Zühlo auf Reisen

✤ SÜDAMERIKA ✤

02|03|04 2024


Reisetagebuch

Beiträge aus Argentinien

10 Einträge     Seite 1   
Buenos Aires | Argentinien | Donnerstag - 18.04.2024 - 15:48 - GOOGLE MAPS 
43 Fazit zuehlounterwegsNachtrag zu meiner Reise: Ich habe in den fast 80 Tagen in den drei Ländern keine einzige bedrohliche Situation erlebt. Ich habe mich zu jederzeit sicher und willkommen gefühlt. Die für mich größte Gefahrensituation stellte die gravierende Dengueepidemie in Argentinien in diesem Sommer dar.
Es waren alles Länder, die zur Zeit Probleme und Schwierigkeiten haben. Vor zwei Wochen hat Kuba die UN um Hilfe gebeten, da sie ihre eigene Bevölkerung nicht mehr ausreichend ernähren können. Eine Situation, die ich auch genauso erlebt und in meinen Berichten auch so beschrieben habe. Inzwischen soll es wieder vereinzelt zu Protesten im Land kommen und ich bin gespannt, wie es mit diesem einzigartigen Land weitergeht.
Auch in Ecuador spitzt sich die Lage weiter zu. Einen Tag vor meiner Abreise wurde ja, wie von mir berichtet, eine 27-jährige Bürgermeisterin an der Küste erschossen und es gab seitdem mehr als zehn Tote bei Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Drogenkartellen. Darunter sollen auch Touristen gewesen sein, die man fälschlicherweise mit Mitgliedern von verfeindeten Clans gehalten hat.
Schlagzeilen machte auch die Erstürmung der mexikanischen Botschaft in Quito durch die ecuadorianische Polizei und die Festnahme eines ehemaligen Regierungsmitgliedes, der in der Botschaft Asyl gesucht hat. Die diplomatischen Beziehungen beider Länder wurden daraufhin abgebrochen.
Die aktuellen Probleme Argentiniens habe ich ja schon beschrieben. Über 250 % Inflation und Abwertung des Pesos setzen dem Land sehr zu.
Und trotz all dieser beschriebenen Umstände war es für mich eine unvergessliche, unvergleichbare Reise in Regionen, die mir sehr am Herzen liegen und die ich lieben gelernt habe. Ich bin erfüllt von großer Dankbarkeit darüber, dass ich die Reise, die Erfahrungen und Erlebnisse machen durfte. Ich bin mir sehr sicher, dass sie lange und nachhaltig in meinen Gedanken bleiben wird.
Danke auch an allen, die mich partiell auf meiner Reise begleitet haben und auch somit zu einem unvergesslichen Erlebnis beigetragen haben.
Der größte Dank gilt aber meiner Familie, die es mir ermöglicht hat, diese Reise überhaupt antreten zu können.
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Buenos Aires | Argentinien | Donnerstag - 18.04.2024 - 15:36 - GOOGLE MAPS 
42 Nachtrag Buenos AiresNoch einige Anmerkungen zu meiner Zeit in Buenos Aires. Um die Stadt wirklich beurteilen zu können, war ich nicht lang genug vor Ort. Aber für einen ersten Eindruck hat es gereicht. Zuerst kann ich sagen, dass die Stadt so komplett anders als Havanna und auch Quito ist. Für mich ist Buenos Aires eine moderne, stylische, koloniale, grüne, laute Stadt, die immer in Bewegung zu sein scheint. Aber vor allem ist sie eine sehr europäische und schöne Stadt. Wenn man es nicht wüsste, würde man sich nicht in Lateinamerika sondern in Europa verorten. Die spanischen und italienischen Einflüsse sind überall sichtbar, vor allem in der wundervollen kolonialen Architektur, die überall im Stadtbild zu sehen ist. Ergänzt wird das Stadtbild durch eine sehr moderne, interessante und selten langweilige Architektur. Eine tolle Kombination, wie ich finde. Ich hatte den Eindruck, dass es eine sehr junge Stadt ist, die nicht nur in der erwähnten Architektur, sondern auch in den Bereichen Mode und Lifestyle Trends zu setzen scheint. Die Stadt scheint nie zu schlafen. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit sind die Leute unterwegs und der Verkehr schiebt sich durch die Straßen. Obwohl ich die Stadt als laut empfunden habe, gibt es doch überall zahlreiche Orte und Plätze, um Ruhe zu finden und sich zurückzuziehen. Überall durch das Stadtbild ziehen sich sehr gepflegte Parks und Grünanlagen und in allen Bezirken gibt es zahlreiche Cafés, Bars, Restaurants die ihre Gäste immer freundlich empfangen und in denen ich mich immer wohl gefühlt habe. Erstaunlich fand ich, mit welcher Gelassenheit die Pórtenos die aktuellen politischen und vor allem wirtschaftlichen Veränderungen erleben. In den letzten 12 Monaten betrug die Inflationsrate in Argentinien über 250 %. Parallel dazu wurde der argentinische Peso abwertet und das führt zu einer extremen Verteuerung der Lebenshaltungskosten für die Bevölkerung. Es wird diskutiert und kritisiert aber bisher ist es im Land noch ziemlich ruhig geblieben. In der letzten Woche gab es einen Streik des ÖPNV in Buenos Aires aber das war es dann auch bisher. Die Regierung versucht die bisherigen Veränderungen als Erfolg zu verkaufen. Es bleibt abzuwarten, wohin die wirtschaftliche und auch die politische Entwicklung in diesem Land geht. Wenn man sich die Geschichte der letzten 100 Jahre des Landes anschaut, könnte man den Eindruck bekommen, die Argentinier sind den ständigen politischen Wechsel und die Neuausrichtungen gewohnt und warten erst mal ab, was passiert. Aufgefallen sind mir aber auch die vielen Obdachlosen im gesamten Stadtbild. Sie liegen überall und es hat den Anschein, als wäre es normal und gehöre zum Stadtbild dazu. Die Leute laufen einfach darüber hinweg und dies ist ein Anblick, an den ich mich nur schwer gewöhnen konnte.
Wenn wie beschrieben die Stadt modern und fortschrittlich erscheint, möchte ich abschließend noch einige Worte zum Verkehr in der Stadt verlieren. Der Großteil des Verkehrs scheint als Individualverkehr mit dem Auto zu erfolgen. Das führt logischerweise in einer Stadt, in deren Ballungsgebiet über 13 Millionen Einwohner leben, zu einem täglichen Verkehrschaos. Der ÖPNV ist aus meiner Sicht ziemlich veraltet und passt so überhaupt nicht zu der von mir beschriebenen Stadt. Es gibt für die bereits erwähnten über 13 Millionen Einwohner vier U-Bahn Linien, die nicht besonders miteinander koordiniert sind, ein schlechtes Belüftungssystem besitzen und alles andere als Hochgeschwindigkeitszüge sind. Der Großteil des ÖPNV wird durch über 160 Buslinien bedient. Dabei handelt es sich größtenteils um alte Busse, die zum einen sehr laut sind und zum anderen mit Benzin und Diesel betrieben werden. Was der guten Luft, die der Stadt ja mal den Namen gegeben hat, nicht zuträglich ist.
Es gibt dann noch ein sehr rudimentäres Eisenbahnnetz, welches aus einigen wenigen Linien in die Vororte besteht. Diese Linien werden durch ältere Züge befahren, die eher schleichen als fahren. Ein Beispiel: Für die 19 km Richtung Tigres, die ich mit dem Zug gefahren bin, brauchte dieser genau 48 Minuten. Das entspricht ungefähr einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 KMH, da wäre man mit dem Fahrrad auch nicht viel langsamer. A propo Fahrrad, auch keine ernst zunehmende Alternative, da die Radwege sich erst im Ausbau befinden und der Radverkehr ziemliche Gefahren birgt.
Also es gibt noch Entwicklungspotenzial in der Stadt aber insgesamt eine lebenswerte, pulsierende und interessante Metropole. Buenos Aires mi querido, ich werde dich im Blick behalten.
Und dabei habe ich noch nicht einmal über zwei Hauptmotive unserer Reise, nämlich Wein und Fußball gesprochen :)
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Buenos Aires | Argentinien | Mittwoch - 17.04.2024 - 04:56 - GOOGLE MAPS 
41 Nochmal BA, Museen, Ausstellungen, Theater, Stadion, Clubs, ParksDie letzten acht Tage in Buenos Aires waren angedacht, um noch einmal die Stadt und ihre Möglichkeiten zu erleben. Ich besuchte das Nationalmuseum für schöne Künste und war sehr beeindruckt von den vielen Originalen, die sich in diesem Museum befinden. Von Rembrandt über Picasso, Monet, Van Gogh bis Klee und Kandinsky alles da und den entsprechenden Epochen zugeordnet. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet aber Originale zu sehen, hat für mich immer etwas Besonderes. Des Weiteren war ich im Museum ESMA, welches zur Zeit der Militärdiktatur der Hauptsitz der verantwortlichen Militärs und zugleich Gefängnis und Folterort der Gewaltherrschaft zwischen 1976 und 1983 war. Der Ort wirkte auf mich sehr bedrückend und rief Parallelen zur Nazidiktatur bei mir auf. Ich hatte schon einiges über die Zeit der Militärdiktatur in Argentinien gelesen aber wenn man an diesem Ort ist, wird einem bewusst, wie grausam und menschenverachtend diese Zeit gewesen ist. Es gibt in der Ausstellung auch ein Gebäude, dass sich mit der Rolle Deutschlands in Bezug auf die Diktatur in Argentinien auseinander setzt. Es gab auch etliche Deutsche, die in dieser Zeit verschleppt und ermordet wurden. Die Reaktionen in der deutschen Bevölkerung und vor allem der deutschen Politik sind bis heute umstritten und werden auch im Museum thematisiert. Ich bin dabei auf einen Dokumentarfilm gestoßen, der genau dieses thematisiert. „Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K. ?“ aus dem Jahr 2014. Ich hoffe, dass ich diesen Film noch irgendwo sehen kann. Ich denke, bei einem Buenos Aires Aufenthalt sollte der Besuch dieses Gedenkmuseums ein Pflichtprogrammpunkt sein. Für mich schließt sich mit diesem Museumsbesuch ein Kreis meiner Reise. Auf dem Flug nach Havanna am 1.2.2024 schaute ich mir den Film „Argentinien 1985“ an und dieser hervorragende Film beschreibt die Ereignisse um die Kriegsverbrecherprozesse von 1985 in Buenos Aires und regte mich zum Nachdenken und Nachlesen über diese Zeit in Argentinien an. Der Film endete mit den Worten „Nunca más“ und jetzt an diesem Ort hatten diese Worte noch mehr Gewicht. Auch der von mir beschriebene Rio de la Plata wird jetzt in meinen Erinnerungen auch eine dunkle Seite besitzen.
Auch um wieder auf andere Gedanken zu kommen, erfüllte ich mir einen weiteren Wunsch und besuchte das Teatro Colon zu einer Opernaufführung. Auch wenn mich einige Freunde vor einer Oper gewarnt hatten, war die Neuinszenierung des Stückes „Ariadne auf Naxos“ für mich sehr unterhaltsam. Sehr modern präsentiert, mit viel Komik und zu meinem Erstaunen in deutscher Sprache. Obwohl es mir in erster Linie um das Erleben dieses größten Theaters in Lateinamerika ging, trug letztendlich auch das Stück zu einem gelungenen Abend bei.
Die von mir erhofften langen Läufe durch die Parklandschaften von Buenos Aires musste ich aufgrund einiger orthopädischer Problematiken etwas eindämmen aber es gelang mir zumindest, noch zweimal 10 km Runden durch Buenos Aires zu ziehen. Ich tauchte auch noch einmal in die sehr lebendige Club Szene von Buenos Aires ein. Größter Unterschied zu Berlin ist meiner Erfahrung nach, dass es eine ziemlich liberale Türpolitik zu geben scheint. D.h., wer hinein will, der kommt auch hinein. Vorausgesetzt, ihn schrecken längere Wartezeiten nicht ab. So ergibt sich eine sehr heterogene und angenehme Mischung in den jeweiligen Locations. Mein Favorit aber war eine ziemlich heruntergekommen Eckkneipe, wie man sie auch in Neukölln finden kann, in der von Donnerstag bis Sonntag jeden Abend Livemusik zu erleben ist. An den Wänden befinden sich Wimpel von St. Pauli, Kunstdrucke von Diego, Jim Morrison, Che und ein Wandbild von Habanna nebeneinander. Großartig. Nette Leute in meinem Alter oder zumindest unbedeutend jünger und ein Bier vom Hahn, welches nur drei Euro kostet. Für die hiesigen Verhältnisse sehr günstig. Cooler Laden, Zufallstreffer.. für alle die mal im Kiez sind. Nennt sich KIF Club/Bar. Auf FB, Insta etc. zu finden.
An einem meiner letzten Abende ging es dann noch einmal nach Paternal, dort wo meine Zeit in Buenos Aires mit Rene Ende Februar begonnen hatte. Wir waren damals ja im ehemaligen Wohnhaus und heutigen Maradonamuseum und das Stadion seines ersten Vereins, den Argentinios Juniors, befindet sich nur einen Steinwurf von seinem ehemaligen zu Hause entfernt. Ich hatte gelesen, dass es ab 18:00 Uhr noch Karten für Nichtmitglieder am Stadion geben soll und so war ich kurz vor 18:00 Uhr am Stadion. Zu meiner Überraschung wurden die interessierten Gäste von einem Vereinsverantwortlichen empfangen und es ergab sich ein Gespräch, in dem erfragt wurde, aus welchen Ländern wir kommen,dann wurde uns das Procedere des heutigen Abend erklärt. Wir bekamen Tickets und dazu ein Infoblatt über die besondere Bedeutung der Minute 10, ein Maradona Sticker und ein Armband als Eintritt in das Vereinsmuseum. Das mit dem Museum nahm ich erst einmal nicht so ernst, da das Spiel um 20:00 Uhr beginnen sollte und somit erst kurz vor 22:00 Uhr zu Ende sein wird. Ich hielt es für nicht sehr wahrscheinlich, dass um 22:00 Uhr noch ein Museum geöffnet hat. Nach Beendigung des Spiels gegen 22:00 Uhr ging ich dann doch noch am Stadionmuseum, welches sich unterhalb des Stahldaches befindet, vorbei und sah dann, dass das Museum tatsächlich geöffnet wurde und es für die Nichtmitglieder und heutigen Gäste des Vereins eine Museumsführung gab. Ein Museum, direkt unter dem Stadiondach, vollgestopft mit Exponaten aus einer über 100-jährigen Vereinsgeschichte. Und das um 22:00 Uhr, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Gegen 22:45 Uhr wollte ich mich dann auf den Heimweg machen, schließlich hatte ich noch eine längere Fahrt bis nach Palermo vor mir. Mir wurde dann aber gesagt, dass ich jetzt noch nicht gehen könne, da für uns jetzt noch der Innenraum des Stadions geöffnet wird und wir den Rasen betreten dürfen und uns die Trainerbänke, die alle die Nummer 10 und den Schriftzug Maradona tragen, ansehen und Fotos etc. machen können.
Der Abend endete dann im Stadioninneren hinter einem Tor, wo uns ein Mitarbeiter die Geschichte des Stadions und des Vereins auf Spanisch und Englisch noch einmal erläuterte.
Ein großartiger, sympathischer, kleiner Verein, mit einer großen Geschichte und im Vergleich mit dem elitären Gehabe der Boca Juniors, wo es noch nicht einmal mehr möglich ist, das Stadion zu besichtigen, einer sehr großen Offenheit gegenüber allen Fußballinteressierten. Das Spiel endete übrigens 3:3. Das erste Tor fiel nach 40 Sekunden und das letzte Tor in der 93. Minute. Die Argentinios sind aktuell Tabellenzweiter, Boca ist 7. in der Tabelle.
Ein unerwarteter aber sehr schöner Fußballabend in Paternal.
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Mendoza | Argentinien | Donnerstag - 11.04.2024 - 16:34 - GOOGLE MAPS 
39 Mit dem e-Bike zum Chardonnay Am Sonntag erfolgte dann noch ein Radausflug wie ich ihn mir für die Region Mendoza vorgestellt hatte. Zum einen hatte ich ein deutlich besseres Rad als am Freitag ausgeliehen. Im Internet bin ich auf den Anbieter, ein junges Startup Unternehmen, gestoßen. Sie vermieten einige Elektrobikes, die in einem sehr guten Zustand sind. Zudem gibt es per WhatsApp Nachricht einige Routenempfehlungen mit dazugehörigen Vorschlägen für Weingüter und anderen interessanten Punkten. Es bleibt einem wieder selber überlassen, wie weit man fahren und welche Stopps man einlegen möchte. Auch die Weinregion um Luján hat mir noch besser gefallen als die Region um Maipú. Sehr gute Radwege führten durch eine attraktive Weinregion. Durch ruhige, grüne Wohnlagen und immer wieder einem spektakulären Blick auf die Anden im Westen ging es vorbei an etlichen Weingütern zu meinem Ziel, dem Weingut Kaiken. Dieses Weingut ist ziemlich bekannt und für mich war es genauso, wie ich mir eine Bodega in Mendoza vorgestellt habe. Am Eingangsportal wurde ich freundlich empfangen und auf alle möglichen Angebote hingewiesen. Es gab ein in die Landschaft herrlich eingebettetes Gartenlokal mit angeschlossenem Degustationsgebäude und Verkaufsshop. Ich entschied mich für die Verkostung einer der besseren Weißweine und entschied mich dann für einen im Fass gereiften Chardonnay. Für mich an diesem Tag der perfekte Wein, um die Landschaft und den Ausblick auf die teils schneebedeckten Anden im Liegestuhl bei einem kühlen Weißwein zu genießen. Und da sich diese Situation für mich nahezu perfekt anfühlte, beschloss ich, keine weiteren Weingüter aufzusuchen, sondern an diesem schönen Ort noch zu verweilen.
Die Rücktour endete mit einem Essen auf dem Marktplatz von Lujan, der an diesem Sonntagnachmittag eine ruhige und entspannte Dorfatmosphäre ausstrahlte.
Nach der Fahrrad Rückgabe beschloss ich noch ins benachbarte Maipu zu fahren, um dort das Zweitligaspiel zwischen Deportivo Maipu und Rasing Cordoba mir anzuschauen. Das Stadion von Maipo fasst ungefähr 9500 Zuschauer und ist in einem schon etwas in die Jahre gekommenen Zustand, wie übrigens viele Stadien hier in Argentinien. Ich hatte ja schon erwähnt, dass es in Mendoza zwei Erst- und zwei Zweitligisten gibt und Deportivo Maipu ist der Tabellenletzte der zweiten Liga und besitzt von den vier genannten Vereinen das kleinste Stadion.
Das Ticket konnte ich aus einer schießschartenähnlichen Verkaufsluke erwerben und so war zumindest der Ticketerwerb hier vor Ort kein Problem. Natürlich gab es auch hier wieder die so genannte Barra, die
Fantribühne mit dem permanenten Dauergesang und es war ein entspannter Fußball Sonntagnachmittag in der Abendsonne und Deportivo gewann das Spiel mit 1:0.
Bevor es am Montagabend dann wieder mit dem Flugzeug nach Buenos Aires zurückging, ließ ich es mir nicht nehmen, am Montagfrüh noch einmal eine 10 km Schleife durch den wunderschönen Park San Martini in Mendoza zu laufen. Nach dem Frühstück zog es mich dann noch einmal in den Park und ich wollte mir das Stadion Las Malvinas, welches sich genau im Park befindet, anschauen. Dieses Stadion ist eines der WM Stadion von 1978 und gehört der Stadt Mendoza. Eigentlich spielt in diesem Stadion kein Erst- oder Zweitligist, sondern es wird für andere Sportveranstaltungen oder Konzerte genutzt. Zur Zeit trägt aber der Erstligist Godoy Cruz aus Mendoza seine Heimspiele in diesem Stadion aus, da das eigene Stadion von Godoy nur 16000 Zuschauer fasst. Dies war auch der Grund, warum ich das Stadion heute nicht besichtigen konnte, da am Abend um 20:00 ein Heimspiel des besagten Vereines in diesem Stadion angesetzt war.
Wäre ich nicht heute um 20:30 Uhr wieder in die Hauptstadt geflogen, hätte mir mein Vermieter für dieses Spiel eine Karte besorgen können. Schade, aber man kann nicht alles haben und so beließ ich es mit einem weiteren Spaziergang in diesem wundervollen Park.
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Mendoza | Argentinien | Montag - 08.04.2024 - 22:37 - GOOGLE MAPS 
38 Aconcagua, Puente de los Incas und vergessene BahnstreckenHeute am Samstagmorgen ging es in den Nationalpark Aconcagua. Diesmal hatte ich etwas genauer im Internet recherchiert und einen sehr guten Anbieter für diese Tour gefunden. Ich war anfangs etwas skeptisch, da es sich um eine organisierte Tour handelte aber es war ein perfekter Ausflug. Dies lag vor allem am sehr qualifizierten Tour Guide. Er besaß sehr viel Fachkompetenz und konnte den Teilnehmern alle Informationen in einer sehr verständlichen Sprache vermitteln. Nicht wie allgemein üblich, wenn es einen Teilnehmer gibt, der kein Spanisch versteht, wurde alles in Englisch präsentiert, sondern der Guide sprach ein sehr sauberes Spanisch und erklärte alles auf Spanisch und für die eine Person, die kein Spanisch sprach dann noch einmal alles auf Englisch. Wir waren insgesamt acht Personen aus Argentinien, Brasilien und Deutschland. Die Tour begann um 7:30 Uhr am Morgen und führte uns zunächst zum Stausee Potrerillos. Dieser See ist ein absolutes Highlight und wir nahmen unser Frühstück um 10:00 Uhr am Ufer des Sees ein und hatten einen traumhaften Blick über den See, der zu dieser Zeit noch menschenleer war. Der See versorgt Mendoza mit Trink- und Brauchwasser und ist darüber hinaus ein Naherholungsgebiet für die Mendozinos. Schwimmen, Kanu/Kajak, Kitesurfen all dies ist in diesem schönen und sauberen See möglich. Dann ging es weiter Richtung Nationalpark und der nächste Stopp erfolgte an der Puente de los Incas. Diese natürliche Brücke stellte die Andenquerung der Incas und auch den südlichsten Punkt der Ausdehnung des Incareiches dar. Genau an diesem Punkt gibt es eine Thermalquelle, die mit ihren mineralischen Auslassungen dazu beiträgt, dass dieser Punkt ein absolut touristischer Hotspot ist. 1920 wurde an dieser Stelle, unweit des Bahnhofs Puente del Incas, ein Luxushotel erbaut, welches in den Folgejahren zu einem der bekanntesten Hotels weltweit wurde und in dem zahlreiche Persönlichkeiten gastierten. 1965 wurde dieses Hotel durch eine Lawine zerstört und nie wieder aufgebaut. Noch heute kann man die Ruinen dieses ehrwürdigen Hotels sehen. Für mich ist die 1910 eröffnete Bahnstrecke zwischen Mendoza und Santiago de Chile der eigentliche Star der Region. Unsere Tour führte fast die ganze Zeit parallel neben den alten Bahnschienen entlang und man konnte die ehemaligen Bahnhöfe und die darum herum entstandenen Siedlungen, die heutigen „Ghosttowns“ sehen. Es lässt sich erahnen, welches Leben in der Zeit der Bahntrasse zwischen 1910 und Mitte der Achtzigerjahre in dieser Region möglich war. Die Eröffnung der Bahnstrecke 1910 stellte eine Revolution der Andenquerung vom Pazifik bis zum Atlantik dar. Bis dato benötigte man über fünf Tage, um mit dem Schiff von Santiago de Chile nach Buenos Aires zu gelangen. Mit Eröffnung der Bahnstrecke war dies von Buenos Aires ausgehend über Mendoza bis nach Santiago de Chile in 36 Stunden möglich.
Leider kam es in der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien in den 70er und Anfang 80er Jahren immer wieder zu Spannungen mit der chilenischen Regierung und letztendlich konnte man sich nicht auf eine Weiterführung der Strecke einigen und stellte die Verbindung Mitte der Achtzigerjahre ein. Es gab immer wieder Bestrebungen die Strecke zu reaktivieren aber es fehlte am Geld und aktuell gibt es auch einen starken Widerstand der LKW Lobby in Argentinien und Chile. Aus meiner Sicht sehr schade, da eine intakte Eisenbahnlinie die Attraktivität dieser Region noch aufwerten würde.
Im Nationalpark angekommen unternahmen wir eine anderthalbstündige Wanderung Richtung Aconcagua und ich war sehr beeindruckt von der gewaltigen Natur, die zwar sehr karg ist sich aber umso eindrucksvoller darstellt. Die Landschaft erinnert schon sehr stark an Patagonien, welchen Landstrich wir 2014 schon besuchen konnten. Unser Guide, der selbst Touren zum Gipfel des Aconcaguas anbietet, erklärte uns, dass mittlerweile durch die Kommerzialisierung des Bergtourismuses die Gipfelbesteigung in circa 12-15 Tagen inklusive An-Abreise und Höhenakklimatisierung für sehr viele Menschen möglich ist. Der Aconcagua ist immerhin der höchste Berg außerhalb Asiens und die Nummer 2 der Seven Summits.
Für mich war es ein tolles Erlebnis diesen Berg einmal bei bester Sicht selbst zu sehen.
Nach 10 Stunden kamen wir erschöpft aber sehr zufrieden wieder in Mendoza an und ich war froh, diesen Ausflug mit dem Anbieter Kahuak gemacht zu haben. Der Tag endete wieder mit einem Cocktail in der Rooftopbar und den Planungen für den nächsten Radausflug am kommenden Morgen.
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Mendoza | Argentinien | Sonntag - 07.04.2024 - 19:08 - GOOGLE MAPS 
37 Überbewerte Tripadvisor Bewertungen, erste Weinerfahrungen und die Vorzüge kolonialerAltstädteDer Radverleih und damit auch der Startpunkt meiner Weintour befindet sich in Maipu, einem Stadtteil von Mendoza. Die Entfernungen sind dann meistens doch größer, als sie zunächst auf der Karte aussehen. Die Fahrzeit wurde mit 25 Minuten mit dem Auto angegeben. Da ich keine Lust hatte, mich für die fünf Tage Mendoza in das örtliche Nahverkehrssysteme einzuarbeiten, entschloss ich mich, hier wieder die Dienste des Uber Unternehmens in Anspruch zu nehmen. Die Preise für Taxif- und Uberfahrten in Argentinien sind zum Glück erschwinglich. Für die Fahrt zum Radverleih wurden 7,50 € berechnet. Laut TripAdvisor wurde das Unternehmen Maipo Bikes mit fünf Sternen bewertet. Normalerweise vertraue ich den Bewertungen von TripAdvisor aber in diesem Fall erschien mir die Bewertung doch etwas zu positiv dargestellt. Der Service vor Ort war nett und freundlich aber die Räder waren nicht wirklich zu gebrauchen. Mein Rad machte zu Beginn schon einen sehr mitgenommenen Eindruck und nach circa 30 Minuten Fahrt war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Rad. Die Kassette am Hinterrad hatte sich in ihre Einzelteile aufgelöst und an ein Weiterfahren war nicht zu denken aber der Service war dann wieder in Ordnung und nach circa 15 Minuten hatte ich ein „neues“ Fahrrad.
Es gab eine Umgebungskarte mit den verschiedenen Weingütern in der Region und Empfehlungen und Angebote zu den entsprechenden Weingütern. Mein erster Stop war dann allerdings nicht bei einer Bodega, sondern führte mich zum ortsansässigen Fußball Zweitligisten und ich besichtigte erst einmal das Stadion und erkundigte mich nach den Tickets für das Wochenende. Danach steuerte ich insgesamt drei Weingüter an, wobei ich das zweite, dass auch in Deutschland sehr bekannte Weingut Trapiche nur besichtigte, da es offiziell nicht auf der vom Veranstalter empfohlenen Route lag und auch auf Fahrrad Touristen ganz offensichtlich nicht eingestellt ist. Ich war der einzige Besucher mit einem Rad und es gab auch nur ein Restaurant mit einer sehr gehobenen Menüauswahl. Dafür gab es ein sehr edles Weingut und ein ansprechendes Museum zu besichtigen.
Die beiden anderen kleineren Weingüter Tempus Alba und Domiciano gefielen mir sehr gut und sie hatten auch sehr nett angelegte Restaurants, so dass mein Plan, nicht an Verkostungen von irgendwelchen, meist jungen Weinen teilzunehmen und lieber ausgewählte Weine von der Karte zu wählen, voll aufging.
Das Thema Weine im Mendoza Gebiet überlasse ich dann doch lieber den Profis und möchte nur erwähnen, dass es um die 2000 Weingüter in der Region gibt und einige zu den besten 50 der Welt zählen. Jetzt weiß ich auch, warum es überwiegend Rotweine im Angebot gibt, denn ich habe erfahren, dass sich die klimatischen Verhältnisse vor allem für den Anbau von Rotweinen eignet. Es gibt aber auch einige Weinanbaugebiete, die sich in etwas höheren Lagen befinden und einen sehr guten Weißwein produzieren. Die dominierende Malbectraube wurde dann auch von einem Franzosen importiert und so schließt sich der Kreis zu den bereits erwähnten Siedlungsströmen aus Europa.
Den Abend ließ ich dann in einer Rooftopbar in der Innenstadt, mit einem traumhaften Blick auf Mendoza und die angrenzenden Anden ausklingen.
Auf dem Heimweg musste ich dann feststellen, dass sich die Altstadtgegend um die Plaza Indendepiedente als sehr angenehmes Viertel präsentiert. Viele Menschen zieht es auf den großen, begrünten Platz und es gibt Livemusik und eine Art Musik/Licht/Wassershow im Zentrum des Platzes zu bewundern. Die koloniale Architektur, der Baumbestand und die friedliche Atmosphäre laden zu einem entspannten Tagesausklang ein. Ein ziemlicher Gegensatz zur Partymeile in der Calle Aristides, die sich in circa 1 km Entfernung befindet. Hier trefft sich die Party Szene, vor allem Touristen aus aller Welt, um in den zahlreichen Restaurants und Bars den Abend ausklingen zu lassen.
Mir persönlich gefällt die entspannte Altstadt Atmosphäre besser. Vielleicht liegt es daran, dass ich allein unterwegs bin oder einfach daran, dass ich älter geworden bin. :))
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Mendoza | Argentinien | Sonntag - 07.04.2024 - 01:07 - GOOGLE MAPS 
36 Ankunft und ein traumhafter Park ums EckMein Abflug am Mittwoch früh verzögerte sich um 1,5 Stunden, da ein Tiefdruckgebiet mit starken Regenfällen in der Nacht am Mittwoch früh noch den Flugverkehr beeinträchtigte. Damit ging es mir aber noch besser als Rene, dessen Flug am Dienstagabend sehr kurzfristig gecancelt wurde und auf Mittwochabend verschoben werden musste.
Die kleine Embraer Maschine brachte mich dann aber gut ins rund 1100 km entfernte Mendoza. Die viertgrößte Stadt Argentiniens mit knapp 1 Million Einwohnern liegt am Fuße der Anden und befindet sich nur 175 km Luftlinie von Santiago de Chile entfernt. Die Stadt wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine Millionenstadt, sondern eher wie eine beschauliche Gartenstadt. Das liegt wahrscheinlich an den flacheren Kolonialgebäuden im Zentrum der Stadt und den vielen Grünflächen und Parks. Die Stadt befindet sich eigentlich in einer Steppenlandschaft, wird aber komplett von einem ausgeklügelten Bewässerungssystem mit Wasser versorgt. Mein Hostel befindet sich in einer ausgesprochen schönen Wohngegend, von der aus ich in 10 Minuten den zentralen Plaza Independiente erreiche. Der zentrale Platz wird in unmittelbarer Nähe von vier weiteren kleinen Plätzen symmetrisch flankiert. Die Plaza Italia, die Plaza Espana, die Plaza Chile und die Plaza San Martin bilden ein quadratisch angelegtes Innenstadtbild. Wie ich jetzt gelesen habe, besteht die Bevölkerung Argentiniens zu 90 % aus Europäern und den Großteil bilden davon Italiener und Spanier. Das erklärt zum einen die Namen der Plätze um den Hauptplatz und auch die große Anzahl der italienischen und spanischen Restaurants im Land. Und natürlich trifft hier europäische Winzerhistorie auf eine klimatisch begünstigte Weinanbauregion.
Ich begann den heutigen Tag mit einem morgendlichen Lauf in der sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Parklandschaft Mendozas. Schon beim Laufen war ich beeindruckt von der Schönheit und Anlage des Parks und so beschloss ich, nach dem Frühstück noch einmal in den Park General San Martin zu wandern.
Hier gibt es alles, was man sich für die Naherholung wünscht. Wanderwege, Laufstrecken und Radwege, die vom Straßenverkehr getrennt angelegt sind. Die Radwege sind asphaltiert und im Park gibt es FreeWiFi. Es gibt großzügige Sportanlagen, ein Freibad mit 50 m Schwimmbecken, Tennisplätze und eine Ruder und Regattastrecke. Alles ist eingebettet in einer sehr gepflegten großen Grünanlage.
Der richtige Platz, um die weiteren Aktivitäten bei einem Kaffee zu planen. Für morgen und Sonntag habe ich eine Radtour in die Weingebiete geplant und am Samstag einen Ausflug in den Nationalark Acongaua gebucht.
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Buenos Aires | Argentinien | Mittwoch - 03.04.2024 - 01:22 - GOOGLE MAPS 
35 … der richtigen Reihenfolge geschuldet noch ein weiterer Fotonachtrag.. war technisch nicht anders möglich. nächstes ziel:  Mendoza
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Buenos Aires | Argentinien | Dienstag - 02.04.2024 - 15:45 - GOOGLE MAPS 
34 Fortsetzung FotosNachtrag Fotos nächstes ziel:  Mendoza
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Buenos Aires | Argentinien | Dienstag - 02.04.2024 - 15:04 - GOOGLE MAPS 
33 Buenos Aires callingAm Montag früh stand ich um 6:00 Uhr am Morgen in Buenos Aires Palermo vor meinem Apartment und klingelte meinen Freund Rene aus dem Bett. Nach unserem gemeinsamen Abenteuer Havanna begann nun unsere gemeinsame Zeit in Buenos Aires. Die ersten fünf Tage sind nun schon Vergangenheit und dass ich erst jetzt einen neuen Tagebucheintrag schreibe liegt daran, dass einfach so viel zu organisieren und zu entdecken war und so bisher keine Zeit blieb für meine Tagebuch Notizen. Zuerst galt es Umweltkarte für den ÖPNV, Simkarte zu organisieren, Geld zu beschaffen und sich erst einmal in der Stadt zu orientieren. Die Frage des Geldumtausches hörte sich im Vorfeld kompliziert an. Was ist die günstigste Variante? Dollartausch auf der Straße, die so genannten Blue Dollar oder der Geldtransfer über Western Union oder doch ganz einfach die Kreditkarte einsetzen. Durch die kürzlich erfolgte Abwertung des argentinischen Pesos ist der unvermeidliche Dollartausch auf der Straße nicht mehr zwingend die beste Variante. Aktuell bekommt man für 1 $ ca. 980/990 Pesos auf dem Schwarzmarkt. Das ist nicht mehr viel mehr als der offizielle Umtauschkurs von zur Zeit 850 Pesos für einen Dollar. Noch besser scheint der Einsatz der Kreditkarte zu sein, da die Umsätze mit circa 1100 Pesos für einen Euro abgerechnet werden. Durch die drastische Abwertung des Pesos ist das Leben in Argentinien deutlich teurer geworden und entspricht aktuell meines Erachtens ungefähr dem Preisniveau in Deutschland.
Der ÖPNV in Buenos Aires wird hauptsächlich durch ein U-Bahn Netz und vielen Buslinien organisiert. Für uns am Anfang nicht immer ganz einfach zu durchschauen. Und obwohl die Stadt deutlich kleiner als Berlin ist (ca. 3xkleiner), benötigt man gefühlt mehr Zeit, um von A nach B zu kommen.
Im Vergleich zu Havanna und Quito ist die Stadt viel europäischer und wirkt modern und großstädtisch. Kultur, Kunst, Musik, Architektur, Fußball und ein recht szeniger Lebensstil prägen das Stadtbild. Das liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass wir im hippen und trendigen Palermo Hollywood untergekommen sind. Der Tag beginnt hier am Vormittag in den stylishen Cafés, gerne beim vegetarisch, veganen Frühstück, macht dann am Nachmittag eine Kaffeepause, um dann am späten Abend in den chicken Weinbars oder Clubs in die Nacht zu gleiten.
So waren die ersten Tage voll gepackt mit Erkundungen im gesamten Stadtgebiet. Wir begannen in Paternal, der Heimat von Diego Maradona und besuchten sein ehemaliges Wohnhaus, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr gewohnt hat. Ein Arbeiterbezirk, in dem sich heute alles um Maradona dreht. Im Zentrum das Diego Armando Maradona Stadion von den Argentinios Juniors, seinem ersten Verein. Kaum eine Häuserwand, die nicht das Konterfei von Maradona trägt. Das Museum selbst zeigt die Wohnsituation der zehnköpfigen Familie Maradonas fast unverändert und verdeutlicht die soziale Herkunft dieses großen Fußballers. Maradona ist natürlich nicht nur in Paternal, sondern in ganz Buenos Aires allgegenwärtig.
Von Paternal ist es nicht weit nach Boca und so führte uns der nächste Weg in dieses heutige Künstlerviertel mit seiner Attraktion, der Bombonera. Die Spielstätte der Boca Juniors, dem nächsten Verein von Maradona. Diese für Fußballfans heilige Städte ist leider zu einer uneinnehmbaren Festung geworden. Das es nahezu unmöglich ist ein Spiel in diesem Stadion zu sehen, war mir im Vorfeld klar. Aber mittlerweile ist es auch nur noch Mitgliedern vorbehalten, einen Blick in das Stadion zu werfen. Das Museum hat keinen Zugang mehr zum Stadion und für einen Besuch des Stadioninneren benötigt man eine Mitgliedschaft. Wie ich gehört habe, beträgt die Wartezeit für eine Mitgliedschaft bei die Boca Juniors mittlerweile sechs Jahre. Für uns bedeutet dies eine klare Ausgrenzung aller interessierten Fußballfans und so lehnten wir den Museumsbesuch ab und die Boco Juniors sanken in unserem Ansehen :)
Ich möchte mich an dieser Stelle nicht über die unsäglichen und unseriösen Angebote einiger online Anbieter wie viagogo äußern, die einen Stadionbesuch ab und an für mehr als 250 € anbieten. Aber selbst mit diesen Karten gibt es keine Garantie, dass man in das Stadion gelangt, da die Boca Fans keine Touristen gerne im Stadion sehen.
Wir hatten trotzdem einen schönen Nachmittag in der angrenzenden Stadion Szenerie und unterhielten uns mit den ortsansässigen Gastronomen über die Situation der Boca Juniors.
Da ich im Netz gelesen hatte, dass es einige Erstligisten in Buenos Aires gibt, bei denen man mit etwas Glück auch Karten für einen Spieltag bekommen kann, versuchten wir es bei Huracan. Einem Verein, den ich bis dato gar nicht kannte und der aber ein recht großes Stadion besitzt und eine nicht ganz so große Fan Gemeinde haben soll. Auf der Vereins Homepage las ich, dass es am Donnerstag ab 14:30 Uhr Restkarten auf der Geschäftsstelle geben sollte. So waren wir pünktlich um 14:30 Uhr vor Ort und erstanden Tickets für das Freitagabendspiel gegen das Spitzenteam von River Plate BA.
Es war ein großartiger und außergewöhnlicher Fußballabend im Arbeiterviertel Parque Patricios. Im architektonisch beeindruckenden Stadion Tomás Adolfo Ducó aus den 40er Jahren waren an diesem Abend über 40.000 Zuschauer zum Spiel gegen River Plate gekommen. Aus Sicherheitsgründen sind im argentinischen Fußball keine Gästefans und kein Alkohol zugelassen und so wurde es ein ausgelassenes, stimmungsvolles Fußballfest. Ich war erstaunt, dass viele Familien mit Kindern und auch ältere Menschen im Stadion waren. Das Stadion besitzt eine eindrucksvolle und sehr steile Gegentribüne auf der wir fast ganz oben auf Höhe der Mittellinie saßen und beste Sicht auf Spielfeld und Atmosphäre im Stadion hatten. Das Team von Huracan kämpfte den Favoriten River Plate nieder und gewann das Spiel mit 1:0 obwohl sie die letzten 15 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Auf der Bank von River Plate saß übrigens kein Unbekannter, sondern der ehemalige Bayern Spieler Martin Demicelis.
Die weitere Zeit verbrachten wir mit Stadtteilerkundungen und Museumsbesuchen. So lernte ich den berühmten argentinischen Sänger Carlos Gardel kennen. Rene ist ein großer Fan dieses Superstars aus den zwanziger und dreißiger Jahren und wir besuchten sein ehemaliges Wohnhaus und heutiges Museum im Stadtteil Abasto. Gardel hat eine große Bedeutung für die Musik und den Tango und ist im Stadtbild ebenfalls immer wieder zu entdecken.
Unsere Touren vom Zentrum bis nach San Telmo wurden unterbrochen von Stopps in den historischen Kaffeehäusern, wie man sie aus Wien kennt und Markthallen, wie ich sie aus Spanien kenne. Das Museum für Moderne Kunst lag dann auch noch auf dem Weg.
Interessant auch die Begegnungen mit Sammlern und Ausstellern der Fußball Karikatur Szene, die Rene hier in Buenos Aires ausfindig gemacht hat und die er für die Vorbereitung einer Ausstellung in Berlin im Jahre 2025 gewinnen möchte. So entsteht so langsam ein differenziertes Bild einer interessanten und vielfältigen Stadt.
Erwähnen möchte ich auch noch, dass die Stadt Buenos Aires, wie auch das ganze Land aktuell unter einem Denguefieberausbruch leidet. In diesem Jahr gab es schon über 150.000 Infizierte und über 100 Personen sind gestorben. Denguefieber kommt in Argentinien wie auch in fast allen anderen Ländern in Südamerika immer wieder vor aber in diesem Jahr ist das Ausmaß besonders groß. Gegenüber dem letzten Jahr spricht man hier von einer Steigerung von über 600 %. Die Ursachen sind vielfältig aber es gibt einen gesicherten Zusammenhang zur Klimaerwärmung und zum von mir bereits mehrmals erwähnten KlimaPhänomen EL Nino in diesem Jahr.
Es gilt sich zu schützen aber es gibt aktuell in ganz Buenos Aires keinen Mückenschutz mehr zu kaufen. Ein Armutszeugnis für das Land, dass täglich zum Schutz vor Mücken aufruft.
Ich habe über meine Vermieterin, die einen chinesischen Onkel besitzt, noch ein Spray bekommen, für das ich aber einen erheblichen Mehrpreis bezahlen musste. So funktioniert der Markt. Es bleibt zu hoffen, dass wir vom Denguefieber verschont bleiben.
Heute ist nun Ostersonntag, der Tag beginnt gegen Mittag und es gibt den Plan, heute Abend noch einmal zu versuchen, in ein anderes Stadion zu gelangen und ein weiteres Spiel zu besuchen. Wieder im Internet entdeckte ich die Information, dass es noch eventuell Resttickets in einem Büro am Tennisplatz in Stadionnähe geben soll. Wir machten uns auf den Weg nach Avellaneda, dem Ort, in dem das Stadion von Indendepiedente - einem der vier großen Vereine in Buenos Aires - liegt. Wir hatten Glück und bekamen noch Tickets für das Abendspiel. Die Zeit bis zum Anpfiff um 18:30 Uhr verbrachten wir mit einem Besuch der Puente de la mujer. Dieses berühmte Bauwerk vom spanischen Architekten Santiago Calatrava (von Rene lerne ich nicht nur jede Menge Wissenswertes über die argentinischen Weine, sondern auch immer sehr viel über Architektur) befindet sich in unmittelbarer Nähe des Plaza 9 de Majo und verbindet die Stadt mit dem Dock 3 des Puerto Madero. Dieses Viertel direkt an den ehemaligen Hafenanlagen hat sich zu einem touristischen Hotspot entwickelt und ist ein schöner Ort, um dort zu verweilen.
Wir waren pünktlich zum Anpfiff in Stadion und es war ein Stadionerlebnis genau nach unseren Vorstellungen. Das Estadio Libertadores fasst über 50.000 Zuschauer und war an diesem Abend so gut wie ausverkauft. Wir hatten sehr gute Plätze und genossen ausgiebig die Atmosphäre im Stadion. Das Spiel von Indenpediente gegen Tucaman endete 1:1. Ein redlich verdienter Punkt für den Tabellenletzten aus Tucaman. Auch hier saß wieder ein bekannterTrainer auf der Bank. Chefcoach von Indenpediente ist seit kurzem Carlos Tevez, der mit der Punkteteilung nicht zufrieden gewesen sein dürfte.
Der Abend endete wieder in Palermo, wo ein neuer argentinischen Chardonnay zu verkosten war.
Es war der Plan, am Ostermontag mit der Fähre nach Uruguay zu fahren aber leider gab es keine Rückfahrttickets mehr für diesen Tag. Da viele Bewohner Buenos Aires die freien Tage nutzten und wahrscheinlich auch in Uruguay verbrachten, waren die Tickets wohl schon lange vergriffen. Wir planten schnell um und schauten uns das Hafenviertel in Boca an. Da wir ausnahmsweise sehr früh unterwegs waren, erreichten wir das Viertel noch bevor die zahlreichen Touristen dort waren. In den Morgenstunden hat dieses Viertel einen besonderen Reiz, der spätestens dann verblasst, wenn die Scharen von Touristen über das Viertel hereinbrechen. Da auch heute der Stadionbesuch nur für Mitglieder möglich gewesen wäre, beschlossen wir das Viertel zu wechseln und fuhren in den Norden nach Belgrano, um uns dort das Stadion monumental vom Erzrivalen River Plate anzuschauen. Und siehe da, Museumsbesuch und auch Stadiontour ohne Probleme möglich. Eine sehr moderne Anlage mit einem sehr gut gemachten Museum und einem neuen, umgebauten, riesigen Stadion mit einer Fassungskapazität von über 84.000 Zuschauern. Das Stadion war in der letzten Saison bei jedem Heimspiel ausverkauft und so ist es auch hier sehr schwer, als Nichtmitglied ins Stadion zu gelangen. Aber es wird nicht kategorisch ausgeschlossen. Ich hege sicherlich Sympathien für den Arbeiterverein Boca Junior aber hier vor Ort zeigte sich River Plate als der bessere Gastgeber.
Rene wird morgen am späten Abend wieder nach Deutschland fliegen und für mich heißt es dann am Mittwoch auf nach Mendoza.
Fazit: Wir hatten hier eine sehr intensive, abwechslungsreiche, sehr interessante und schöne Zeit und waren uns schon nach einer Woche einig, Buenos Aires ist immer eine Reise wert. Hasta luego mi querida!


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