Viertel in Havanna, was mir persönlich nichts ausmacht, da wir mit Andreas einen netten Gastgeber haben und in einem traditionellen und wieder hergerichteten Casa wohnen. VeDado gilt als bessere Wohngegend, in der viele Villen aus den zwanziger Jahren stehen, die aber auch größtenteils nicht mehr in einem sehr guten Zustand sind. Das Viertel ist außerdem sehr grün, grenzt an den Malecón und zählt somit zu den besseren Wohngegenden in Havanna. Außerdem beherbergt es die Universität Havannas und die berühmten Hotels Havanna Libre und National. Im Grandhotel National fand 1946 die berühmt-berüchtigte Havanna Konferenz der nordamerikanischen Mafiabosse statt. Außerdem befindet sich in diesem Bezirk in der Calle L eine Villa, die wir im Jahre 2017 fast gekauft hätten. Es gab damals die Idee, die Villa zu kaufen, auszubauen und mit einem Café und einigen Zimmern, die vermietet werden sollen zu betreiben. Später sollte dieses Haus dann als Residenz für die kalten Winter Monate dienen. Es kam dann nicht zum Verkauf der Villa, was angesichts der nachfolgenden Ereignisse (Trump-Wahl und COVID) aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung war. Anbei ein Foto der besagten Villa.
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Havanna | Kuba | Montag - 05.02.2024 - 16:39 - GOOGLE MAPS
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ÖPNV in HabannaExkurs: Wie komme ich eigentlich in Havanna von A nach B.? Da es in Havanna weder U-Bahnen, Straßenbahn, geschweige denn S-Bahnen gibt und auch die seltenen Busse keine Option sind, bleibt nur zu laufen, mit dem Fahrradtaxi oder dem normalen Taxi sich fortzubewegen. Die Taxis sind eher selten zu finden und dabei handelt es sich um die bekannten amerikanischen Modelle aus den fünfziger Jahren, ausgestattet mit meist russischen oder asiatischen Motoren oder den älteren bekannten russischen Fahrzeugen wie Lada oder Moskvich. Der Einstiegspreis beginnt in der Regel bei zehn Euro oder Dollar, was für die hiesigen Verhältnisse sehr viel Geld ist. Das bedeutet auch, dass die Taxifahrer zu den am besten verdienenden Habaneros zählen. So bekommt jemand, der es irgendwie zu einem Auto gebracht hat und als Taxifahrer sein Geld verdient mehr als wohl jeder Akademiker. Für die Touristen bedeutet dies, nervige Verhandlungen mit den Taxistas oder aber überteuerte Beförderungspreise zu zahlen. Alternativ ist die Fortbewegung per Pedes oder Fahrradtaxi aus meiner Sicht eine Alternative.
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Havanna La Fabrica | Kuba | Sonntag - 04.02.2024 - 17:12 - GOOGLE MAPS
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La Fábrica Wenn Havanna heruntergekommen und abgerockt ist, dann stellt sich die Frage, gibt es noch ein anderes Havanna. Wenn du dies sehen möchtest, musst du die Fabrik deARTE Cubano in Havanna besuchen. (FAC) ein Ort, in dem die Subkultur, Kunst und Musikszene Kubas zu Hause ist. Das Gebäude ist eine ehemalige ÖlFabrik, die am ehesten mit dem Tacheles in Berlin der Neunzigerjahre zu vergleichen ist. So anders, als das Havanna, dass wir bisher kennen gelernt haben. Der heutige Abend begann mit einer Live Performance, die als Modenschau angekündigt war. Der Star der Show waren aber nicht die schönen weiblichen und männlichen Models, sondern die Präsentatorin, beziehungsweise Moderatorin der Show. Dabei handelte es sich um TelMary Diaz die bekannteste Rap Musikerin Kubas. Sie gilt als Stilikone der selbstbewussten, kubanischen Kunst und Musikszene. Sie verwandelte mit ihrer Performance die Halle in eine singende und tanzende Menge. Dabei muss erwähnt werden, dass sie selbst die Kollektion der Modenschau kreiert, entworfen und produziert hat. Eine kreative, karibisch kubanische Mode, kombiniert mit kraftvollen Latino Rap. Bestandteil der Kollektion sind eindrucksvolle Kopfbedeckungen, die die Künstlerin auch als Unterstützung und Support für an Krebs erkrankte Frauen gewidmet hat. Ein unvergessliches Erlebnis. Als schönen Abschluss gab es noch ein Selfie mit dieser bemerkenswerten Künstlerin. Und auch das ist wieder ein Symbol der kubanischen Gesellschaft, dass die weiblichen und männlichen Topmodels am Ende des Abends, in einer diversen und tanzenden Menge von Menschen aller Hautfarbene untergingen und nicht wie extravagante Stars den Nebenausgang nahmen. La fábrica.. wirklich ein besonderer Ort. nächstes ziel:
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Playa del este | Kuba | Sonntag - 04.02.2024 - 01:18 - GOOGLE MAPS
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Playa del esteEntspannter Samstag war das Ziel. Nach dem morgendlichen Lauf, diesmal eine schöne Runde zum Hafen, sollte es an Havannas Hausstrand „Playa del este“ gehen. Mein Fazit: Es muss nicht immer Varadero oder Trinidad sein. 20 Minuten vom Zentrum Havannas liegt ein schöner, ruhiger Beach. Guter Service am Strand, weißer Sand und türkisblaues Wasser sind die Zutaten für einen schönen Tag am Meer.
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Havanna - Centro | Kuba | Samstag - 03.02.2024 - 04:21 - GOOGLE MAPS
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AngekommenAngekommen in Havanna. Das Ankommen in dieser Stadt in der Nacht war wieder sehr speziell. Dunkle Straßen, abgasgeschwängerte Luft und ein Stadtbild, welches aussieht, als hätte die Stadt gerade einen Krieg überstanden und die Bewohner haben den Schutt beiseite geräumt. Das Wiedersehen mit guten Freunden und einem Cuba Libre beendete den Abend. Der nächste Tag begann mit einem Lauf am Malecon und einer Entdeckungstour durch die Stadt. Der Charme dieser Stadt ist noch vorhanden auch wenn die Probleme unübersehbar sind. Auch exemplarisch: In einer alten Lagerhalle am Hafen ein Boxring. Wir kommen mit dem Trainer ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er Vizeweltmeister 1985 im Weltergewicht war. Heute trainiert er Freizeitsportler und beherbergt in seiner Halle, die geretteten Wohnungseinrichtungen von 10 Familien, deren Wohnungen bei einem Hauseinsturz zerstört wurden. Der Abend endet im Nationaltheater bei Romeo und Julia.Nachtrag zum Besuch im Theater, der auch etwas über die aktuelle Situation in Kuba aussagt. Am Ticketschalter stand eine junge Frau vor uns, die für umgerechnet 0,60 € Tickets erwarb. Es stellte sich heraus, dass sie die Ballerina war, die die Julia tanzte . am Ende der Veranstaltung sahen wir sie am gegenüberliegenden Plaza der Revolution wieder und sie wartete, wie wir vergebens auf einen Bus oder ein Taxi. nächstes ziel: Havanna
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Havanna | Kuba | Freitag - 02.02.2024 - 02:45 - GOOGLE MAPS
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HavannaHavanna!
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Zürich | Schweiz | Donnerstag - 01.02.2024 - 08:10 - GOOGLE MAPS
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Kann losgehen Die neu entdeckte Streiklust der Deutschen machte einen Abflug am 1.2.24 von Berlin aus unmöglich. Es bedurfte einer logistischen Meisterleistung, Zürich rechtzeitig vor Abflug zu erreichen. Hat geklappt, kann dann losgehen.
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Berlin | Deutschland | Montag - 29.01.2024 - 11:00 - GOOGLE MAPS
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TestErster Testeintrag und ein paar Testfotos.
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