Reisetagebuch
Beiträge aus Ecuador
11 Einträge Seite 1
Cumbaya | Ecuador | Montag - 25.03.2024 - 21:22 - GOOGLE MAPS
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Fazit: Baden im Pazifik, Mittag im Schnee und ein Cocktail im Dschungel Vier Wochen Ecuador gehen nun zu Ende und es bleibt ein kleines Fazit zu ziehen. Es war genau die Reise, die ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte noch einmal an der Westküste im Pazifik ins Wasser gehen, im Bergnebelwald von Mindo wandern, den Schnee des Cotopaxi sehen und den Rio Pastaza Richtung Amazonas befahren. All diese Wünsche gingen in Erfüllung und es war eine ganz wunderbare Zeit in diesem so beeindruckenden Land. Theoretisch wäre es wieder möglich gewesen, am Morgen im Pazifik zu baden, das Mittagessen am Cotopaxi zu bestellen und am Abend im Dschungel einen Cocktail zu trinken. Dieses Land bietet auf kürzester Distanz so viel unterschiedliche Natur, wie man sie wohl kaum an einem anderen Ort der Welt in so kurzer Zeit sehen kann. Um so schöner war es, dass ich vier Wochen Zeit hatte, um all die vielen Nebentöne und die wundervollen Menschen zu erfahren.Vieles war mir sehr vertraut und einige Dinge waren so komplett anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Die Ankunft in Ecuador war etwas ganz besonderes, denn nach der erfahrenen Armut und dem Mangel an fast allem in Kuba war es fast ein kleiner Schock hier in Ecuador und ganz speziell in diesem Tal vor den Toren Quitos wieder anzukommen. Nach vier Wochen Kuba erschlug mich fast das Übermaß an allem, was es hier auf dem ersten Blick zu sehen gab. Große Autos, noch größere Häuser, riesige Einkaufssmalls und jede Menge Restaurants, Bars, Cafés und Dienstleister jeglicher Art. Der größte Unterschied ist, dass es in Kuba keinen sichtbaren Reichtum gibt. Die Gegensätze zwischen Arm und Reich sind nicht so ausgeprägt und wenn man von einer Elite spricht, dann meint man eher die politische Elite, der es in Kuba wohl noch etwas besser geht als dem restlichen Volk. Hier in Ecuador ist die Schere zwischen Arm und Reich sicherlich viel größer. Das liegt aber vor allem daran, dass es diesen sichtbaren Luxus und Reichtum einer Oberschicht gibt. Und trotzdem muss ich sagen, dass ich so eine Armut wie ich sie in Kuba, ganz speziell in Havanna gesehen habe, hier nicht entdecken konnte. Die Leute haben ihr Auskommen und müssen zumindest keinen Hunger leiden. Das liegt sicherlich auch daran, dass es hier keinen Mangel an jeglichen Lebensmitteln gibt, denn die klimatischen Verhältnisse lassen einfach alles immer gedeihen. Die Menschen, die nichts haben, versuchen ihre angebauten Lebensmittel zu verkaufen und so sich etwas zu verdienen. Und noch etwas ist mir aufgefallen, selbst in der Hauptstadt Quito habe ich keine Obdachlosen gesehen. Ein Umstand, der in fast jeder deutschen Großstadt mittlerweile sichtbar ist. Mir ist klar, dass das Tal und die Region um Cumbaya nicht repräsentativ für Ecuador ist aber es ist eben auch ein kleiner Teil dieses Landes. Meine Erfahrungen beziehen sich natürlich nur auf die Orte, die ich gesehen habe. Es war eine unglaublich tolle Zeit mit vielen bekannten und auch neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Noch einige Sätze zur Sicherheitslage im Land. Ich habe mich in der gesamten Zeit kein einziges Mal unwohl oder in einer unsicheren Situation gefühlt. Natürlich bin ich nicht nachts allein in den Städten umher gelaufen aber ich habe sehr oft den ÖPNV benutzt, bin in der Altstadt, in Quitos Süden und auch an der Küste unterwegs gewesen. Die nächtlichen Ausgangssperren in den Städten und in einigen Teilen der Küste tragen sicherlich auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Die Darstellungen der Sicherheitslage auch in einigen deutschen Medien finden hier sehr viele stark übertrieben. Dort wurde auch von menschenleeren Straßen in Quitos Altstadt und in den urbanen Zentren gesprochen und davon, dass es keine Touristen gibt und die Quitenos selbst nicht mehr die Restaurants besuchen. Nun ist dieser Bericht auch schon wieder einige Wochen alt und vielleicht gab es einmal ansatzweise diese Situation aber im Moment ist das Bild sehr viel entspannter. Die Geschäfte sind voll, die Restaurants sind gut besucht. Am Wochenende wird gefeiert, zumindest bis zur Ausgangssperre.
Bis gestern hätte ich gesagt, dass sich die allgemeine Sicherheitslage auch durch die Präsenz der Militärs sehr verbessert hat aber leider gab es gestern die Meldung, dass in San Vincente die erst 27-jährige Bürgermeisterin und ein Mitarbeiter ermordet wurden. Ich hatte in einem anderen Bericht schon einmal über die Situation an der Küste geschrieben und San Vincente liegt an der Küste und sehr nah an der Hafenstadt Manta. Vieles deutet darauf hin, dass es sich wieder um eine Machtdemonstration der organisierten Kriminalität handelt. Das sind die wirklichen Probleme, die Ecuador gerade zu lösen hat. Es bleibt abzuwarten, ob der neue Präsident seinen Kampf gegen die organisierte Kriminalität erfolgreich fortsetzen kann/wird. Die politischen Strukturen sind für einen Außenstehenden nur sehr schwer einschätzbar und auch über den Einfluss der Drogenmafia auf die Politik wird hier immer wieder diskutiert und spekuliert.
Abschließend möchte ich aber erwähnen, dass es vor allem das Wiedersehen mit Freunden, Bekannten und die vielen neuen Begegnungen mit den Menschen waren, die meine Zeit hier so besonders gemacht haben. Es ist schön zu spüren, wenn einem die Menschen nicht vergessen. Stellvertretend dafür möchte ich einen Moment erwähnen, der für mich sehr emotional war. Auf dem Schulgelände der Deutschen Schule erkannte mich der Eisverkäufer, der schon 2010 an der Schule sein Eis verkauft hatte wieder und fragte mich, wie es mir geht und ob ich meine kleine Tochter auch dabei habe.
Ecuador, ich werde bestimmt einmal wiederkommen und hoffe, dass es dir dann gut geht.
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Quito | Ecuador | Montag - 25.03.2024 - 19:38 - GOOGLE MAPS
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Zum Abschluss nochmal AtahualpaDas letzte Wochenende verbrachte ich im Hostal von Carola in Cumbaya. Am Samstagabend ging es ein letztes Mal ins Stadion und diesmal ins Atahualpa, dem alten ehrwürdigen Betonkessel mitten in der Hauptstadt. Es war ein besonderer Abend, denn Ivan ging mit seinem Sohn Yari zum ersten Mal gemeinsam zu Deportivo Quito, dem alten Traditionsverein der Hauptstadt. Der ehemalige vierfache ecuadorianische Meister spielt mittlerweile in der dritten Liga, was hier in Ecuador eine Provinz Meisterschaft ist. Der Verein hat aber immer noch mehr Fans, als die meisten Erstligisten. Zur heutigen Präsentation des neuen Trikots kamen an diesem Samstagabend circa 17.000 Zuschauer ins Stadion zur „Noche azulgrana“ Dabei muss man anmerken, dass es ausschließlich Fans von Deportivo und keine neutralen Zuschauer waren. Es war auch ein Wunsch von mir, einmal mit Ivan zu seinem Lieblingsverein zu gehen. Deportivo gewann dieses Spiel im Elfmeterschießen und ich sah um mich herum nur glückliche Menschen, die an eine bessere Zeit ihres Vereins glauben. Yari kaufte sich vor Spielbeginn ein Trikot von Deportivo und zog es an diesem Abend nicht mehr aus. Ich sah einen stolzen und glücklichen Vater und die Geburtsstunde eines neuen Deportivo Fans.
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Banos | Ecuador | Sonntag - 24.03.2024 - 07:01 - GOOGLE MAPS
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Wanderungen/ Rafting in den östlichen AndenAm Montag ging es dann nach einer schlaflosen Nacht nicht wie geplant mit Bussen nach Banos, sondern mit dem Zweitwagen meines ehemaligen Kollegen und Freundes Luis. Wir hatten uns am Sonntagabend noch mit seiner Familie getroffen und als er hörte, dass ich am Montag mit Bus, U-Bahn und Bus nach Banos fahren will, überlies er mir kurzerhand sein Auto und das machte die Sache dann etwas einfacher. Ich hatte am Montag kurz überlegt, die Tour abzusagen, da ich aufgrund von starken Bauchkrämpfen so gut wie nicht geschlafen hatte, entschied mich dann aber doch die Fahrt anzutreten. Der Schamane Ivan mixte mir eine Oregano Teemischung und das sollte helfen. Banos ist ein vor allem bei Backpackern beliebtes Reiseziel. Es liegt klimatisch begünstigt an der Ostseite der Anden auf circa 1800 m Höhe. Dadurch ergibt sich ein angenehmes mediterranes Klima. Der Ort liegt idyllisch in einem Tal, umgeben von den Gebirgszügen der Anden und in unmittelbarer Nähe des Vulkanes Tungurahua. Der Ort ist vor allem beliebt aufgrund seines großen Angebotes an allen erdenklichen Aktivitäten z.B. Canopy, Wandern, Hiking, Radfahren, KanuKajak, Rafting, Tubing, Canyoning und vieles mehr. Schon die Anreise nach Banjos ist beeindruckend, wenn man von Ambato ausgehend die Anden Richtung Osten abwärts fährt und sich die Landschaft ändert und es immer grüner in den Tälern wird.
Ich bin gut im Ort angekommen, habe mein Quartier bezogen, mir Oregano Tee bestellt und dann erst einmal den Schlaf der letzten Nacht nachgeholt. Am nächsten Morgen ging es mir dann schon viel besser und ich beschloss eine Wanderung hinauf zu den Banos umgebenen Bergzügen zu unternehmen. Eigentlich wollte ich zum Aussichtspunkt Bella Vista laufen, eine Wanderung, die wir als Familie im Jahr 2017 schon einmal unternommen hatten. Auf halber Strecke gab es dann aber einen Abzweig zu einem anderen Mirador und da ich diesen noch nicht kannte, beschloss ich, dorthin zu wandern. Kein guter Entschluss wie sich dann herausstellte, denn es ging 1,5 Stunden nur steil berghoch und der versprochener Aussichtspunkt Mirador de Ventanas war nicht das erwartete Highlight. Oben angekommen war ich dann aber trotzdem, aufgrund der geschafften Leistung, zufrieden. Um wieder ins Tal zu gelangen hätte ich den gleichen Weg wieder bergab gehen müssen. Da der Weg aber sehr steil und auch noch sehr durchnässt war, erschien es mir zum einen etwas gefährlich und auch nicht sehr reizvoll diesen Weg wieder hinabzusteigen. So wanderte ich zu einer der zahlreichen Touristenattraktionen in der Nähe, einer so genannten Riesenluftschaukel, mit der man überm den Abgrund mit Blick auf Banos im Tal, schaukeln/fliegen kann. Hier traf ich auf einer 18-köpfige ecuadorianische Großfamilie, die alle möglichen Touristenattraktionen ausprobierten und mit drei Autos unterwegs waren. Ich sprach sie an, ob sie mich ins Tal mitnehmen würden und das war kein Problem und so konnte ich auf der Ladefläche eines Pick-ups mit der Reisegruppe mitfahren. Im Tal angekommen fühlte ich mich fit, um für den nächsten Tag eine Rafting Tour zu reservieren. Ich hatte ja schon Rafting Erfahrung in Ecuador auf dem Rio Napo und wollte nun einmal Rafting auf dem bekannten Fluss Rio Pastaza ausprobieren.
Am nächsten Morgen ging es um 9:00 Uhr von Banos aus los. Wir fuhren circa 30 Minuten Fluss abwärts Richtung Dschungel und gelangten dann an den Ausgangspunkt der Tour. Nach den üblichen Sicherheitsinstruktionen konnten wir starten. Wir waren acht Personen und zu meinem Erstaunen wurden wir auf zwei Boote aufgeteilt, da wir zu acht in einem Boot+!Guide wohl zu schwer wären. Die Kategorie der Tour wurde mit 3+ bis 4 angegeben. Es gibt insgesamt die Kategorien 1-6, wobei eins Schwimmungpool und sechs Wasserfall ist. Demzufolge sind für uns eigentlich nur die Kategorien 2-5 in Erwägung zu ziehen. Die Tour dauerte circa 1,5 Stunden und hatte eine Länge von rund 7 km. Im Gegensatz zu der Tour auf dem Rio Napo, wo es auch ruhige und entspannte Abschnitte gab, waren hier die Stromschnellen sehr dicht aneinander gereiht und es gab kaum Zeit, sich auszuruhen. So fehlt dann aber auch etwas die Zeit und die Muße, die atemberaubende und sich ständig verändernde Landschaft zu genießen. Einige Passagen waren sehr anspruchsvoll und so bin ich auch einmal unfreiwillig über Bord gegangen. Aber meine Mitfahrer haben mich sehr schnell wieder ins Boot gezogen. Insgesamt eine tolle Erfahrung, die sehr viel Spaß gebracht hat.
Den Abend ließ ich dann im Ort mit einer ecuadorianischen Suppe und einem Oregano Tee ausklingen. Da ich recht früh dran war und es in der Woche auch nicht so viele Touristen im Ort gab, war ich der einzige Gast im Restaurant und hatte so Gelegenheit, mit dem Kellner ins Gespräch zu kommen. Er kam aus Venezuela und erzählte mir, dass er eigentlich Lehrer an einer Hochschule sei aber sein Gehalt in Venezuela nur umgerechnet 30 $ beträgt und das ist dann zu wenig, um dort leben zu können. Diese Umstände erinnerten mich wieder sehr an die Zustände in Kuba. Er ist seit zehn Monaten mit seiner Frau in Ecuador und arbeitet nun täglich im Restaurant in Banos. Das Ziel ist es, möglichst viel Geld zu sparen, um damit dann einen Start in Europa finanzieren zu können. So sieht sie also aus, die globale Migration. Aktuell sind sehr viele Migranten aus Venezuela in Ecuador. Der Venezuelaner empfahl mir, einmal sein Land zu besuchen, denn es sei ein sehr schönes Reiseziel und für Touristen auch sicher und bezahlbar. Man merkte ihm an, dass er sehr stolz auf die Schönheit seines Landes ist und trotzdem sieht er in seinem Land aktuell keine Zukunft. Ein trauriger Umstand und ein globales Problem, wenn Menschen ihre Heimat verlassen wollen, weil sie keine Perspektiven sehen.
Am Donnerstag ging es dann nach dem Frühstück und einem Cafe Besuch wieder Richtung Quito. Noch gerade rechtzeitig fiel mir ein, das es der 21. März war und dass an diesem Tag die Sonne am Äquator gegen Mittag im Zenit steht und dass dies dann der einzige Ort auf der Welt ist, wo die Sonne keinen Schatten wirft. Punkt 12.00 legte ich dann einen Stopp ein und machte zum Beweis ein Foto von dem nicht vorhandenen Schatten.
Nun wartet in Quito das letzte Wochenende einschließlich Montag auf mich, bevor es dann weiter nach Argentinien geht.
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Quito | Ecuador | Donnerstag - 21.03.2024 - 04:15 - GOOGLE MAPS
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Besuch bei Freunden/Derbytime und im Tal der CondoreIn Quito zurück erwartete mich ein voll gepacktes Wochenende. Treffen mit ehemaligen Kollegen, Weggefährten und Freunden standen auf dem Programm. Zu dem gab es noch am Samstag einen Klassiker in Quitos Norden zu besuchen. Der ehemalige FC Bayern Ecuadors LDU Quito empfing den aktuellen Tabellenführer Aukas aus dem Süden. Dies ist nicht nur ein Duell des Tabellendritten gegen den Tabellenführer, sondern auch das Spiel des gut situierten Nordens gegen den armen Süden. Die Zutaten für einen unterhaltsamen Fußballnachmittag waren gegeben. Bestes Sommerwetter, ein volles Stadion und eine großartige Atmosphäre im La Casa Blanca, dem größten Fußballstadion in Quito. Es war ein sehr unterhaltsames Spiel und der Spitzenreiter aus dem Süden gewann die Partie mit 2:1. Das Spiel hätte auch fünf zu vier ausgehen können, es ging hin und her und im Gegensatz zur Bundesliga wird hier kaum taktiert, sondern immer schnell das Tor gesucht. Das war das dritte Stadion, welches ich von vier Erstligadtadien besuchen konnte. Es bleibt anzumerken, dass es hier in Ecuador keine Probleme gibt, sich Tickets für die Spiele zu besorgen. Dies soll in Argentinien komplett anders sein und ich bin gespannt, was mich diesbezüglich dort erwartet. Auf der Fahrt zurück nach Cununyacu, wo ich bei Corinna und Ivan immer noch mein Quartier in den Bergen bezogen habe, gaben zum ersten Mal seit zweieinhalb Wochen die Wolken den Cotopaxi frei. Dies ist immer wieder ein beeindruckendes Bild. Für mich ist der Cotopaxi der schönste aller Vulkane, da er eine lehrbuchentsprechende symmetrische Kegelform besitzt. Gewissermaßen majestätisch zeigt sich der mit 5897 m Höhe zweithöchste Berg Ecuadors dem Betrachter.
Die Nacht war sternenklar und ließ einen schönen Sonntag vermuten und so beschlossen wir am Sonntag früh in den Nationalpark Antisana zu fahren, in der Hoffnung, den dritthöchsten Berg Ecuadors zu Gesicht zu bekommen.
Am frühen Morgen zeigte sich keine Wolke und dies ist in den Anden um diese Jahreszeit sehr selten. Voller Hoffnung und Vorfreude machten wir uns um 8:30 Uhr auf den Weg. Die Fahrt in den Nationalpark dauert ungefähr 1,5 Stunden und kurz vor Ankunft zeigten sich am Horizont die ersten Wolken und erste Befürchtungen kamen auf, dass wir den Berg nicht zu Gesicht bekommen. Aber Ivan blieb zuversichtlich und sollte recht behalten. Man kann den Berg erst im letzten Augenblick erblicken, da er von noch anderen Bergketten verdeckt wird. Als wir dann um die entscheidende Kurve fuhren, zeigte sich der beeindruckende Antisana. Es ist ein ziemlich großes Glück, diesen mit 5785m Höhe viertgrößten Vulkanberg Ecuadors zu sehen. Das liegt daran, dass der Vulkan auf der östlichen Seite der Anden liegt und sehr nahe am Oriente( Dschungel) sich befindet. Die aus dem Oriente aufsteigende Luftfeuchtigkeit lässt den Berg an den meisten Tagen im Jahr in den Wolken verschwinden. Ich habe einmal gelesen, dass der Antisana an 35 Tagen im Jahr zu sehen ist. Ob das stimmt kann ich aber nicht genau sagen aber gefühlt ist das so. In meiner Zeit in Ecuador von 2010-2014 habe ich den Antisana nur einmal im Januar 2011 frei gesehen. Wir genossen diesen Anblick ausgiebig und unternahmen dann noch eine kleine Wanderung auf 4000 m Höhe im Nationalpark. Vor diesem Ausflug hatte ich mir gewünscht, den Antisana frei zu sehen und vielleicht noch einen Condor zu erblicken. Den Condor, das Wappentier Ecuadors, bekommt man nur in bestimmten Regionen des Landes zu Gesicht. Im Antisana Nationalpark solles aktuell circa 30 Condore geben. Im gesamten Land gibt es aktuell noch um die 100 Exemplare. Der Condor ist auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere und das Land unternimmt viel, um das Wappentier zu schützen. Der Condor kann eine Flügelspanne von bis zu 3,50 m erreichen und ist in der Lage, bis zu 30 Minuten in der Luft zu schweben ohne einen Flügelschlag zu tätigen. Normalerweise schwebt er in großen Höhen und ist aus der Nähe nur selten zu betrachten. Auf dem Heimweg entdeckte ich dann in unmittelbarer Nähe zu unserem T3 Bus einen Condor, der in nur ungefähr 10 m Höhe über uns kreiste. Schnell waren alle aus dem Bus und versuchten den Vogel mit der Kamera einzufangen. Corinna, die seit 2010 in Ecuador lebt, hatte bisher noch nie einen Condor in freier Wildbahn gesehen. Nachdem er einige Kreise über unseren Bus gezogen hatte, setzte er sich in circa 100 m Entfernung auf einen Felsen und ließ sich von uns betrachten. Der Ausflug in den Antisana Nationalpark hätte nicht schöner sein können.
Für mich endete das Wochenende mit dem Packen meiner Sachen, denn die Zeit bei Ivan und Corinna ist nun vorbei, denn am Montag kommt Corinnas Schwester mit Familie und ich werde nach Banos fahren, um dort einige Tage zu verbringen. Es war eine schöne Zeit bei meinen Freunden in Cununyacu und ich bin dankbar dafür, dass ich bei Ihnen sein durfte.
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Santa Marianita | Ecuador | Samstag - 16.03.2024 - 00:09 - GOOGLE MAPS
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Auszeit am Pazifik Heute ging es nach einer anstrengenden aber schönen Laufeinheit am Morgen mit dem Flugzeug an die Küste nach Manta. Ivan hatte mir eine Unterkunft in Santa Marianita, etwa 15 km südlich von Manta gelegen, empfohlen. In nur 40 Minuten ist man von Quito aus gehend in Manta. Überraschender Weise ragte die Spitze des Cotopaxis über den Wolken hinaus und war gut sichtbar. Leider saß ich auf der falschen Seite im Flugzeug und konnte diesen wunderbaren Ausblick nicht genießen. Vom Flughafen in Manta holte mich ein Fahrer, den ich vorher per Telefon bestellt hatte ab und wir fuhren durch die Küstenstadt zu einem nahe gelegenen Supermarkt, um die notwendigsten Dinge zu kaufen. Die Küstenstadt Manta hat, wie auch das ganze Land in der letzten Zeit für negative Schlagzeilen gesorgt. Als Hafenstadt galt sie zwar schon immer als kriminalitätsbelasted aber die Vorkommnisse in den letzten Jahren haben dies noch einmal unterstrichen. Vor einem Jahr wurde der Bürgermeister in Manta ermordet und es gab einen bewaffneten Überfall auf die Staatsanwaltschaft. Auch der kürzlich aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Roca geflohene Drogenboss der Los Cherones „Fito“ stammt aus Manta. Er wurde der Nachfolger des ebenfalls in einem Café in Manta erschossenen Clanbosses Zambrano. Nicht wenige machen ihn auch für die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio im August 2023 verantwortlich. Manta ist eine Hafenstadt und damit prädestiniert für den Drogenschmuggel per Schiff. Bis zum Jahr 2008 hatte die USA einen Militärstützpunkt in Manta und kontrollierte so auch den Drogenhandel im Gebiet Kolumbien Ecuador. Auf Beschluss des damaligen Präsidenten Correas wurde die US Militärbasis geschlossen. Damit wurde ein strategisch wichtiger Punkt für den Drogenhandel der organisierten Kriminalität überlassen. Ich habe die Stadt durch Besuche bei unserem ehemaligen Vermieter in der Zeit zwischen 2010 und 2014 kennen gelernt und sie als sehr angenehme und interessante Küstenstadt in Erinnerung.
Heute fahre ich nur im Taxi durch die Stadt und alles wirkt so lebendig wie damals, als ich diese Stadt kennen gelernt habe. Ich fragte meinen Fahrer, der mit seiner Familie in Manta lebt, wie die aktuelle Situation für ihn sei und er antwortete mir, es sei ruhig und angenehmer, seitdem das Militär die Straßen kontrolliert. Kaum ausgesprochen sah ich nun auch zum ersten Mal ein größeres Aufgebot an schwer bewaffneten Soldaten und ein gepanzertes Fahrzeug im Straßenbild.
15 km weiter südlich ist davon nichts mehr zu spüren. Ein idyllischer Ferienort Santa Marianita empfängt mich und meine Unterkunft, die sich am südlichen Ende des malerischen Ortes befindet, liegt auf einer Anhöhe mit einem atemberaubenden Blick über den Pazifik. Es sind so gut wie keine Touristen aktuell in der Region. Das liegt zum einen daran, dass ich an einem Montag hier angekommen bin und auch daran, dass aktuell keine Hochsaison ist und auch die Sicherheitslage in Ecuador scheint eine Rolle zu spielen.
Ansonsten ist Santa Marianita ein typisch ecuadorianischer Küstenort. Unaufgeregt und authentisch. Einzelne Fischerboote säumen das Straßenbild und der Rest des Dorfes scheint auf den Tourismus zu setzen. Doch dazu später mehr. Der Malecon ist eine Sandstraße, an der sich viele Restaurants und kleinere Versorgungsstände reihen. Keine teuren und noblen Cafés und Geschäfte. Es gibt frisch gepressten Saft aller möglichen Früchte für ein bis zwei Dollar und im Restaurant frischen Fisch für circa sechs Dollar. Santa Marianita beansprucht für sich, der beste Kitesurf Spot der Pazifikküste zu sein. Das hat einen Grund, es gibt neun Monate lang sehr konstanten und anspruchsvollen Westwind. Hinzu kommt, dass von Juni bis Ende August die Buckelwale vor der Küste entlang ziehen und es so nicht selten vorkommt, dass die Kitesurfer die Wale aus der Luft sehen können. Die Saison geht von Mitte Mai bis Mitte Februar und in dieser Zeit muss der Ort sich in ein wahres Kitesurf/Foil/Surfeldorado verwandeln. Ich habe viele Aufnahmen aus dieser Zeit gesehen und die Küste ist dann voll mit Kitern/ Foilern und was sonst noch so vom Wind lebt. Hinzu kommt, dass konstant warme Wetter von circa 28-32° und eine angenehme Wassertemperatur von circa 26°
Aktuell ist von alldem nichts zu spüren. Ich war jetzt zweimal unten im Zentrum des Dorfes und ich war der einzige ausländische Tourist und es war auch ansonsten sehr überschaubar im Ort. So kommt man mit den Einheimischen in Kontakt und erfährt im Smalltalk dies und das über das Ortsgeschehen. Heute Abend habe ich mir ein traditionellen Ecuavolleyballabend angeschaut. Das wird ja hier jeden Abend auf ziemlich hohem Niveau gespielt und dafür gibt es sogar einen beleuchteten Platz, der das Spiel bis in die späten Abendstunden möglich macht. Wär also absolute Ruhe in einer schönen und authentischen Küstenlandschaft am Pazifik sucht, dem kann ich Santa Marianita wärmstens empfehlen.
Generell ist die Westküste Ecuadors meiner Meinung nach unterschätzt. Es gibt eine Straße, die vom Norden ausgehend sich bis in den Süden an der Küste entlang schlängelt. Āhnlich dem Highway Nr.1 Immer wieder eröffnen sich fantastische Blicke auf den Pazifik und es reihen sich zahllose kleinere Fischerdörfer aneinander. Es gibt kaum größere Städte und somit auch kaum größere Touristenhochburgen mit ihren unansehnlich Betonbauten. Man könnte es auch noch sanften Tourismus nennen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Küstenregion die ärmere Region des Landes ist und die Menschen entweder vom Fischfang oder vom Tourismus leben müssen. Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit und dies ist sicher auch ein Nährboden für Kriminalität, sei es nun Kleinkriminalität oder die organisierte Kriminalität. Auch ist diese Region stark von den Naturgewalten betroffen. Zu erwähnen ist da das große Erdbeben 2016, das große Teile der Küstenregion zerstörte. In diesem Jahr zeigt sich, wie schon an anderer Stelle erwähnt, dass Klimaphänomen El Ninho, welches Starkregen und damit verbunden große Überschwemmungen in der Küstenregion in den letzten Wochen und Monaten mit sich brachte. Auf einigen Fotos kann man es vielleicht erkennen, es gibt eine große Menge an Totholz, welches durch die großen Flüsse in den Pazifik gespült wurde. Auch scheinen die großflächigen Überschwemmungen ein Grund für die große Dengue Fieberplage in großen Teilen Südamerikas zu sein.
Insgesamt aber eine sehr zu empfehlende Region, die ursprüngliche Naturlandschaft zu bieten hat und speziell auf Marianita bezogen, sich in den Sommermonaten zum Surfeldorado verwandelt. nächstes ziel: Quito



















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Pichincha/Mindo | Ecuador | Dienstag - 12.03.2024 - 02:22 - GOOGLE MAPS
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Mit der Seilbahn hoch hinaus und ein Straßenfeger im BergnebelwaldHeute sollte das Wetter entscheiden. Bei schönem Wetter und klarer Sicht sollte es auf den Hausberg Quitos, den Pinchincha gehen. Bei nicht so gutem Wetter wäre eine Laufeinheit und ein nochmaliger Besuch der Schule eine Alternative. Nach dem Aufstehen um 7:30 Uhr war schnell klar, dass es auf den Pinchincha gehen würde. Mit dem öffentlichen Bus war ich schnell oben in der Stadt und fuhr dann bis zum Teleferico (Seilbahn) mit dem Taxi. An der Seilbahn angekommen musste ich feststellen, dass die erste Gondel erst um 10:00 Uhr startet und so blieb mir noch eine 20 minütige Wartezeit. Neben mir in der Schlange stand ein Ecuadorianer, den ich an seinem Outfit schon enttarnte . Ca. Ende 40 und mit Trailrunning Schuhen und kurzer Sporthose und Lauf T-Shirt ausgestattet. Auf dem Rücken ein Mini Rucksack mit sehr dünner, leichter und teurer Profi Regenjacke. Ich fragte ihn, ob er trainieren würde und er bejahte meine Frage und erzählte mir, dass er sich im Training für den Cayambeaufstieg befindet.Ich kenne diese Jungs, die den Berg nicht so wie ich gaaanz langsam hochgehen, sondern hoch rennen. Die Frage musste ich ihm dann stellen. Wie lange er denn für den Auf und wieder Abstieg benötige. Er antwortete mir, er hat 2 h 20 min heute eingeplant. Eine für mich unfassbare und kaum vorstellbare Zeit, da offiziell für den Auf und Abstieg 5-6 Stunden angegeben werden. Nebenbei erfuhr ich, dass er heute zum 63ten x den Rucu Pichincha erklimmt.
Die Fahrt mit der Seilbahn dauert circa 18 Minuten und es wird eine Höhendifferenz von 2800 m von der Basisstation bis auf 4050 m auf der Bergstation überwunden. Oben angekommen gibt es viele wundervolle Blicke auf die beeindruckende Stadt Quito, die sich wie ein langes, städtisches Band in Nord Süd Richtung über circa 50-60 km erstreckt. Die Ost Westausdehnung hingegen beträgt nur ungefähr 3-4 km. Ich lief ein wenig in Richtung Rucu Pichincha aber nach circa 35 Minuten stellten sich erste leichte Kopfschmerzen ein und ich entschied, wieder zur Bergstation zurück zu wandern und bei einem Kaffee die Aussicht zu genießen. Einen Aufstieg zum Rucu hatte ich eh für heute nicht geplant, da ich wie gesagt dafür 5-6 Stunden einplanen müsste. Das Wetter hier am Äquator kann sich innerhalb kürzester Zeit ändern und auch heute bildeten sich rasch hohe Wolken, die den erhofften Blick auf den Cotopaxi oder Cayambe versperrten. Es ist trotzdem immer wieder ein erhabenes Gefühl von hier oben auf die Stadt zu schauen.
Am Freitag ging es dann mit Ivan und einem weiteren Freund aus Deutschland nach Mindo in den Bergnebelwald. Die Idee war es, dort dem traditionellen Forellenfang wieder einmal nachzugehen. Es ist unglaublich, wie sich in weniger als 100 km die Vegetation und das Klima verändert. Mindo, ein kleines Touristendorf auf circa 1800m Höhe hat eine gewisse touristische Bekanntheit erlangt. Wie so häufig waren zuerst die Hippies da, die den Ort für sich okkupierten. Dann kamen die Touristen und die Hippies waren wieder weg. Heute besteht der Ort aus wenigen Straßen mit einigen guten Lokalen und Cafés und ist vor allem bei Ornithologen weltbekannt. Es werden zahlreiche Aktivitäten angeboten wie natürlich die Bird Watching Touren aber auch Tubing auf den zahlreichen Flüssen, Canopy, Wanderungen und vieles mehr. Der Star aus meiner Sicht ist aber die Vegetation im Nebelwald. Wir fuhren bei circa 30° und Sonnenschein in Quito los und kamen knapp 100 km weiter westlich bei Dauerregen und Nebelschwaden in Mindo an. Die Lage am westlichen Rande der Anden lässt die feuchte Luft, die vom Pazifik kommt, täglich abregnen und es entsteht eine immergrüne Vegetation auf 1800 m Höhe.
Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Taxi zum circa 40 km entfernten Rio Blanco. An einer besonders schönen Stelle, der Cascada Amor (Wasserfall) suchten wir uns einen geeigneten Platz und direkt gegenüber dem Wasserfall gingen meine beiden Kollegen auf Forellenfang. Ich genoss das einzigartige Ambiente. Meine Kollegen fingen zwei Forellen, was eine 100-prozentige Steigerung zu den bisherigen Ausflügen der Fischerfreunde darstellt. Da die beiden Forellen aber noch nicht die entsprechende Größe hatten, wurden sie wieder zurück ins Wasser gelassen. In unmittelbarer Nähe gab es einige schöne Wasserbecken, die von der einheimischen Bevölkerung an diesem Samstag als Schwimm- und Badegelegenheit genutzt wurden. Wir entschlossen uns dann auch, das Angeln zu beenden und schlossen uns der einheimischen Bevölkerung an und genossen ein Bad im Rio Blanco. Dem obligatorisch einsetzenden Nieselregen am Nachmittag trotzten wir mit einem schönen Platz unter einer Brücke und sahen von dort dem bunten Treiben zu. Ohne Fisch aber zufrieden ging es dann am Nachmittag wieder nach Mindo zurück.
Am Abend entdeckten wir eine nette Bar, in die uns der junge kolumbianische Eigentümer zur Livemusik einlud. Da er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Frank Zappa hatte, nahmen wir das Angebot gerne an. Ein etwa 25-jähriger Argentinier spielte mit einer circa 70-jährigen Kalifornierin wunderbare Latinosongs. Unser kolumbianischer Freund gesellte sich ab und an mit der Flöte zu diesem Duo. Wunderbar, im ecuadorianischen Nebelwald spielen ein Argentinier, eine Amerikanerin und Kolumbianer -der an Zappa erinnert- groß auf.
Gegen 22:00 Uhr waren auf einmal die Straßen wie leer gefegt und wir konnten uns nicht erklären warum, da es Mindo keine Ausgangssperre mehr gibt. Dann wurden wir aufgeklärt. Es stand der Weltmeisterschaftskampf im MMA Bantamgewicht an. Chito Vera aus Ecuador kämpft gegen Sean O‘Malley aus den USA in Miami. Ein echter Straßenfeger hier in Ecuador. Da es aber zahlreiche Vorkämpfe gab und um 00.30 immer noch nicht begonnen wurde zu kämpfen und zu allem Übel auch noch Donald Trump auf der Mattscheibe erschien, beschlossen wir, den Tag auf der Terrasse unserer Unterkunft zu beenden. Lerneffekt aus sportlicher Sicht. Ecuador hat einen Weltklasse MMA Figther.
Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass es Chito Vera nicht geschafft hat und den Kampf leider verloren hat.
Am Sonntag ging es dann wieder nach Hause und für mich bleibt vor allen Dingen dieses unglaubliche Bergnebelwaldwetter incl. daraus resultierender Vegetation in Erinnerung.
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Papallacta/Sangolqui | Ecuador | Montag - 11.03.2024 - 03:41 - GOOGLE MAPS
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Thermen in den Anden und ein Flutlichtspiel im NachbardorfAm heutigen Mittwoch ging es mit meinem Freund und Gastgeber Ivan am frühen Morgen nach Papallacta. Der über 30 Jahre alte VW T3 quälte sich bis zum Pass La Virgin auf 4300 m Höhe zuverlässig hinauf. Leider hatte es sich mit zunehmender Höhe zugezogen. Ein leichter Nieselregen und tief liegende Wolken versperrten den Blick auf den Antisana. All diejenigen, die uns in Ecuador besucht haben, kennen diesen traumhaften Ort in dem kleinen Dorf Papallacta. Auf 3250 m Höhe befindet sich diese wunderschöne, aus vielen einzelnen Becken bestehende Thermalanlage, die sich idyllisch in die Hochgebirgslandschaft der Anden einfügt. Es war an diesem Mittwoch nicht sehr voll und wir genossen über 3 Stunden die Zeit in den unterschiedlich temperierten, aus dem Erdinneren gespeisten Quellbecken. Traditionell gab es dann im angeschlossenen Restaurant die Trutschas a la plancha (Gegrillte Forelle). Die entspannende Wirkung der Thermalquellen in über 3000 m Höhe hat auch einen schon fast vergessenen Nebeneffekt, eine wohltuende Müdigkeit stellt sich spätestens auf der Rückfahrt ein. Es blieb aber nur eine kurze Zeit für eine Ruhephase, denn ich hatte aus Insiderquellen erfahren, dass es am Abend in Sangolqui im neuen Stadion von Indenpediente de Valle ein Flutlichtspiel geben wird. Das ist jetzt wieder etwas für die Insider und Fußballfans aber dieser Club beschäftigt mich schon seit 2012. In dieser Zeit hatte ich diesen kleinen Dorfverein im Ort Sangolqui entdeckt. Ich war in dieser Zeit einige Male in dem kleinen, sehr einfachen Stadion und habe einige Spiele im einzigartigen Ambiente gesehen. Der Club wurde im Jahr 2013 zum ersten Mal ecuadorianischer Meister und ist seit dieser Zeit Dauergast in der Copa Südamericana (die Euroleague in Südamerika) oder gar in der Copa Libertadores (Championsleague Südamerikas). Sie gewannen bisher zweimal die CopaSüdamericana und standen einmal im Finale der Copa Libertadores. Es ist kaum zu glauben, dass dieser kleine Verein so große Clubs wie Boca Juniors oder River Plate Buenos Aires geschlagen hat. Mittlerweile gehört er zu den erfolgreichsten Vereinen Ecuadors und auch Südamerikas. Das Erfolgsrezept ist simpel und erinnert an die Strukturen im europäischen Fußball. Sie sind wohl der einzige Verein im Land, der eine professionelle Nachwuchsförderung betreibt. Sie besitzen ein Nachwuchsleistungszentrum mit Internat und Schule. Fast alle Nationalspieler Ecuadors spielten zu Beginn ihrer Karriere bei Indenpediente de Valle und natürlich auch die beiden bekanntesten Spieler in Deutschland, Hinchapie Linksverteidiger von Leverkusen und Pacho Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt spielten bis vor kurzem noch im Tal von Sangolqui. Seit fast zehn Jahren erwirtschaftet der Verein pro Jahr durch den Verkauf ihrer besten Spieler einen Überschuss im zweistelligen Millionen Bereich. Der Erfolg ist nun auch sichtbar geworden und der Verein hat sich ein neues Stadion gebaut. Und genau dieses Stadion galt es heute zu besichtigen. Aber es spielte nicht Indenpediente sondern Delfin Manta gegen Deportivo Cuenca. Dabei handelte es sich um ein Qualifikationsspiel zur Copa Südamericana. Das Spiel sollte eigentlich in Cuenca stattfinden aber der südamerikanische Fußballverband Conmebol befand, dass das Flutlicht in Cuenca nicht den Ansprüchen genügt und verlegte das Spiel kurzerhand nach Sangolqui. Da das Spiel an einem Mittwochabend stattfand und beide Fanlager eine ziemlich weite Anreise hatten und zudem ab 0:00 Uhr eine Ausgangssperre bestand, war nicht mit vielen Zuschauern zu rechnen.
Ich machte mich mit meinem ehemaligen Kollegen und Freund Wilson auf den Weg, um das neue Stadion zu sehen. Das Stadion und der gesamte Sportkomplex ist sehr beeindruckend. Das Stadion selbst ist ein hoch modernes reines Fußballstadion und das ganze Gelände ist großzügig gestaltet. Nebenplätze, Sporthallen und Internat zeugen von höchster Professionalität. Das Stadion hat nur eine Kapazität von 12.000 Zuschauern aber durch die enge und kompakte Bauweise ist man sehr nah am Spielfeld dran und es erzeugt so eine tolle Fußballatmosphäre. Die Fans von Cuenca hatten 27 Busse gechartert und waren so zahlenmäßig klar in Überzahl. Aus der noch weiter entfernten Küstenstadt Manta waren ungefähr nur 100 Zuschauer angereist, die aber ihre Mannschaft über 90 Minuten hinweg lautstark unterstützen. Delfin Manta dominierte das Spiel klar und gewann am Ende 5:1. Trotz der insgesamt wenigen Zuschauer war es ein tolles Stadionerlebnis und ich bin nebenbei bemerkt immer wieder fasziniert von dem südamerikanischen Direktmarketing im Stadion. Getränke und alle möglichen kulinarischen Köstlichkeiten werden einem im Minuten Takt von zahlreichen Servicekräfte angeboten. Warum gibt es so etwas eigentlich nicht in Deutschland? nächstes ziel:











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Quito | Ecuador | Mittwoch - 06.03.2024 - 05:22 - GOOGLE MAPS
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Über den Dächern der Altstadt und kein Schatten in SichtNachdem ich gestern schon etwas lockerer die morgendlichen 9 km laufen konnte, stoppte mich heute eine altbekannte Fußverletzung und ich beschloss eine Laufpause einzulegen. Ich nutzte den Tag und das schöne Wetter, um mir die Altstadt von Quito anzuschauen. Für die Anreise nutzte ich wieder den öffentlichen Bus und die U-Bahn. Die U-Bahn ist in vielen Städten der Welt ein ganz normales Fortbewegungsmittel aber hier wie bereits erwähnt eine Attraktion. Ich genoss die Ruhe und die schon fast bedächtige Atmosphäre in der Bahn. Es ist sehr leise in den Zügen und die Menschen sind sehr diszipliniert. Jeder Bahnsteig ist mit Polizisten gesichert und es gibt auf jedem Bahnsteig Personal, welches bei Zugeinfahrt ein Schild hebt und zur Vorsicht am Bahnsteig damit auffordert. Die Personalkosten sind hier anscheinend nicht so gravierend. Es gab die Nachfrage, wie sich eine Metro die 2 Milliarden $ gekostet hat mit Ticketpreisen von 0,45 € refinanzieren will? Dazu kann ich im Moment nicht allzu viel sagen. Ich weiß aber, dass die Weltbank und auch Europa wohl sehr zinsgünstige Darlehen vergeben haben. Sehr gelungen finde ich auch den Bahnhof mitten in der Altstadt am Plaza San Francisco. Der Bahnhof fällt überhaupt nicht auf und wurde in die bestehende Altbausubstanz integriert. Zuerst besuchte ich den Plaza Grande. Dieser sehr besonderer Ort, an dem sich die geistliche und weltliche Macht konzentriert. Der Platz wird vom Präsidentenpalast, Bischhofssitz, Kathedrale und Bürgermeister incl. Stadtverwaltung umrahmt. Der Präsidentenpalast ist nicht mehr frei zugänglich und mit einem Zaun abgesperrt. Es herrschte eine friedliche und ruhige Atmosphäre. Es war wenig Militär zu sehen, dafür patrouillierten viele städtische Polizisten. Einheimische und einige Touristen bestimmten das Stadtbild, ebenso wie die schon berühmten Schuhputzer von Quito. Kurz bevor ich zum Plaza San Francisco gehen wollte bemerkte ich auf dem Dach der Kathedrale einige Personen und ich beschloss, mir das ganze mal von Nahem anzuschauen. Es gibt in der Kathedrale ein Museum und dort wurde mir gesagt, dass es möglich ist auf die Kuppel der Kathedrale zu gehen. Ich müsste nur 30 Minuten warten. Nach einer Kaffeepause schloss ich mich dann einer Gruppe an, die in die Kathedrale geführt wurde. Wir wurden mehrmals gefragt, ob wir Platzangst hätten und bestiegen dann durch eine unscheinbare Tür in der Kathedrale eine sehr enge und dunkle Treppe, die mit einigen Hindernissen wie Eisenstreben und ähnlichem versehen war. Am Ende des Aufstiegs gelangte man durch eine kleine Öffnung auf das Dach und die Kuppel der Kathedrale. Ein traumhafter Rundumblick auf die Altstadt von Quito war die Belohnung. Zu meiner Überraschung erlaubte mir der Guide, noch die letzten Meter zur Kuppel hinauf zu gehen und erklärte sich auch noch bereit, ein Foto von mir zu machen.
Ein schönes Gefühl über den Dächern des Plaza Grandes zu sitzen.
Auf dem Dach der Kathedrale fiel mir dann auf, wie wenig Schatten doch mein Körper auf das Kirchendach warf. Klar, am 5. März um die Mittagszeit gibt es keinen großen Schatten am Äquator.
Abschließend schlenderte ich noch zum Plaza San Francisco, und besuchte auch dort noch die Kirche und den Aussichtsturm. Bei einer kostenlosen Führung erfuhr ich, dass die imposante Kirchenorgel nicht mehr gespielt werden darf, weil durch die Vibrationen die kostbaren Holzornamente beschädigt werden könnten.
Auf der Rückfahrt profitierte ich von der Gastfreundschaft der Quiteños. Da aus irgendwelchen Gründen die Busse nicht so zurück fuhren, wie ich hinaufgekommen bin, musste ich mich nach Alternativen umsehen. Hilfsbereite Menschen versuchten mir die Umsteigepunkte zu erklären aber als sie merken, dass ich nicht alles komplett verstanden habe, warteten sie so lange, bis ein entsprechender Bus kam und erklärte dem Busfahrer wo ich hin muss und dieser wiederum gab mir dann ein Zeichen, wann und wo ich umsteigen musste und wo die Anschlussbusse weiterfahren.
Ein toller Tag in Quitos Altstadt, die komplett seit vielen Jahren UNESCO Weltkulturerbe ist. Vom besagten Ausnahmezustand war wenig zu spüren. Es war eher eine unbekannte Ruhe und Unaufgeregtheit, die das Stadtbild bestimmte.
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Quito | Ecuador | Dienstag - 05.03.2024 - 01:41 - GOOGLE MAPS
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Quitos U-Bahn und eine ehemalige NoGoAreaDer Samstag begann mit einem Frühstück im Casa Rafa. Dieses traumhafte am Hang gelegene Café wird von Karina und Rafa, einer Ecudorianerin und einem Schweizer betrieben. In unserer Zeit in Ecuador verbrachten wir viele Wochenendvormittage an diesem schönen Ort. Karina war zugleich unsere Spanischlehrerin in der Zeit von 2010-2014. Entsprechend groß war die Wiedersehensfreude nach so vielen Jahren. Ich traf noch einige andere Bekannte aus der damaligen Zeit und es war ein sehr emotionaler und schöner Vormittag.Gegen 13:30 Uhr ging es dann zum Stadion in Quitos Süden. Ein Teil Quitos, den ich bisher nicht kannte, denn zu meiner Zeit hier in Quito galt der Süden als No Go Area. Die Anreise war wie immer ein Erlebnis. Es ging mit öffentlichen Bussen, Taxi und der erst kürzlich eröffneten U-Bahn zum Stadion. Die U-Bahn Quitos wurde erst im Dezember 2023 eröffnet, nachdem sie nach der Inbetriebnahme im Mai 2023 nach wenigen Tagen wegen technischen Defekten wieder vom Netz genommen werden musste. Nun rollt sie aber reibungslos und gilt als Vorzeigeprojekt des öffentlichen Personennahverkehrs in Südamerika. Es ist die höchstgelegene U-Bahnstrecke der Welt. Die Metro wird von einem kolumbianisch- französischen Konsortium betrieben. Der Bau der U-Bahn hat über 2 Milliarden $ gekostet und die Fahrtstrecke, die den Norden und den Süden verbindet, ist 22 km lang und umfasst 15 Stationen. Der Bau der Strecke mitten im erdbebengefährdeten Hochgebirge, die zudem auch die denkmalgeschützte Altstadt durchquert, gilt als bautechnische Meisterleistung. Die Metro soll Erdbeben bis zu einer Stärke von 7,8 tolerieren. Eine einfache Strecke kostet 0,45 € aber es gibt Ermäßigungen, die es für die Quiteños noch günstiger machen.
Durch die Metro werden jährlich rund 67000t CO2 Ausstoß eingespart. Ein Meilenstein für die Mobilität in dieser Stadt und so wurde die Inbetriebnahme auch von den Bewohnern begeistert gefeiert.
Die U-Bahn wirkt modern und alles war sehr sauber. Die Bahn war für einen Samstagmittag gut gefüllt und wird von der Bevölkerung gut angekommen. Einziger Kritikpunkt: Der spanische Fahrzeughersteller scheint auf eine Klimaanlage verzichtet zu haben.
Angekommen im Süden sahen wir das Stadion schon von weitem. Mitten im Wohngebiet befindet sich dieses 1994 erbaute Stadion „La caldera del sur“ mit seinen charismatischen Flutlichtmasten. Es hat aktuell ein Fassungsvermögen von knapp 19.000 Zuschauern. Aukas ist ein Quechua Wort und bedeutest so viel wie wild. Es ist ein alter Traditionsverein, der 1945 gegründet wurde und in den ersten Jahren sehr erfolgreich spielte. Die erfolgreichsten Jahre liegen aber schon lange zurück und ich kannte diesen Verein nur als einen Verein aus der zweiten beziehungsweise dritten Liga. Vor einigen Jahren stieg der Verein aber wieder in die Serie A auf und wurde 2022 sensationell zum ersten Mal ekuadorianischer Meister und spielte bis zu diesem Jahr auch in der Copa Liberdatores.
Heute war nun der Auftakt zur neuen Saison. Leider waren es nur geschätzte 4000-5000 Zuschauer, die den Weg ins Stadion gefunden hatten. Warum es nur so wenige Zuschauer waren, kann ich nicht so genau sagen. Vielleicht lag es am schlechten Wetter oder die Wirtschaftskrise ist zumindest hier im armen Süden Quitos angekommen. Es könnte aber auch an der noch angespannten Sicherheitslage liegen und sich deshalb vielleicht nicht alle Fans ins Stadion getraut haben. Das Stadion war vom Militär gesichert aber es herrschte insgesamt eine schon als familiär zu bezeichnende Stimmung. Die Tickets kosten für die Tribüne zehn Dollar und wir sahen ein recht unterhaltsames Spiel, dass der Gastgeber mit 2:0 gewinnen konnte.
Nach dem Spiel entdeckte mein ExKollege Wilson, der mit der SUB 16 von Aukas in den achtziger Jahren Südamerikameister in Buenos Aires wurde und später für Aukas in der zweiten Liga spielte, im abfahrbereiten Bus der Gästemannschaft die ecuadorianischen Torwart Legende Pancho Reinoso. Da sich beide aus alten Zeiten gut kannten kam der ehemalige Nationaltorhüter und spätere Torwartrainer der ecuadorianischen National Nationalmannschaft zu uns aus dem Bus und wir unterhielten uns kurz mit Pancho, der mir erzählte, dass er auch einige Zeit in Deutschland verbracht hatte.
Dem Kiez angemessen endete der Fußballnachmittag mit Dosenbier am Kiosk. nächstes ziel:













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Lago San Pablo | Ecuador | Sonntag - 03.03.2024 - 06:36 - GOOGLE MAPS
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Lago San PabloGerald, ein Freund der hier in Ecuador lebt, holte mich um 7:00 Uhr am Morgen ab, um mich zu seinem Haus am Lago San Pablo mitzunehmen. Das hat mich sehr gefreut, denn der Lago San Pablo ist für mich ein sehr schöner Ort in Ecuador. Er ist der größte See des Landes und liegt auf 3000 m Höhe. Umrahmt wird er von den mächtigen Gebirgszügen der Anden. Vom See aus kann man die Gipfel des Imbaburra, Fuya Fuya und Coicotcha sehen. Der See gehört zur indigenen Kommune San Pablo und grenzt im Norden an den Ausflugsort Otavalo und seinen bekannten Indiomarkt. Im Jahr 2014 erzählte mir Gerald von seinen Plänen auf seinem Grundstück ein Haus zu errichten, indem die untere Etage vermietet werden sollte und in der oberen Etage er für sich eine Wohnung einbauen wollte. Mit einem Panoramablick auf den See. Zehn Jahre später ist die untere Etage fertig und eine sehr schöne Ferienwohnung ist entstanden. Die oberen Etagen sind kurz vor der Fertigstellung und insgesamt ein traumhaftes Objekt mit dem besagten Imbabura im Rücken und dem Lago San Pablo als Aussicht. Der See bietet einiges an Aktivitäten, wie zum Beispiel SUP, Kanu/ Kajak, Wakeboard, Schwimmen, vielleicht besser mit Neopren, und das alles in einer atemberaubenden Landschaft. Bevor es auf das Wasser ging, unternahmen wir noch einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall, der auf vielen Wanderwegen zu erreichen ist. Da es mitten in der Woche war, hatten wir die Landschaft und das Naturerlebnis für uns alleine. In San Pablo zurück wurde ich auf ein Spektakel aufmerksam, welches sich auf dem Sportplatz der Kommune abspielte. Die Leute in der Straße erklären mir, dass heute die Finalrunde der indigenen Kommunen der Region im Fußball stattfindet. Genau mein Humor. Also mischte ich mich unter das Volk und sah dem bunten Treiben auf dem Sportplatz zu. Hervorzuheben ist, dass das Spanisch der idigenen Andenbevölkerung deutlich klarer und besser zu verstehen ist, als das Spanisch auf der kubanischen Karibikinsel. Fast spannender als das Geschehen auf dem Platz war das drum herum. Die Frauen boten allerlei typisch equatorische Speisen und Getränke an und die Männer fachsimpelten über das Spiel und den weiteren Turnierverlauf. Sie erklärte mir unter anderem die Ausschreibung für das Turnier. Ein Team besteht aus sieben Spielern, wobei mindestens fünf indigene Spieler mit langen! Haaren zum Team gehören müssen. Zwei Spieler dürfen Mestizen sein und kurze Haare haben. Ein Blick auf das Spielfeld, bestätigte mir diese Aussage. Interessant waren auch die ausgelobten Preise. Das Sieger Team bekommt einen großen Stier und angeblich 1000 $, der Zweitplatzierte einen kleineren Stier und 600 $ und der Drittplatzierte einen noch kleineren Stier und 400 $, jetzt konnte ich die Intensität und den teilweise harten Einsatz des Spieler auf dem Platz verstehen.Am Abend machte ich dann zum ersten Mal Bekanntschaft mit den aktuellen Gegebenheiten in Ecuador. Wir waren bei einem Lehrer des Colegio Alemán eingeladen und verbrachten einen netten Abend. Dabei erfuhr ich, dass der Gastgeber Thomas, der seit zwölf Jahren in Ecuador lebt, so etwas wie der Capo des Fußballklubs Aukas in Quitos Süden ist. Das bedeutet, dass er die Stimmung im Fan Block, der so genannten Barra, mit anheizt. Das macht er wie in Südamerika üblich, mit dem Einsatz einer Trompete. Ein Deutscher, der für die Stimmung in einem ecuadorianischen Traditionsverein verantwortlich ist. Für mich ein Ding für SportInside.
Jedenfalls fiel uns um 23:30 Uhr ein, dass es ab 00:00 Uhr eine Ausgangssperre gibt. Alle Versuche noch ein Taxi oder Uber zu bestellen scheiterten.
Zu Fuß nach Hause zu laufen fiel aufgrund der Entfernung und der Sicherheitslage aus und so blieb nur noch die Gästecouch und der Entschluss, am nächsten Tag das erste Spiel der Aukas in der neuen Saison zu besuchen. nächstes ziel:












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Cununjaku | Ecuador | Donnerstag - 29.02.2024 - 20:48 - GOOGLE MAPS
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Angekommen in Ecuador Es ging dann doch standesgemäß mit dem roten Lada, Baujahr 1982 zum Flughafen. Der Flug nach Lima war pünktlich und El Ninjo lies einmal wieder grüßen. Ich hatte es schon vorab gelesen, dass das Klimaphänomen El Ninjo in diesem Jahr wieder zu beobachten ist. Dabei kommt es vor allem an der südamerikanischen Küste zu großen Niederschlägen und Unwettern. Der Flug ging. genau über diese Küstenregion von Havanna nach Lima und ab der Höhe Kolumbiens durchflog die Maschine für 2 Stunden eine ausgeprägte Gewitterzone. Der Himmel war durch die vielen Blitze hell erleuchtet und es bot sich ein beeindruckendes Naturschauspiel. Der Pilot manövrierte gekonnt die Maschine durch diese Unwetterzone. In Lima angekommen fiel mir direkt auf, wie bunt und vielfältig ein Warenangebot sein kann. Nach vier Wochen Kuba hatte ich das fast vergessen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr funktionierte wieder problemlos. Um 0:00 Uhr ging es dann wieder in die entgegengesetzte Richtung nach Quito. Der Anflug auf diese Stadt im Hochtal mitten in den Anden war wie immer ein sehr besonderes Erlebnis für mich. Immigration und Gepäckabholung waren in 30 Minuten erledigt und ich war wieder da. Auch hier, mitten in der Nacht um 2:30 Uhr waren noch alle Geschäfte offen und es herrschte noch eine beachtliche Betriebsamkeit. Mein Freund Ivan war auch schon dort und holte sich mit seinem VW T3 Bus ab. Ich hatte ihm vorher ein Foto meines Tickets geschickt, da in Ecuador immer noch eine Ausgangssperre zwischen 0:00 Uhr und 5:00 Uhr gilt und man damit rechnen muss, von der Polizei oder vom Militär angehalten zu werden.Auf dem Parkplatz des Flughafens fiel mir auf, dass es schon eine beachtliche Anzahl von ElektroLade Stationen gibt. Das in einem Land, wo Benzin und Diesel noch immer fast nichts kosten.
Ich war von der Reise und vielleicht auch noch von Kuba ziemlich müde und angeschlagen und musste mich erst einmal etwas erholen. Ivan und seine Familie wohnen sehr idyllisch in einem sehr schönen Holzhaus im Valle de Tumbaco, ein klimatisch begünstigt gelegenes Hochtal auf circa 2500 m Meter Höhe etwas unterhalb der Hauptstadt Quito.
Heute ging es dann früh um 8:30 Uhr zu meiner geliebten Laufstrecke der Ciclovia, eine ehemalige Eisenbahnverbindung von Quito in das beschriebene Tal, die aber seit vielen Jahren als Rad- und Laufstrecke sowie als Naherholungsgebiet genutzt wird. In den Jahren von 2010-2014 war dies meine Trainingsstrecke und ich bin wohl hunderte Male hier gelaufen. Für mich ist es die schönste Strecke, die ich bisher kennen gelernt habe. Sie liegt auf 2500 m und ist recht anspruchsvoll, da es entweder bergab oder bergauf geht. Sie ist ein einziges grünes Band, fern ab von von Verkehr und Lärm. Ich habe mich sehr darauf gefreut, hier wieder laufen zu dürfen und deshalb war es auch der erste Ausflug, den ich jetzt hier in Ecuador unternommen habe. Es ging natürlich sehr beschwerlich, die 2500m Höhe, das Strecken Profil und mein noch nicht optimaler Zustand ließen noch nicht mehr zu aber ich habe es sehr genossen und alles intensiv aufgesogen.
Meine ersten Eindrücke nach 1,5 Tagen. Hier im Tal ist alles noch luxuriöser und größer geworden. Es wird an allen Ecken und Enden gebaut. Dabei entstehen fast ausschließlich Luxusquartiere teilweise mit Schwimmbädern auf den Dächern, Tennisplätzen, Wellness und SPA Bereichen und sogar eine Eisbahn im Keller soll es in einem neuen Objekt geben. Die Autos sind so groß wie eh und je und fast ausschließlich SUVs aller großen Hersteller und auch die Einkaufszentren sind die bekannten Konsumtempel. Es scheint so, als als hätte die Corona Pandemie und auch sämtliche Wirtschaftskrisen hier keine Spuren hinterlassen. Es stellt sich auch die Frage, wer kann sich das leisten, wer kann das bezahlen und woher kommt eigentlich das ganze Geld? Diese bevorzugte Wohngegend ist natürlich nicht repräsentativ für Ecuador, sondern eher eine Blase der Reichen aber eben auch Teil dieses Landes.
Noch ein Wort zum Klima. Laut meinen Gastgebern Corinna und Ivan hat es in den letzten Wochen sehr viel geregnet, was nicht sehr typisch für diese Jahreszeit ist. Dies hat wahrscheinlich auch mit dem besagten Klimaphänomen El Ninjo zu tun.
Die ersten zwei Tage präsentierten sich wie aus dem Geographie Lehrbuch. Typisches Äquatorialklima. 12-15° am Morgen, ab 12:00 Uhr kommt die Sonne heraus und schnell sind die 30° erreicht und am Nachmittag bilden sich dunkle Regenwolken die dann entweder abregnen oder wie aktuell sich dann wieder verziehen. Zum Abend kühlt es dann wieder auf circa 15° ab.
Die Unterschiede zu Kuba sind schon nach 1,5 Tagen deutlich spürbar. Komplett andere Welt. Aber! Das Taxifahren ist hier in Ecuador einfacher und günstiger. Alle Taxis müssen das Taxameter nutzen und die Preise sind moderat. Erste Fahrt heute für ca. 8km 3,38 $ .
Abschließend ein paar Worte zur Sicherheitslage: Es ist diese noch schwer einzuschätzen. Aktuell gibt es noch in einigen Regionen nächtliche Ausgangssperren. Ansonsten scheint das Leben normal zu laufen. Ab morgen beginnt die Fußballsaison in Ecuador und es sollen auch wieder Zuschauer zugelassen werden. Es wird mir von meinen Gastgebern noch abgeraten, mit dem Auto an die Küste zu fahren, da es dort eventuell noch zu Straßensperren, Polizei- und Militärkontrollen kommen kann. Eventuell wäre der Flug nach Manta eine Option, um an die Küste zu kommen. Im Moment mache ich mir darüber noch keine großen Gedanken, da ich die ersten Tage hier verbringen möchte. nächstes ziel:








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