Reisetagebuch
Havanna | Kuba | Mittwoch - 14.02.2024 - 20:05 - GOOGLE MAPS
13
Exkurs: Havannas Sportstätten Wenn ich an Cuba denke, dann fällt mir außer den üblichen Klischees auch noch die Sportnation Cuba ein. Als Kind habe ich die Läufe von Alberto Juantorena oder die Boxkämpfe von Theofilo Stevenson bewundert. Und das Cuba zu den weltbesten Baseballnationen gehört, ist auch mir dann irgendwann bewusst geworden.Stellt sich nun die Frage, was ist aus der einstigen Sportnation geworden? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen und begab mich auf Spurensuche. Ich fuhr als erstes zur Ciudad Deportivo. Ein riesiger Sportkomplex im Zentrum der Stadt mit angeschlossener Sport Universität. Dieses Gelände wurde Ende der 50er Jahre entwickelt und sollte in den Jahren nach der Revolution zum Symbol des kubanischen Sportes werden. Auf diesem Gelände fand 2016 auch das kostenfreie Konzert der Rolling Stones statt. Das Gelände ist umzäunt und bewacht aber frei zugänglich. Leider war ich an einem Sonntag das erste Mal dort und so blieb mir der Blick ins Coliseum verwehrt. Das Colliseum ist die größte Sporthalle Cubas und hat eine Fassungsvermögen von mehr als 15.000 Zuschauern. Das ganze Gelände machte einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Das sich auf dem Gelände befindliche Schwimmstadion mit 50 m Becken und Sprunganlage befindet sich aktuell in einem desaströsen Zustand. Laut meiner Recherche sollte es 2019 wiedereröffnet worden sein. Davon ist zur Zeit nichts zu sehen. An eine Nutzung ist zur Zeit nicht zu denken. Die übrigen Freiflächen wie Baseballfelder, Fußballplätze, Basketballplätze, Laufbahn (Beton)werden noch von den jungen Habaneros zumindest am Wochenende genutzt. Im auch auf dem Gelände befindlichen mittelgroßen Baseballstadion trainiert eines der bekanntesten und erfolgreichsten Baseballteams Cubas. Die Havanna Industriales. Auch diese Sportstätte ist in einem schlechten Zustand und es ist kaum vorstellbar, dass hier ein professionelles Baseball Team trainiert. Ein Blick in den angrenzenden Fitnessbereich lässt ebenfalls nicht automatisch auf Weltniveau schließen. Ich kam mit einigen Servicekräften (die dort den Sonntag verbrachten) ins Gespräch und auch sie gaben der Politik die Schuld für den schlechten Zustand des kubanischen Sportes. Ich beschlossen in einigen Tagen noch einmal wieder zu kommen, nachdem mir gesagt wurde, dass es von Montag bis Freitag möglich sei, in die große Sporthalle, das Coliseum zu gelangen. Zwei Tage später stand ich dann wieder vor dem Coliseum und nach einem kurzen Gespräch mit einer Dame am Empfang wurde mir der Zutritt erlaubt. Begleitet wurde ich von einem Servicemitarbeiter, der wahrscheinlich aufpassen sollte, dass ich nichts Verbotenes tun werde. Die Halle ist ein architektonisches Meisterwerk und wurde 1958 mit einem Boxkampf des US amerikanischen Weltmeisters. Joe Brown gegen den kubanischen Boxer. Orlando Echeverria eröffnet. Daran lässt sich auch ableiten, dass das Coliseum noch zu Zeiten Batistas eröffnet wurde. Das Fassungsvermögen der Sporthalle wird mit bis zu 20.000 Zuschauern angegeben. Offizieller Zuschauerrekord waren wohl 20.000 Personen bei einem Volleyballspiel. In dieser Halle fanden Weltmeisterschaften im Boxen im Fechten, im Gewichtheben und in der rhythmischen Sport Gymnastik statt. Und in der Ahnengalerie sah ich ihn dann. Teofilo Stevenson. Dieser großartige Boxer, der mehrmalige Olympiasieger und Weltmeister gewann genau in dieser Halle seinen ersten Weltmeistertitel und beendete seine Karriere mit seinem letzten Kampf 1984 ebenfalls in dieser Halle. Es gibt nicht wenige, die sich wünschen, daß die Halle seinen Namen tragen sollte. Die Halle ist ebenfalls in einem nicht mehr sehr gutem Zustand. Immerhin wird aber gerade ein neuer Parkettboden für Basketball verlegt. Nach über 3 jähriger Pause aufgrund von wirtschaftlichen Problemen ( es sollte Benzin gespart werden) soll die nationale Basketballliga im April wieder starten.
Von der Ciudad Deportivo legte ich nun in circa 45 Minuten zu Fuß den Weg zum für mich nächsten Highlight, dem Estadio Latinoamericano zurück. Dies ist das größte Stadion aktuell in Cuba und ist ein reines Baseballstadion und die Heimstätte der Industriales. Da es Sonntag war, war auch dieses Stadion zunächst verschlossen. Eine Dame vom Security, bei der ich mich erkundigte, ob das Stadion mal zu besichtigen sei, sagte mir, ich solle warten und sie würde mal nachfragen. Kurz darauf kam der Security Chef und schloss die StadionTore für mich auf und gab mir eine exklusive Führung im Inneren des Stadions. Es war wohl bemerkt Sonntag und mittlerweile 19:00 Uhr. Das Innere des Stadions gleicht einem Museum und die Geschichte des Stadions und des kubanischen Baseballs wird eindrucksvoll dargestellt. Bilder, die Fidel Castro beim Abschlag zeigen, sowie eine Ahnengalerie aller kubanischen Baseball Legenden waren zu bestaunen. Dann ging der nette Mann mit mir ins Stadioninnere und erklärte mir die Besonderheiten des Stadions . Geschichte, Architektur und weitere Besonderheiten wie die Sitzplätze für die besonderen Persönlichkeiten. Große Spiele, die hier stattgefunden haben und noch vieles mehr. Unter anderem hat hier Barack Obama 2016 mit seiner Familie ein Spiel eröffnet und den Anwurf durchgeführt. Zeit des geglaubten Aufschwungs. Ich verstehe das kubanische Spanisch nicht sehr gut aber habe ihm deutlich angemerkt, wie stolz er war, mir die gesamte Anlage zeigen zu können. Ich bedankte mich bei ihm und sicherte ihm zu, auf jeden Fall noch einmal bei Tageslicht den StadienInnenraum zu besichtigen. zwei Tage später begrüßen wir uns wie alte Freunde und ich konnte mir das Stadion nun auch bei Tageslicht anschauen. Fazit: Dieses Stadion ist aktuell die am besten instand gehaltene Sportstätte, die ich in Havanna gesehen gesehen habe. Vielleicht liegt es am Stellenwert des Baseballs in Cuba und der damit verbundenen Optionen, dringend benötigte Devisen zu generieren.
Bei weiteren Stadtspaziergängen entdeckte ich eine große Sporthalle, die im gleichen Baustil wie das Estadio Panamericano gebaut wurde. Dabei handelt es sich um die Sporthalle Ramon Font. Benannt nach dem kubanischen Weltklassefechter R. Font. Auch diese Halle wurde anlässlich der panamerikanischen Spiele 1991 in Havanna gebaut. Eine Mehrzweckhalle vor allem für Volleyball, Basketball, Judo, Badminton. Ich schätze, dass sie ein Fassungsvermögen von bis zu 5000 Zuschauen hat. Leider ist auch diese Halle in einem desolaten Zustand. Das Restaurant und die Bowlingbahn mit 24 Bahnen sind schon lange geschlossen und die Halle wird vermutlich von Freizeitvereinen genutzt. Einen Blick in die Halle wurde mir verwehrt.
Ein weiteres Highlight entdeckte ich ebenfalls zufällig. In unmittelbarer Nähe zur Universität befindet sich ein architektonisch auffälliger, weil sehr schöner Stadionbau. Es handelt sich dabei um das Estadio Juan Abrantes, benannt nach dem Guerillakommandante Juan Abrantes, der Ende der 50er Jahre bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Das Stadion bzw. das Areal gibt es seit 1902 und gehört zur Universität Havanna. Es besteht aus einer imposanten Stadiontribüne und ist ein Leichtathletstadion. Zum Komplex gehört ebenfalls noch ein Schwimmstadion mit Tribüne. Das Stadion hat aktuell eine Kapazität von 10.000 Zuschauern. Allerdings muss auch hier wieder angemerkt werden, dass die Tribüne und das gesamte Hauptgebäude nicht mehr genutzt werden können. Obwohl die Tribüne und das Stadiondach wohl 2000 saniert wurden. Das Schwimmstadion ist ebenfalls seit Jahren nicht mehr nutzbar.
Das Stadion hat ebenfalls eine bemerkenswerte Historie. 1927 wurde der 100m Weltrekord in 10,4 sec. aufgestellt aber wegen unzuverlässigem Wind nicht anerkannt. Wie wurde dieser damals eigentlich gemessen? Ein Jahr später- in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Amsterdam- wurde der bestehende Weltrekord von 10,2 sec. in diesem Stadion eingestellt.
Der Zuschauerrekord wurde 1956 aufgestellt. Eine Vorstellung der kubanischen Primaballerin Alicia Alonso wollten 25000 Zuschauer sehen. Des Weiteren fanden 1965 die zentralamerikanischen LA Wettkämpfe in diesem Stadion statt.
Das größte sportliche Event Cubas fand 1991 in Havanna statt. Die Panamerikanischen Spiele wurden nach Cuba vergeben. Castro lies aus diesem Anlass viele neue Sportstätten wie die bereits erwähnte Sporthalle Ramon Font erbauen. Direkt vor den Toren Havannas, in unmittelbarer Nähe zum Meer entstand das Panamericanische Olympische Dorf mit großem Stadion, Schwimmstadion und Radrennbahn. Diese Anlage musste ich sehen.
Schon während der Planung des Stadions gab es Widerstände. Die Architekten und Bauleiter hatten Bedenken, wegen der direkten Meerlage und denn damit verbundenen Erosionen. Aber Fidel Castro bestand darauf, dass dieses Prestigeobjekt in möglichst kurzer Bauzeit zu entstehen hat. Die PanamerikanischenSpiele 1991 wurden als großer Erfolg des sozialistischen Kubas gefeiert. Das Stadion selbst erlebte ein Jahr später noch einen weiteren Höhepunkt, denn Havanna war Austragungsort der Leichtathletik Weltmeisterschaften. Unvergessen die 7,16 m von Heike Drechsler, die damit WM Gold in diesem Stadion errang.
Schnell stellte sich aber heraus, dass die Bedenken der Architekten nicht umsonst waren. Das Stadion und auch alle weiteren Anlagen mussten auch aufgrund der nicht geeigneten Baumaterialien und der nicht vorhandenen notwendigen Schutzanstriche schnell den äußeren Bedingungen Tribut sollen. 2008 wurde dann die Laufbahn im Stadion komplett erneuert. Dies war nur möglich, weil der internationale Leichtathletikverband ein Großteil der Kosten dafür übernahm. Noch heute ist dieser Ort das Zentrum der kubanischen Leichtathletik. Immer wieder wird in den Medien darüber berichtet, dass die Anlage weiter instandgesetzt bzw. erneuert wird. Meine Fotos verdeutlichen, wie es aktuell dort aussieht.
Mein Fazit: Der Zerfall des Landes macht auch vor dem ehemaligen Vorzeigeprojekt Leistungssport kein Halt. Es fehlt sicherlich nicht am Willen aber an den finanziellen Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. Hinzu kommt, wie in allen anderen Bereichen auch, ein Aderlass an Spitzenkräften . Viele Sportler versuchen den Sport zu nutzen, um ins Ausland zu fliehen. Die Politik scheint machtlos bzw. was noch viel schlimmer erscheint, die aktuellen Entwicklungen zu ignorieren.
Es bleibt zu erwähnen, dass es noch die besonderen Sportschulen gibt, aus deren Mitte dann die Elitesportler in Leistungzentren geformt werden sollen. So gibt es außerhalb von Havana die nationale Box Akademie, aus der fast alle bekannten kubanischen Boxer hervor gingen. Aber auch dort macht sich die wirtschaftliche Krise bemerkbar und die Bedingungen sind nicht mit denen in anderen Teilen der Welt vergleichbar.
Schlussendlich sind mir einige bemerkenswerte Engagements aufgefallen, die trotz der schlechten finanziellen und materiellen Bedingungen vor allem für die kubanische Jugend von großer Bedeutung sind. So zum Beispiel die in einem anderen Beitrag schon genannte Boxschule eines ehemaligen Box Champions. Hier im Armenviertel von Havanna Centro entdeckte ich zufällig in einem heruntergekommenen Hinterhof eine weitere Boxschule. Betrieben wird sie vom Trainer Daniel Casanova und vom ehemaligen Olympiasieger Gomez Mustelier.
Unter sehr einfachen Verhältnissen trainieren Sie hier Kinder und Jugendliche, die den Traum haben, durch den Sport ihrer Armut zu entkommen. Die Graffitis der einstigen Helden Felix Savon und Teofilo Stevenson sind ständige Motivation. Ich wurde eingeladen beim Training der Jugendlichen zuzuschauen und war beeindruckt, was die ehemaligen Boxer unter diesen Bedingungen leisten.
Fotos habe ich versucht in der Reihenfolge des Textes anzuordnen. Fotos folgen! nächstes ziel:



















Eintrag vorhernach obennächster Eintrag
Havanna | Kuba | Sonntag - 11.02.2024 - 20:44 - GOOGLE MAPS
12
Abschied Am Freitagabend hatten wir das Glück, bei der Premiere von Carlos Acostas Dance Academy dabei sein zu dürfen. Auch dieser Abend war wieder ein Zufallsprodukt. Rene besuchte vor einigen Tagen eine Führung im Grand Theatro und hörte in einem Gespräch mit, dass Carlos Acostas Dance Akademie Premiere in Havanna hat. Auf Nachfrage erfuhr er sogar den Ort und die Zeit des Vorverkaufes. Es ist hier ziemlich schwierig, Informationen zu geplanten Veranstaltungen und auch zum Ticket Vorverkauf zu bekommen. Rene scheute keine Zeit und Mühen, sich im Vorverkauf an die Schlange zu stellen und Tickets für uns zu erwerben. Der Ticketpreis lag wie immer bei öffentlichen Veranstaltungen im Cent Bereich und wir konnten unsere Gastgeber Andreas und seine Frau überzeugen, uns zu begleiten. Die Premiere im ehrwürdigen historischen Theatro Marti war ein ganz besonderes Erlebnis. Wir konnten zum einen die kubanische Kulturelite unter den Zuschauern und zum anderen eine sehr beeindruckende Tanzdarbietung erleben. Carlos Acosta ist ein ehemaliger weltberühmter, kubanischer Tänzer, der mittlerweile in Miami lebt und das königliche Ballett in Birmingham leitet. Er hat in seiner Heimatstadt Havanna eine Dance Academy gegründet und kümmert sich so um den tänzerischen Nachwuchs in Kuba. Die Biografie von Acosta ist sehr beeindruckend und wurde in dem Kinofilm Yuli verfilmt. Dieser Film erschien 2019 auch in Deutschland und ist sehr empfehlenswert.Gestern ist nun auch Rene wieder zurück nach Deutschland geflogen und ich werde die nächsten Tage allein in Havanna verbringen. Für mich war es sehr schön, die ersten Tage meiner Reise mit sehr guten Freunden verbringen zu können. Wir hatten eine sehr intensive und schöne Zeit in der Stadt und ich bin dankbar dafür, dass sie die Zeit gefunden haben, mich in den ersten Tagen zu begleiten. Ich werde es nun etwas entspannter angehen lassen, ab morgen wieder mit dem Laufen beginnen (krankheitsbedingt hatte ich zwei Tage Pause eingelegt) und die Stadt nun größtenteils zu Fuß weiter entdecken. nächstes ziel:




Eintrag vorhernach obennächster Eintrag
Havanna | Kuba | Freitag - 09.02.2024 - 17:20 - GOOGLE MAPS
11
La GuaridaDer Winter verabschiedet sich wieder. Nicht nur die Havaneros atmen auf, auch wir sind froh, dass sich die kalten Temperaturen und der Regen wieder verabschiedet haben. Aus diesem Grund sollte es am letzten Tag für Schoppi noch einmal an die Playa del Este gehen. Pünktlich um 9:00 Uhr stand der Taxifahrer vor der Tür und die letzten dunklen Wolken inklusive Regentropfen verabschiedeten sich. Am Strand angekommen hatte sich die Sonne durchgesetzt. Gegen den noch bögen Ostwind bauten uns die hiesigen Servicekräfte aus den Sonnenschirmen einen Windschutz und so genossen wir den fast menschenleeren Strand mit einem Platz in erster Reihe am Meer. La Guarida
Den letzten Abend meines Freundes Schoppi verbrachten wir im Restaurant La Guarida. Wenn man den einschlägigen Empfehlungen in den Reiseführern glauben darf, dann ist es das beste Restaurant in Havanna. Ich kenne dieses Haus schon von einem Besuch vor vier Jahren. Es ist ein sehr bekannter Paladar in Havanna und diente schon als Filmkulisse für den Film, „Erdbeere und Schokolade“ Die Liste der Prominenten, die in diesem Haus zu Gast waren, ist lang. Von Naomi C., Madonna über Mick Jagger, Matt Damon und Königin Sofia ließe sich diese Liste noch ewig lang weiterführen. Die Speisen und Getränke sind exzellent. Das Preisniveau entspricht gehobenen deutschen Standard. Für Interessierte: Pescado del día con arroz y frijoles werden für circa 20 € angeboten. Ein Havanna Negroni basierend auf einen 7 jährigen Havanna Rum wird für sieben Euro eingeschenkt.
Aber das Bemerkenswerte für mich ist, dass dieses noble Restaurant in unserem heruntergekommenen Viertel angesiedelt ist und dass es ohne Probleme möglich ist, am Tag und in der Nacht mit 50 € in der Tasche, was mehr als einem Monatsverdienst der Einheimischen entspricht und einem Handy in der Hand, durch die Straßen und zum Restaurant zu laufen. Kein bewaffneter Sicherheitsdienst und keine An- und Abfahrt nur mit registrierten Taxis, wie ich es aus vielen Städten in Südamerika kenne, sind notwendig. Wir fühlen uns bisher in jeder Situation absolut sicher, was aus meiner Sicht etwas sehr besonderes ist, in einer Zeit, in der die Welt an Gewalt, Kriegen und Konflikten zu zerbrechen droht. Ich hoffe sehr, dass sich Kuba diese friedliche Koexistenz der Gesellschaft noch lange bewahren kann.
Anmerkung: Ich habe selten ein so friedvolles Nebeneinander aller Hautfarben in einer Gesellschaft gesehen, wie es hier praktiziert wird.
nächstes ziel:



Eintrag vorhernach obennächster Eintrag
Havanna | Kuba | Mittwoch - 07.02.2024 - 03:39 - GOOGLE MAPS
10
VeränderungenVeränderungen. Was sich aktuell verändert, ist das Wetter. Temperaturen um die 20° und starke Winde lassen die Kubaner von einem kalten Winter sprechen. Der Wind peitscht das Wasser über den Malecon und so gibt es zumindest spektakuläre Bilder. Was sich schleichend verändert, ist meiner Meinung nach der Zustand der kubanischen Gesellschaft. Sicher kann man Tausende schöne Bilder von einer einst imposanten Stadt, vor allem in den bisher besuchten Stadtteilen Vieja, VeDado und Miramar machen. Es sind dieBrüche, die Havanna zum Abenteuer machen. Zum Beispiel entdeckten wir heute in einer Seitengasse eine Kunstgalerie, in der kubanische Künstler eine bemerkenswerte Fotoausstellung installierten und diese Ausstellung mit einer Möbeldesign Ausstellung kombinierten. Aber die zunehmende Verarmung lässt sich nicht übersehen. Besonders deutlich wird dies, wie bereits erwähnt, in unserem Stadtteil Centro. Neben dem schlechten Zustand der Wohngebäude fällt mir vor allem die zunehmende Vermüllung in weiten Teilen der Stadt auf. Ein Grund dafür ist der Benzinmangel, so dass die städtische Müllabfuhr nicht mehr in ausreichendem Maße ihrer Arbeit nachkommen kann. In den Gesprächen mit den Habaneros wird deutlich, dass viele die Zukunft in ihrem Land äußerst kritisch sehen. Mir fällt auf, dass im Gegensatz zum Jahr 2020 viele Bewohner sehr deutlich Kritik an der Politik äußern und wir hören auch immer wieder, dass vor allem die jungen Menschen das Land verlassen wollen. Es stimmt mich sehr nachdenklich zu sehen, wie dieses doch eigentlich sehr schöne Land aktuell keine wirkliche Perspektive vor sich hat. Anbei einige Fotos von den aktuellen Veränderungen und exemplarisch vom Zustand unseres Viertels.
nächstes ziel:







Eintrag vorhernach obennächster Eintrag
Havanna - Miramar | Kuba | Dienstag - 06.02.2024 - 00:10 - GOOGLE MAPS
9
MiramarNach dem morgendlichen Lauf entlang des Hafens von Havanna, vorbei an endlosen Anglern und einem schönen Blick auf die Skyline von Havanna im Sonnenlicht, sollte es heute nach Miramar gehen. Dieses Viertel soll Diplomten und die Oberschicht Havannas beherbergen und hat eine lange Geschichte. In den Zwanziger Jahren musste jeder, der was auf sich hielt, eine Villa in diesem Viertel besitzen. Miramar galt als Rückzugsort sämtlicher Mafiabosse in dieser Zeit. Nach der Revolution wurde es zum bevorzugten Wohnquartier der politischen Elite und aktuell sind dort unendlich viele Botschaften aller Herren Länder angesiedelt. In unserem Kiez Centro bekommt man eigentlich alles was man will und so war es auch heute morgen kein Problem, einen Fahrer zu organisieren. Nicht etwa in einem pinkfarbenen Cadillac, wie es viele Touristen machen, sondern in einem 50 Jahre alten Lada, der seine Abgasanlage dem Gestank nach, nach innen verlegt haben musste. In der ersten Kurve flog mein Freund Schoppi fast aus dem Gefährt, da die Tür sich nicht verschließen ließ und es natürlich keine Sicherheitsgurte gab. Im Viertel angekommen, wurden die Beschreibungen in der Literatur bestätigt. Bevorzugte Baustile waren Häuser aus der ArtArtdeco Zeit und das Viertel ähnelt sehr den Villenvierteln Miamis. Uns fiel auf, wie im Gegensatz zum anderen Havanna, die Häuser teilweise noch in einem sehr guten Zustand waren. Neben den unzähligen Botschaften und den herrschaftlichen Häusern fiel uns ein Supermarkt auf. Da es eigentlich keine Supermärkte in Kuba gibt, beschlossen wir, diesen Markt zu inspizieren. Zu unserem Erstaunen mussten die Produkte in US-Dollar bezahlt werden. Das erinnert uns sehr an die Intershops in der ehemaligen DDR. Die Auslagen sind ein eindeutiges Dokument dafür, dass das Hasta Victoria Siempre wohl nicht mehr eintreten wird. Kommunisten aller Länder empfehle ich einen Besuch in diesem Devisen Supermarkt Kubas. Auf der Rückfahrt gab es noch einen Stopp im Hotel National und wir schauten uns dieses berühmte Hotel einmal aus der Nähe an. Ein preiswertes Essen gab es dann, natürlich nicht in diesem Hotel, sondern in einem nahe gelegenen Restaurant, wo es interessante Gespräche mit den Habaneros gab. Im Centro angekommen, hat er sich das Wetter komplett geändert und der Malecón stand größtenteils unter Wasser und es ist kalt und regnerisch geworden. Etwas schade für meine Freunde, da sie ja nur eine Woche Zeit in Kubas Hauptstadt verbringen. Wir hoffen auf einen weiteren Wetterumschwung in den nächsten Tagen.
nächstes ziel:







Eintrag vorhernach obennächster Eintrag
641